Was ist passiert?
Am 17. Juni 2025 kam es beim Autonomen Jugendhaus Bargteheide (AJH) zu einem Brand, der große Schäden verursachte. Das Jugendhaus, das seit 1984 von Jugendlichen selbstverwaltet wird, kann in nächster Zeit nicht benutzt werden.
Neben Räumlichkeiten und Teilen der Dachstruktur wurde
Veranstaltungsequipment beschädigt oder unbrauchbar gemacht. Das geplante Sommerfestival, seit Jahren einer der Höhepunkte des AJH-Programms, musste abgesagt werden. Die Kriminalpolizei ermittelt. (Ausführliche Informationen, u.a.
zu den Schäden und mit Stimmen der Aktiven des AJH im Stormarner Tageblatt, „Brand im AJH Bargteheide“, 23.6.2025.)
Bereits am 1. Januar 2025 und davor am 26. Mai 2024 kam es zu Bränden, die beide auf dem Außengelände des AJH begannen. (Siehe Lübecker Nachrichten vom 28.5.2025 bzw. bargteheideaktuell.de vom 27.5.2025.) Ein Brand, wie er am
17. Juni dieses Jahres geschah, ist an einem von Jugendlichen genutzten Ort eine dramatische Gefahr für Leib und Leben, zugleich nimmt er den Nutzer*innen ihren Raum für Selbstentfaltung und kulturelle und politische Tätigkeit. Dies erfordert klare, substanzielle und langfristige Unterstützung der Jugendlichen des AJH durch Zivilgesellschaft, Kommunalpolitik und Stadtverwaltung. Dieser Offene Brief soll einen Beitrag zu einer solchen Unterstützung leisten und den Nutzer*innen Mut zusprechen. Wir stehen Euch zur Seite – we got your back!
Das AJH – gelebte Demokratie von Jugendlichen seit 1984
Seit der Gründung 1984 leisten immer neue Generationen von Jugendlichen im AJH selbstverwaltete, ehrenamtliche Jugendarbeit. Sie organisieren sich einen Raum für Selbstentfaltung, nehmen aktiv an der Gesellschaft teil und haben sich immer wieder klar gegen Diskriminierung, Rassismus und extreme Rechte positioniert. Gerade in den letzten Jahren wurde das AJH aus diesem Grund immer öfter Ziel von Angriffen extrem rechter Akteur*innen. (Siehe unter anderem die Dokumentationen von Zebra e.V. („Landesweites Monitoring
2024“, https://www.zebraev.de und ZEBRA e.V. (@zebra_ev) • Instagram-Fotos und -Videos und TAZ-die tageszeitung vom 1.6.2024.) Das AJH übernimmt mit seinen Jugend- und Kulturangeboten seit Jahren auch einen Teil der unzureichenden Jugendarbeit der Stadt Bargteheide – und das kosten- und bürokratiefrei.
Die Forderungen:
Das AJH und seine aktuellen Aktiven und Nutzer*innen brauchen jetzt unsere Solidarität! Ihre Zivilcourage, ihr Engagement und ganz konkret der Wiederaufbau des AJH müssen unterstützt werden. So dramatisch und gefährlich, wie ein Brand an einem regelmäßig genutzten Jugendhaus ist, so stark muss jetzt die
Unterstützung aus der Zivilgesellschaft sein. Diese Unterstützung kann anknüpfen an die aktuellen Aktiven des AJH, die sich
trotz des Schrecks angesichts des Brands an die Aufräumarbeiten gemacht und Pläne zum Wiederaufbau gemacht haben. Sie kann anknüpfen an eine Welle der Solidarität, die aus Bargteheide selbst kommt, von ehemaligen Nutzer*innen des
Jugendhauses und von solchen Institutionen wie dem Fanladen des FC St. Pauli, der originale Trikots des Vereins zugunsten des AJH versteigert (siehe Posting vom 21.6.2025, https://www.instagram.com/fanladenstpauli/).
Genauso, wie es zivilgesellschaftliche Initiativen und Verbände vorgemacht haben, sollten aber auch öffentliche Stellen jetzt das AJH unterstützen. Stadtverwaltung und Kommunalpolitik sind gefragt: Finanzielle und formale Zusicherungen müssen gemacht werden, die eine Fortführung der Arbeit des AJH in geeigneten Räumen an einem geeigneten Ort garantieren! Es muss eine langfristige Lösung geben, nachdem bereits der Abriss des
ursprünglichen Jugendhauses in der Lübecker Straße 2004 nur zur Ausweichlösung der jetzt genutzten Container am Volkspark geführt hatte. Die Situation des Initiativenhaus in Bad Oldesloe und die gerade erfolgte Neuregelung für das AJZ Neumünster zeigen, dass das bei politischem Willen ohne weiteres möglich ist.
Bis das erfolgt ist, brauchen die Jugendlichen des AJH nutzbare Räume. Sollte das AJH über Monate nicht nutzbar ein, brauchen sie Exilräumlichkeiten, die eine eigenständige Nutzung ermöglichen! Das liegt in der Verantwortung der Stadt Bargteheide, insbesondere nach einem unverschuldeten Schaden von derartigem Ausmaß.
Selbstverwaltete Jugendarbeit muss unterstützt werden – als Aufgabe städtischer Jugendpflege, als Beitrag zu demokratischer Teilhabe und lebendiger Kultur, als Selbstverständlichkeit in „Stormarns lebendiger Stadt“ (Eigenwerbung der Stadt
Bargteheide).
Erstunterzeichner*innen:
1. AJH Oldies (Imke Sönksen, Nils Bessel)
2. Bargteheide Zero
3. BdP Stamm Geisterburg (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder,
Bargteheide)
4. BioOase Bargteheide (Jutta Henriksson)
5. Dipl. Ing. Holger Kittler (Hamburg, Gründungsmitglied AJH)
6. Exxakt e.V. (Box-Verein, Bargteheide)
7. Fridays For Future Bad Oldesloe
8. GEW Bargteheide-Ahrensburg-Großhansdorf (Birgitt Gartenschläger)
9. Initiative für Solidarität und Antifaschismus aus Bargteheide
10. Omas gegen Rechts Ahrensburg
11. PD Dr. Knud Andresen (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, im
AJH in den 1980er Jahren)
12. Polbix e.V. (Bildungsverein, Stormarn)
13. Regionales Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Lübeck
14. Runder Tisch Ahrensburg – für Zivilcourage und Menschenrechte
15. ZEBRA e.V. – Zentrum für Betroffene rechter Angriffe
Spenden, die für Reparatur und Neuanschaffung von Equipment und den „Wiederaufbau des AJH“ verwendet werden, erreichen das AJH unter der Sammlung „Wiederaufbau des Autonomen Jugendhauses Bargteheide“
https://www.paypal.com/pools/c/9fQiFMkDj6 und per Banküberweisung:
Autonomes Jugendhaus e.V. – IBAN: DE45200505501232129500
Verwendungszweck: Spende.
Der Bildungsverein Polbix e.V. widmet sich seit 2014 der außerschulischen Jugendbildung und ist in Stormarn tätig. Er ist Mitglied im Landesverband Schleswig-Holstein des Bunds Deutscher Pfadfinder*innen (BDP).