Bargteheide – Ein Projekt in Bargteheide verbindet viele Aspekte miteinander. Die Fahrradwerkstatt der „Bunten Vielfalt“ leistet neben Reparaturen auch konkrete Integrationsarbeit. Für Geflohene, für Menschen mit einem Handicap oder einem geringen Einkommen. Das Team führt Interessierte in das Handwerk ein und stellt für Bedürftige gespendete und fahrtüchtig gemachte Räder zur Verfügung. Inzwischen gegen ein Pfand von 30 Euro.
Möglich wurde das durch die Kooperation mit der gemeinnützigen Gesellschaft „tohus“. Die leistet im Verbund mit der Stiftung Alsterdorf in Bargteheide Beratungen, offene Straßensozialarbeit und betreut hier auch Wohnprojekte. „Die Idee der Inklusion hat uns gereizt“, sagt Sozialarbeiter Fabian Josten, „wir wollen Menschen mit psychischen Problemen mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.“
Die Werkstatt sei inzwischen zu einem akzeptierten und zuverlässigen Anlaufpunkt mit freundlicher Atmosphäre geworden. „Viele haben keine Chance auf einen Job im ersten Arbeitsmarkt“, sagt Josten. Die Initiative übernehme Aufgaben, für die sich sonst niemand zuständig fühle.
Er habe schöne Erfahrungen gemacht, sagt Schrauber Martin Cornehl-Schönberg: „Viele Flüchtlinge sind fitter und selbstsicherer geworden, sie können ihre Räder jetzt selbst reparieren.“ Ziel sei es zunächst gewesen, Geflüchtete zu gegenseitiger Hilfe zu bewegen und sie anzuleiten. Er bezeichnet sich als versierter technischer Laien. Aber auch er selbst habe durch diese Arbeit viel gelernt, betont Josten.
Die Keimzelle der Werkstatt war vor vier Jahren in Tremsbüttel. „Über seine Kontakte konnte Klaus Neumann dann das unbeheizte Gartenhaus der „Villa Wacker“ bekommen“, berichtet Fabian Josten. Kalt sei es dort im Winter gewesen. Schließlich stellte die Stadt auch die Villa zur Verfügung, im Wintergarten und dem Nebenraum wird jetzt geschraubt. Die Räder stammen aus Spenden und werden auch gern bei den Spendern abgeholt.
„Wir stehen nicht Konkurrenz zu Fahrradläden“, das ist dem Sozialarbeiter Holger Dorfmüller wichtig, „wir unterstützen nur Bedürftige, die keine andere Wahl haben.“ Er hat schon in den Neunzigern mit Fahrrädern gearbeitet: „Jetzt kommen diese Räder zurück zu mir, da geht mir das Herz auf.“
Dorfmüller ist Ansprechpartner am Dienstag, dann ist er zwischen 9 und 15 Uhr in der Werkstatt tätig, die sich auf der Rückseite der „Villa Wacker“ (An den Stücken 49) befindet. Cornehl-Schönberg steht hier in der Regel mittwochs von 12 bis 18 Uhr parat.
Das vierjährige Bestehen wird am Dienstag, 22. Mai von 15 bis 18 Uhr mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Es gibt Getränke und kleine Snacks sowie Informationen über das Projekt. Denn über weitere Mitstreiter und auch über Sachspenden würde sich die Gruppe sehr freuen.