Bargteheide – 125 Jahre Sozialdemokratie in Bargteheide wurden jetzt gefeiert. Im Hinterzimmer eines Gasthofs wurde im April 1891 der Ortsverein gegründet. Die Sozialistengesetze waren gerade aufgehoben, der Verfolgungsdruck im Kaiserreich hatte sich gemildert. Offiziell blieben sie aber lange noch „vaterlandslose Gesellen“.
Über die wechselhafte Parteigeschichte berichteten der stellvertretende Vorsitzende Ralf Stegner und der Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes bei der Feierstunde im Restaurant Papillon. Und Pastor im Ruhestand Cord Denker würdigte das Jubiläum auf Plattdeutsch: „Dat wi hüüt in passabel Lewens-Umständ un in Freden wohnen und arbeden un fiern köönt, dat hebbt wi de to verdanken, de uns vörweg gohn sünd.“ Es seien Menschen, die sich für Gerechtigkeit, Solidarität, Menschlichkeit und Verständigung einsetzten.
Das Kaiserreich fiel mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg, die erste deutsche Republik entstand. In Bargteheide Von rechts und links blieb sie bedroht. Die Rechten versuchten im Kapp-Putsch die alte Ordnung wiederherzustellen, zweimal wurde die „Sowjetrepublik Bargteheide“ ausgerufen. Das scheiterte. 1924 formierte sich ein völkisch-nationalistischer Block und errang auf Anhieb 16 Prozent der Wähler. „Geschichte, die uns gerade heute wachsam machen sollte“, so Thönnes.
Es folgte die Nazi-Diktatur mit all den schrecklichen Konsequenzen. In Bargteheide erhielt die Nazi-Partei 1932 bei der vorletzten freien Wahlen überdurchschnittliche 56 Prozent der Stimmen. Nach der Befreiung trugen Sozialdemokraten zum Aufbau des kaputten Landes voller Flüchtlinge bei.
Die SPD habe die bürgerlichen Grundrechte erkämpft, sagte Stegner: „Wir treten den Feinden der Demokratie entschlossen entgegen, wir werden nie kapitulieren, wenn neue Sündenböcke gesucht werden.“ Der Frieden sei wieder bedroht, Europa dürfe aber nicht zum Kontinent des Nationalismus werden. „Wir haben eine globale Verantwortung, auch für den Süden“, sagte Stegner, „wir können unseren Wohlstand und den Frieden nur erhalten, wenn wir teilen.“
Trotz Terror, Barbarei und Unterdrückung gehe die Geschichte voran. „Demokratie lebt von Austausch und Diskussion um die gemeinsame Zukunft“, sagte Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht in ihrem Grußwort. Sie erinnerte an Persönlichkeiten wie Willy Brandt. „Haltung beginnt dort, wo es anfängt weh zu tun“, hatte der einst gesagt.