Nach dem Sturm: Hospiz Ahrensburg e.V. und Literatur LIVE laden ein zum neuen Termin mit Henning Scherf

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Nachdem der erste Termin für den Besuch von Henning Scherf wegen des schweren Sturms am vergangenen Donnerstag abgesagt werden musste, gibt es nun einen neuen Termin:

Der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf wird jetzt am Donnerstag, 26. Oktober um 19.30 Uhr im Ahrensburger Kulturzentrum Marstall seinen Vortrag zum Thema ‚Das letzte Tabu – Über das Sterben reden und den Abschied leben lernen‘. Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit!

Henning Scherf, der als Kind wie so viele seiner Generation das Sterben im Krieg und auf der Flucht erleben musste, beschreibt in seinem jüngsten Buch „Das letzte Tabu“, das er gemeinsam mit der Annelie Keil geschrieben hat, ganz persönliche Erfahrungen mit dem Tod – bittere wie tröstliche – und verbindet diese Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Frage danach, wie wir heute sterben wollen.

Was ist der Tod für uns heute? Und: Was ist ein guter Tod? Wie sterben wir? Und: Wie möchten wir sterben?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in einer industrialisierten Gesellschaft, in der jeder eine Rolle zu erfüllen hat. Wir sterben, angeschlossen an Schläuche auf der Intensivstation eines Krankenhauses und wenn wir Glück haben, ist jemand da, der unsere Hand hält. Immer öfter nehmen sich Menschen im hohen Alter das Leben, weil sie einsam sind, weil sie ihren wenigen und weit weg wohnenden Kindern und Enkeln nicht zur Last fallen wollen. Wir diskutieren sogar in unserem Parlament die Möglichkeit der Sterbehilfe, weil viele von uns dies wollen, weil unsere europäischen Nachbarn dies zum Teil schon praktizieren, weil wir den Tod nicht in Demut erwarten können, sondern im Griff haben wollen, weil wir Angst vor der Einsamkeit am Ende haben. Wir lassen uns anonym bestatten, weil ohnehin niemand da wäre, der unser Grab pflegt. Wir verdrängen unsere Trauer und machen so weiter wie bisher, weil unsere Funktionsgesellschaft das so von uns erwartet. Das alles sind Trends unserer Zeit.

Doch es gibt auch die Gegenbewegung. Es gibt ehrenamtliche Hospizhelferinnen, die Familien unterstützen, wenn einer ihrer Angehörigen sterben muss damit ein Sterben zuhause möglich ist. Es gibt Hospize, die Sterbende liebevoll aufnehmen, die niemanden zuhause hätten, der ihnen beistehen könnte. Es gibt ehrenamtliche Gruppen, die Trauernden beistehen. Es gibt neue Formen der Beerdigung, die aus einem verkrusteten und Angst einflößenden Ritual einen persönlichen Abschied zu machen versuchen. Wir erleben also gerade so etwas wie eine gesellschaftliche Kursänderung, noch nicht konsistent, noch nicht in allen Bereichen, noch nicht von allen vollzogen, aber ein Anfang ist gemacht.

Henning Scherf, Dr. jur., geb. 1938, war lange Jahre Sozial-, Bildungs- und Justizsenator und von 1995 bis 2005 Bürgermeister und damit Ministerpräsident des Bundeslandes Bremen. Er ist verheiratet, hat drei Kinder, ist neunfacher Großvater und lebt in Deutschlands berühmtester Haus- und Wohngemeinschaft.

Die Buchvorstellung mit Henning Scherf wird gemeinsam vom Hospiz Ahrensburg e.V. und der Kooperation Literatur LIVE veranstaltet.

Eintrittskarten für die Veranstaltung am Donnerstag, 26.  Oktober um 19.30 Uhr sind noch in der Buchhandlung Stojan (04102-50431) erhältlich und kosten im Vorverkauf 12 Euro (zzgl. Gebühr) und.

 

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