Für ein Bargteheide, in dem wir gut und gerne leben

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Für ein Bargteheide, in dem wir gut und gerne leben

Reicht dieses Motto aus, um unsere Zukunft zu gestalten? Dieser von Angela Merkel entlehnte Wahlkampfslogan steht für ein „Weiter so“. Doch ist es das, was wir für unsere Zukunft brauchen und wollen?

Ein Beispiel für irritierende Zukunftsgestaltung sehen wir beim Auto: Wenn man die VW-Autowelt in Wolfsburg besucht kann einen diese Szenerie um den Popanz von klinisch reinen Autos beklommen machen. Automodelle werden mit Staubwedeln bearbeitet obwohl sie eigentlich völlig sauber glänzen. Kein Wort zu den Problemen des Verbrennungsmotors und was an Staub und Gasen aus ihm hinten herauskommt. Und an dieser Autowelt hängtwie eine Blase die Großstadt Wolfsburg mit ca. 120.000 Menschen. Was ist, wenn VW die Probleme des Verbrennungsmotors und das Umschwenken auf die E-Mobilität nichtin den Griff bekommt und die globalen Wettbewerber schneller sind? Wir kennen alle die ehemals prosperierenden Städte der Textil-, der Stahl- und der Werftindustrie und ihren Niedergang, der  meist dadurch eingeleitet wurde, dass Politik und Industrien sich nicht rechtzeitig auf die Zukunft eingestellt hatten.

Und wenn das Wahlkampfmotto uns darin bestärken sollte, dass bei uns in Deutschland alles doch ganz gut sei, dann sollten wir die skandinavischen Länder betrachten – sie geben mehr für soziale Gleichberechtigung aus, sie haben einen besseren Lebensstandard und eine wesentlich besser ausgebaute Infrastruktur als wir.

Das Motto „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ bedeutet Stillstand. Dieser biedermeierlich anmutende Slogan entwickelt keinen Impuls dafür, dass wir für unsere Zukunft allein schon die täglichen Missstände beseitigen müssen, beispielsweise Kranken- und Altenpflegerinnen besser bezahlen,Menschen mit wenig Einkommen preiswerten Wohnraum anbieten, die tatsächliche Chancengleichheit in der Bildung realisieren, die Dauerstaus im Straßen- und Bahnverkehr durch Erneuerungder abgefahrenen Infrastruktur beheben, die Luftverschmutzung der Städte durch Umschwenken zur E-Mobilität verringern, die Anstrengungen für Natur-, Landschafts-und Tierschutz verdoppeln und besonders für den Klimaschutz – damit unsere Inseln und Halligen nicht eines Tages absaufen.

Was hat das mit Bargteheide zu tun? Alles betrifft eine Nummer kleiner auch Bargteheide. Auch bei uns gibt es einen politischen Trend zum „Weiter so“. Neubauvorhaben dort, wo es sich gerade so ergibt, ohne Strategie wo wir Mietwohnungen bauen wollen, wieviel Verdichtung wir in der Stadt zulassen wollen und wieviel Grün und Landschaft wir erhalten wollen. Am Bahnhof werden Stellplätze geplant allerdingsohne Bilanzierung wieviele davon wir überhaupt benötigen und ohne Überlegungen zur E-Mobilität. Und dabei wird das Bahnhofsumfeld nicht einmal mit einbezogen.

Ohne eine von den Grünen immer wieder geforderte ganzheitliche Stadtplanung besteht die Gefahr, dass wir eine beliebige Patchwork-Stadt Bargteheide bekommen. Bisher lebt es sich gut in Bargteheide, doch wir sollten nicht stehen bleiben wie die Autoindustrie, sondern Bargteheide zukunftsfähig machen. Wenn jemand mit dem Motto kommt „Für ein Bargteheide, in dem wir gut und gerne leben“ sollten wir uns nicht einlullen lassen sondern kritisch die erkannten Missstände benennen und sie abarbeiten.

Von Dirk Ollroge, Vorstandsmitglied der Bargteheider Grünen und Bürgerliches Mitglied im Ausschuss für Planungund Verkehr

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