Umfangreiche Veranstaltungsreihe zum Thema Flucht und Vertreibung in Stormarn und dem Herzogtum bietet kultur-historische Auseinandersetzung mit dem Thema
Mölln/Bad Oldesloe – Allgegenwärtig ist das Thema „Flucht und Vertreibung“, sei es auf der Straße, bei Nachbarn, in den Medien, in der Politik oder – gar nicht so selten – in der eigenen Familiengeschichte. Um die unterschiedlichen Facetten dieses Themas mit Bezug zu Schleswig-Holstein sichtbar und erlebbar zu machen, haben sich zahlreiche Kulturschaffende sowie Künstlerinnen und Künstler aus den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn unter der Projektleitung von Marianne Lentz (Museumsnetzwerk Kulturknotenpunkt Mölln/Stormarn) zusammengefunden. Entstanden ist ein umfassendes kulturelles Programm zu diesem Thema, das verschiedenste kulturelle Sparten zur Auseinandersetzung bietet. Die Veranstaltungsreihe bietet unter dem Dach des Kulturknotenpunktes kreisübergreifend in der Zeit vom 03. März bis zum 30. September Gemeinschafts- und Einzelausstellungen, Ausstellungen in Museen, Vorträge, Schauspiel, Konzerte, Filme, Literatur sowie Schulprojekte, zahlreiche davon in Stormarn.
Den Auftakt bildet die Gemeinschaftsausstellung „Weg ins Ungewisse“ im Möllner Stadthauptmannshof (Hauptstr. 150). Die Vernissage am Sonntag, 03.03. um 11.30 Uhr ist zugleich die Eröffnung der gesamten Reihe.
In dieser vielfältigen Ausstellung – zusammengetragen von 19 sehr unterschiedlichen Künstlern aus Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg – kommen verschiedene Facetten zum Ausdruck. Einerseits die Schicksale der Betroffenen, die Ursachen der Flucht wie Kriege, Hungersnöte, Unterdrückung, Not und vieles mehr. Andererseits geht es aber auch um das Überleben und um die fortwährende Entwicklung und Veränderung der Gesellschaft, die letztendlich durch das Integrieren anderer Menschen bereichert wird.
In der Ausstellung werden die unterschiedlichen Herangehensweisen sowie der kreative Umgang mit der Thematik deutlich. Form, Material und Inhalt ergeben einen jeweils eigenen Ausdruck. Somit besteht die Absicht, das aktuelle und überzeitliche Thema in seiner Vielfalt zu präsentieren – als Austausch zwischen den Künstlern und den Betrachtern.
Die Ausstellung „Weg ins Ungewisse“ – initiiert von Marianne Lentz und kuratiert von Friderike Bielfeld – ist zu sehen
– vom 03. bis 24.03. im Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln
– und vom 05. bis 30.05. im Kulturzentrum Marstall, Lübecker Str. 8, Ahrensburg.
Während der Veranstaltungsreihe werden in unterschiedlichen Museen im Herzogtum Lauenburg und in Stormarn Sonderausstellungen zum Themenfeld „Flucht und Vertreibung“ gezeigt, so z.B. im Museum „Vergessene Arbeit“ in Steinhorst („Flucht nach 1945 – angekommen in Schleswig-Holstein“), im Zugpferdemuseum Lütau („Mit Pferden auf der Flucht – Die Geschichte der geretteten Trakehnerpferde“), im Heimatmuseum Reinfeld („Ostdeutsche Heimatstube“) oder im Stormarnschen Dorfmuseum Hoisdorf („Holländerei – Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden revolutionieren die bäuerliche Milchwirtschaft“).
Musikalisch wird es in der Wassermühle Trittau, wenn am 29.06. Martina Doehring (Sopran) und Aivars Kalejs (Klavier) einen Liederzyklus nach Texten aus dem Tagebuch der Anne Frank vortragen. Lieder und Texte zu Flucht und Vertreibung unter dem Titel „In die weiten Länder“ können Interessierte am 23.08. im Amtsrichterhaus Schwarzenbek hören. Meike Siebert (Gesang), Jutta Hardkop (Klavier) und Angela Bertram (Rezitation) gestalten den Abend.
Das Solostück „Rose“ von Martin Sherman ist die Lebensgeschichte einer in der Ukraine geborenen Jüdin im ausgehenden 20. Jahrhundert, dargestellt von der Schauspielerin Angela W. Röders. Sie erzählt vom Untergang der jiddischen Kultur, von der Entfremdung zwischen Israelis und Juden aus der Diaspora, von der Sehnsucht nach Heimat. „Rose“ wird zweimal gezeigt: Am 05.05. im Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg und am 17.05. im Stadthauptmannshof Mölln.
Wissensvermittlung wird auch in Form von Abendvorträgen angeboten: Über Flüchtlinge und Vertriebene in Mölln am Ende des Zweiten Weltkriegs und danach spricht der Stadtarchivar Christian Lopau am 29.04. im Möllner Stadthauptmannshof. Ebenfalls dort informiert Uta Grohs (Pröpstin i.R.) über Erfahrungen von Flucht und Vertreibung im Licht biblischer Überlieferung am 21.08. Über eiszeitliche Migranten – Rentierjäger aus dem Tunneltal – spricht Wolfgang Knaack vom Dorfmuseum Hoisdorf am 26.09. in der Stadtbücherei Ahrensburg.
Auch an Schulen hat man sich mit dieser Thematik befasst. Der 12. Jahrgang der Hahnheideschule Trittau (Geschichts- und Kunstunterricht) zeigt im Dorfmuseum Hoisdorf eine Ausstellung mit dem Titel „Flucht und Vertreibung unter der Perspektive der Menschenrechte“. Man kann sie in der Zeit vom 09. bis 23.03. besichtigen. Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen der Gemeinschaftsschule Mölln führen am 14.03. im Stadthauptmannshof Mölln das selbst erarbeitete Stück „1939: Damals war es die St. Louis“ auf. Dem titelgebenden Schiff mit über 900 deutschen Juden wurde 1939 sowohl in Kuba als auch in Amerika die Einreise verwehrt.
Für Filmfreunde bietet das Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg vier thematisch passende Spielfilme an: „Lauf, Junge, lauf“ am 15.05., „Comedian Harmonists“ am 12.06., „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ am 21.08. sowie am 26.09. „Long walk home“. Den Dokumentarfilm „Eldorado“ von 2018 mit anschließender Diskussion zeigt der Filmclub Ratzeburg am 02.07. im Burgtheater Ratzeburg.
Bücher zum Thema „Flucht“ werden am 25.05. in der Drahtmühle Grönwohld zum Stöbern bereitgehalten. Bei einer Tasse Kaffee kann man den Ausführungen eines Zeitzeugen aus Breslau zuhören und sich darüber austauschen.
Zwei Einzelausstellungen befinden sich ebenso im Angebot: Martina Doehring zeigt ein interkulturelles Fotoprojekt mit Musik in der Wassermühle Trittau vom 24. bis 27.06. (Vernissage am 22.06.), und in der Tymmo-Kirche in Lütjensee kann man Werke von Günter Pietsch in der Zeit vom 01. bis 22.09. betrachten.
Die gesamte Veranstaltungsreihe wäre nicht denkbar ohne die Sponsoren und Kooperationspartner. Zu nennen sind der Kreis Stormarn, der Kreis Herzogtum Lauenburg, die Gemeinde Trittau, die Stiftung der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, das Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg, die VHS Trittau sowie die Druckerei Max Siemen. Allen Ehrenamtlichen, die an der Umsetzung der Veranstaltungen beteiligt sind und die aufgrund der Vielzahl nicht einzeln aufgeführt werden können, gilt besonderer Dank.
Die Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie in dem entsprechenden Faltblatt, das an vielen öffentlichen Stellen ausliegt, sowie unter www.flieheneinstgeflohen.de