Mit Joachim Germer verliert Barsbüttel und der Kreis Stormarn einen Menschen, der über Jahrzehnte das politische Leben vor Ort mit leiser Beständigkeit, beeindruckender Fachkenntnis und unermüdlichem Engagement prägte.Joachim Germer, 1941 in Hamburg geboren, wurde 84 Jahre alt. Er starb am Sonntagmorgen, den 27. Juli 2025. Zurück bleiben seine Frau, drei Kinder und eine politische Landschaft, die ohne ihn ärmer ist.
1984 kam Germer nach Barsbüttel, ließ sich in Stemwarde nieder – aus Überzeugung. Er setzte sich für den Schutz der Natur, der Landwirtschaft und des ländlichen Lebens ein. Der Protest gegen eine geplante Umgehungsstraße und die Deponie 78 am Ellerhoop politisierte ihn. So begann sein Weg in die Politik, von der Straße in die Parlamente. „Es nützt nichts, nur zu protestieren. In den Gremien kann man am meisten bewirken“, sagte er.
1986 gründete er den Ortsverband der Grünen in Barsbüttel und wurde das Gesicht Grüner Kommunalpolitik in Stormarn. Bei acht Kommunalwahlen wählten ihn die Bürger in die Parlamente. Er war Mitglied der Barsbütteler Gemeindevertretung von 1986 bis 1990 und von 2013 bis 2023 sowie Abgeordneter im Kreistag von 1994 bis 2023. Bis fast zuletzt gehörte er als Mitglied im Planungsausschuss der Barsbütteler Fraktion an.
Achim Germer war kein Lautsprecher, kein Ideologe. Seine präzise, kenntnisreiche, sachorientierte Arbeit zeichnete ihn aus. Ob Verkehrsplanung oder Ausschussarbeit, ob Detailregelung oder Satzungstext: Er las, verstand und durchdachte alles gründlich. Als Verkehrspolitiker kannte er sich mit Fahrplänen ebenso gut aus wie mit den rechtlichen Grundlagen des Straßen- und Radwegebaus.
„Achim war lange Zeit mein Wegbegleiter im Kreistag“, erinnert sich Sabine Rautenberg, Vorsitzende der Kreistagsfraktion. „Er prägte und beeinflusste die Fraktion, ein politischer Generalist und Experte in der Verkehrspolitik. Wir kennen Achim als meinungsstark, pflichtbewusst und verbindlich. Seine Expertise wurde auch über die Fraktion hinaus geschätzt und respektiert. Sein Detailwissen setzte er wortgewaltig ein, um das Beste für Stormarn zu erreichen. “ Er war immer offen für Argumente, sagte einst CDU-Mann Henri Schmidt über den Grünen – eine Einschätzung, die zeigt, wie sehr Germer über Parteigrenzen hinweg respektiert wurde.
Neben seiner kommunalpolitischen Arbeit war Joachim Germer viele Jahre stellvertretender Vorsitzender der Stemwarder Aktionsgemeinschaft für Naturschutz und Landschaftspflege. Die Satzung des Vereins trägt seine Handschrift.
Beruflich wirkte er als Lehrer an einer Grund-, Haupt- und Realschule – und auch in der Politik war er oft Lehrer im besten Sinne: Mentor, Wegbereiter, ruhender Pol. „Ich bin Achim unglaublich dankbar“, sagt Angela Tsagkalidis, seine Nachfolgerin als Fraktionsvorsitzende im Barsbütteler Gemeinderat und Kreisvorsitzende der Grünen. „Er motivierte mich 2013, das Terrain der Kommunalpolitik zu betreten. Ohne ihn säßen wir nicht Woche für Woche mit so engagierten Menschen in der Fraktion zusammen. “
Auch als Germer nach einer Bandscheiben-OP kürzertreten musste, blieb er präsent. Mit dem Rollator kam er noch zu Sitzungen. Dann ging es nicht mehr.
Joachim Germer war kein Mann der großen Bühne, sondern ein Mann der verlässlichen Arbeit – über Jahrzehnte hinweg. Ein kommunalpolitisches Urgestein. Ein Vorbild. „Sein Wirken bleibt. Und mit ihm die Erinnerung an einen klugen, zugewandten, streitbaren, aber immer fairen Menschen“, so Tsagkalidis. „Wir bewahren ihn in unseren Herzen.“