Kommentar von Norbert Muras (WfB)
Die illegale Fällaktion am Südring in Bargteheide ist auch nach zwei Monaten noch nicht aufgeklärt. Über den inzwischen amtlich festgestellten verbotenen Kahlschlag sind in der Presse Behauptungen erhoben worden, die mit den Tatsachen nicht in Einklang stehen. Den bisher verwaltungsseitig genannten Gründen für die Fällung hat das zuständige Forstamt Mölln klar widersprochen. Die gefällten Bäume waren „vital und wüchsig“. Auch von einer „Läuterung“ kann nicht die Rede sein, weil diese nur bei Jungwald möglich ist, nicht aber nach 35 Jahren Wachstum. Es liegt auch kein Fremdverschulden der ausführenden Firma vor.
Im Bezug auf den zeitlichen Ablauf wird vom Stadtvertreter Mairhöfer in der Presse behauptet, der Beschluss zum Fällen der Bäume sei früher und völlig unabhängig von einem möglichen Standort am Südring für’s „urban gardening“ ergangen. Das ist falsch. Es hat nie einen politischen Beschluss zur Fällung der Bäume gegeben. Dem Umweltausschuss wurde am 30.9.2020 lediglich über eine „Bestandssicherung, Läuterung und Pflegemaßnahmen“ auf dem Areal berichtet. Zum anderen war ein Antrag auf Fördergelder für das „Stadtgärtnern“ schon spätestens im Sommer 2020 von der Verwaltung eingereicht worden. Die Ablehnung lag bereits im Herbst 2020 vor. Im Text zum Wettbewerb wird die Lage und Nutzung des Grundstücks 60/19 genau beschrieben und es wird für das Stadtgärtnern eigenmächtig von der Verwaltung zur Verfügung gestellt. Die politischen Gremien waren nicht informiert. Zur Beschreibung gehörte auch eine Handskizze, auf der die Areale für Gemüseanbau, Obststreuwiese usw. erkennbar sind. Aus urheberrechtlichen Gründen wurde sie zur Illustration maßstabsgetreu nachgezeichnet.
Im Oktober 2020 sind von der beauftragten Firma und zwei Verwaltungsmitarbeitern diejenigen Bäume mit einer grünen Linie markiert worden, welche nicht gefällt werden sollten. Dabei wurden Vorgaben umgesetzt, die bisher nicht bekannt sind. Wer hat entschieden, wo Bäume stehen bleiben und welche Bereiche kahlgeschlagen werden? Warum wurden weder die Politik noch das zuständige Forstamt Mölln informiert? Warum wurde der Wald nicht geschützt? Die Eintragung des Grundstücks im Flächennutzungsplan als Grünfläche rechtfertigt das Vorgehen der Verwaltung nicht. Die Fällung der nicht grün markierten Bäume ab dem 23.11.2020 reichte im Süden bis an das Nachbargrundstück und im Osten bis an den Weg. Im Westen und Norden blieben Bäume in den mit „Baumbestand“ beschrifteten Bereichen stehen. Die Fläche wurde also präzise und maßgeschneidert gemäß der Skizze für das Projekt „Urban Gardening“ vorbereitet. Das kann jeder vor Ort nachprüfen.
Dass die Bürgermeisterin dies in Abrede stellt, ist das eigentliche Problem. Eine vertrauensvolle Kooperation ist selbstverständlich auch dann möglich, wenn Fehler passieren. Wenn dann im Nachhinein aber permanent versucht wird, offensichtliche Fakten und Kausalzusammenhänge zu leugnen, wird das Vertrauen beschädigt. Nach dem Prinzip von „Ockham’s razor“ (einem Philosophen des 14. Jahrhunderts) ist die jeweils einfachere widerspruchsfreie Erklärung für ein Problem wahrscheinlich die richtige. Die ist hier dargestellt. Alle noch offenen Fragen werden nach Corona im Hauptausschuss zu klären sein, welcher Dienstvorgesetzter der Bürgermeisterin ist.
Da der vernichtete Baumbestand vital, standortgerecht und gut verwurzelt war, gehen auch alle Vorwürfe an den früheren Bürgermeister Dr. Görtz und den damaligen Umweltausschuss ins Leere. Es mussten dort keine Pflegemaßnahmen veranlasst werden. Der Wald war gesund – und allemal ökologisch wertvoller als ein Gemüsebeet.
Norbert Muras