Gegen die Sprachverrohung

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Bargteheide – Robert Habeck ist ein Besuchermagnet. Bei seiner Lesung im Kleinen Theater blieb kaum ein Sitz leer. Der Co-Vorsitzende der Grünen und Buchautor zog das Publikum sofort in seinen Bann. Auf Einladung der Bargteheider Buchhandlung war er ins Theater gekommen. Weil an diesem Abend von Berlin aus kein ICE verkehrte, war er am Büchener Bahnhof gestrandet und wurde von dort mit dem Auto abgeholt. Mit Humor, Selbstironie und ein wenig Philosophie wurde es etwas verspätet ein spannender Abend.

„Der politische Rechtsruck macht sich auch an der Sprache fest“, sagte Habeck und belegte das mit menschenverachtenden Zitaten von AfD-Politikern. Populistische Worte seien verführerisch, wie auch der Erfolg von Trump in den USA zeige. „Denn Sprache bringt aktiv eine Wirklichkeit hervor.“ Deshalb sei nicht die gegenwärtige Verrohung angebracht, sondern Worte die auch Alternativen zuließen. „Sprache ringt ums Verstehen, ums Zuhören, Nachdenken und friedlichen Interessenausgleich.“ Auch die Medien verlangten nach zugespitzten Neuigkeiten und Zitaten. Das sei eine permanente Verführung zu einem aggressiven Ton.

In Berlin hatte er 2018 über eine mögliche Jamaika-Koalition mitverhandelt. Anders als in Kiel platzten die Gespräche damals. Es seien Anfängerfehler geschehen: „Es gab keine Leitidee und eine Atmosphäre des Misstrauens.“ Schließlich sei die FDP wortlos aus den Verhandlungen gegangen. Die anderen Unterhändler hätten sich noch herzlich umarmt. „Der historische Moment wurde nicht erkannt, auch von den Grünen nicht.“

Sein Weg in die Politik sorgte für Heiterkeit. Zunächst liebäugelte er mit dem SSW, landete aber rasch beim Kreisverband der Grünen. „Der halbe Kreisvorstand war dort 2002 wegen des Afghanistankriegs zurückgetreten.“ Ein neuer Vorsitzender wurde in Flensburg gesucht. „Mach du das doch“, forderte man ihn dort auf. Und er wurde gewählt und er machte das. Ähnlich war es drei Jahre später bei der Wahl zum Landesvorsitz 2005. „Das ist die grüne Wirklichkeit“, sagte er sarkastisch.

Eine friedliche Demokratie lebe von Kompromissfähigkeit und Interessensausgleich. „Trauen wir uns dabei, offen, verletzlich und optimistisch zu bleiben“, sagte Habeck zum Schluss.

BGastgeberin und Buchhändlerin Ulrike Herberg mit Robert Habeck.

 

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Nicht an den Worten sondern an den Taten messen lassen, sollte sich der fesche Herr Habeck. Wenn die Grünen wiederholt Mehrheitsentscheidungen im Bundesrat blockieren, tragen sie ebenso zur Spaltung der Gesellschaft bei wie die AfD.

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