„Morgen, Kinder, wird’s nichts geben“

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Bargteheide – Kleinkinder gehen bei Hartz-IV Erhöhung leer aus -Kinderschutzbund bittet um Spenden für den Familienhilfe-Notfonds

Zum 1. Januar 2017 werden die Regelsätze für Hartz-IV-Bezieher angepasst. Während Kinder im Grundschulalter immerhin 21 Euro mehr bekommen sollen, sind es für Jugendliche nur 5 Euro. Die Kleinkinder bis 6 Jahren erhalten keine Erhöhung, für sie ist nach den neuen Berechnungen der bisherige Satz sogar zu hoch.

Für den Deutschen Kinderschutzbund Stormarn e.V. (DKSB) ist das ein unglaubliches Armutszeugnis für Deutschland.

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„Wieder einmal ist es nicht gelungen, die Situation der armen Kinder im Land grundlegend zu verändern“, stellt Ingo Loeding fest. Der Geschäftsführer des DKSB verfolgt die Entwicklung der Kinderarmut seit vielen Jahren. „Armut in Familien ist häufig gepaart mit Hoffnungslosigkeit und Ausgrenzung“, erklärt Ingo Loeding weiter. „Besonders drastisch werden die Einschränkungen deutlich, wenn ein Kind in einem wohlhabenden Umfeld wie im Kreis Stormarn aufwächst. Wenn in der Schule die Anschaffung von Tablet-Computern diskutiert wird, die Eltern aber nicht mal wissen, wie sie das Geld für die Klassenkasse aufbringen sollen, dann begreift jedes Kind, dass es nicht dazugehört.“

Das Thema wird jetzt wieder aktuell, weil mit dem Jahreswechsel die Hartz-IV-Regelsätze neu festgesetzt werden. Das betrifft im Kreis Stormarn über 3.300 Kinder. Für die Berechnung greift die Bundesregierung auf die sogenannte Einkommensverbrauchsstichprobe (EVS) zurück, einer Kostenerhebung des Statistischen Bundesamtes. Ingo Loeding kritisiert: „Viele Werte aus der Erhebung sind statistisch nicht belastbar. Verschiedene Gutachter bescheinigen der Bundesregierung zudem, dass die Ergebnisse künstlich heruntergerechnet werden. Schon der gesunde Menschenverstand, sagt einem, dass man ein 6-jähriges Kind mit 2,18 Euro am Tag kaum gesund satt bekommt.“

Gleichzeitig häufen sich beim DKSB die Anträge beim Familienhilfe-Notfonds. Auch in diesem Jahr werden wieder über 50.000,- Euro an bedürftige Familien und Kinder ausgeschüttet. Das spendenbasierte Angebot unterstützt Familien mit Kindern in finanziellen Notsituationen. „Auch die Jugendbehörden schicken Familien mit Anträgen zu uns. Für Kinder reicht das, findet der Gesetzgeber. Wir sagen: es reicht nicht! Unser Sozialsystem sorgt dafür, dass jedes 6. Kind im Kreis Stormarn schlechte Chancen auf ein gutes Leben hat. Die Folgen von Armut sind schlechtere Bildung, schlechtere Gesundheit und Ausgrenzung vom sozialen und kulturellen Leben.“

„Es gilt scheinbar noch immer, was Erich Kästner vor fast 90 Jahren zynisch dichtete: ‚Morgen Kinder wird’s nichts geben /  Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.‘“, befürchtet Ingo Loeding. „Deshalb ist unser Wunsch für 2017 an alle Kreis- und Kommunalpolitiker, alles dafür zu tun, dass der finanzielle Druck von den Familien genommen wird. Wir haben bei den Kindern nur eine Chance, es richtig zu machen.“

Wer weitere Informationen zur Situation von armen Kindern sucht oder den Familienhilfe-Notfonds unterstützen möchte, kann sich an den DKSB wenden: Telefon 04532-280680 oder per E-Mail info@dksb-stormarn.de.

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