Ammersbek – Es tut sich etwas beim Haus am Schüberg. Zum Kunsthaus der kirchlichen Bildungsstätte kommt jetzt der Kunsthof hinzu. Dort wurde jetzt das erste begehbare Kunstwerk fertiggestellt. Acht Kunststudenten aus Estland haben mit ihrem Professor Rasmus Eist einen Kubus aus Holz erstellt. Darin führt eine Treppe zu einem kleinen Fenster mit Blick auf den neu angelegten Garten.
Das Gelände zählt zum Grundbesitz der evangelisch-lutherischen Kirche, die das Bildungszentrum betreibt. „Es war lange an einen landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet“, sagt Axel Richter, künstlerischer Leiter der Bildungsstätte. Das Holz aus der entkernten ehemaligen Scheune wurde von den Studenten für das Kunstwerk recycelt. So ist dort ein offener Raum entstanden, in dem Kunstseminare und noch vieles Kreative mehr zukünftig einen Platz finden können. 110 Quadratmeter Innenfläche stehen zur Verfügung. „Kein anderes Tagungshaus bietet so vielfältige Möglichkeiten“, sagt Richter begeistert.
Auf der anderen Seite des weitläufigen Grundstücks haben die Studenten als ein begehbares Kunstwerk einen Kubus gebaut. Die vier Seiten haben eine unterschiedliche Struktur und symbolisieren die vier Elemente. „Wer das Haus betritt, wird zum fünften Element“, erklärt der estnische Kunstprofessor Rasmus Eist. Vom Fenster des Kubus blickt man auf den Garten mit 20 frisch gepflanzten Bäumen und einer bienenfreundlich blühenden Wiese. „Paradiso“ wurde er deshalb getauft. „Es ist ein Paradies auf Zeit, zum Genießen oder um selbst aktiv zu werden“, erklärt Axel Richter. Mit dem Ausblick von Sehnsucht und Erwartung habe das Projekt auch eine religiöse Dimension.
Interessierte Kunstliebhaber sind auch eingeladen, diesen Flecken zu betreten und zu erleben. Auf dem Weg finden sie viele weitere Werke wie den Nachbau einer U-Bahnstation von Uwe Schloen. Der Kunstprofessor aus Bremen hat schon einige Werke fürs Kunsthaus beigesteuert, etwa einen Friedhof für literarische Figuren wie Goethes Werther oder Kafkas Gregor Samsa.
Er hat auch den Kontakt zur Universität Tartu hergestellt und den Kunststudenten einen Auslandsaufenthalt ermöglicht. Sie besuchen das Art College in der estnischen Stadt und haben jetzt 14 Tage voll harter Arbeit im Kunsthaus verbracht. Zuerst in Zelten, wegen der schlechten Wetters zuletzt in einem festen Gebäude. Unter dem Arbeitstitel „Behausung“ haben sie mit Schloen das naturnahe Konzept für „Paradiso“ umgesetzt.
Der Abschiedsabend für die Studierenden wurde mit einem Konzert gekrönt. Mit freien Improvisationen begeisterte der renommierte Musiker Hans Schüttler die Gäste aus Estland mit einer improvisierten Klang-Performance.