Foodsharing in Bargteheide

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Zwei Bargteheiderinnen kämpfen gegen Lebensmittelverschwendung

Wer würde schon auf die Idee kommen, einkaufen zu gehen und ein Drittel seiner Lebensmittel in die Mülltonne zu werfen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) passiert statistisch gesehen genau das.

Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. In Privathaushalten landen rund 75 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll. Weltweit sind es 1,3 Milliarden Tonnen, während gleichzeitig 811 Millionen Menschen hungern.

 

Gerettetes Obst und Gemüse

 

Die Initiative „Foodsharing“ will der Verschwendung entgegenwirken. Der Verein, der außer in Deutschland auch in Österreich und der Schweiz tätig ist, hat seit 2017 eine Ortsgruppe in Bargteheide.

Claudia Goldmann ist von Anfang an dabei: „Unser Konsum und die Erwartung, dass ständig alles verfügbar sein muss, spielen eine große Rolle, wenn es um Lebensmittelverschwendung geht. Wir sollten unseren Einkauf besser zu planen und ein anderes Verhältnis zu Lebensmitteln entwickeln. In dem wir zum Beispiel auch krummes, nicht der Norm entsprechendes Gemüse kaufen oder einsehen, dass kurz vor Ladenschluss die Fleischtheke und das Brotregal nicht mehr prall gefüllt ist, können wir der Lebensmittelverschwendung ein Ende setzen.“

Die Verteilergruppe zählt bereits 110 Mitglieder

Insgesamt ca. 300 kg Lebensmittel retten die beiden in Bargteheide operierenden Frauen wöchentlich. Hinzu kommen Drogerieartikel und Waren aus dem Reformhaus. Auch Landwirte sind dabei, die ihr „nicht verkaufsfähiges“ Gemüse spenden. „Wir fahren regelmäßig zu den teilnehmenden Geschäften, um die Waren abzuholen. Vor Ort müssen die Sachen noch sortiert werden, denn nicht alles, was uns hingestellt wird, ist noch zur Verteilung geeignet. Anschließend packen wir die Lebensmittel in unsere eigenen Kisten und stellen sie in unsere Gärten zur Abholung bereit“, erklärt Wiebke Smercek das Konzept. Über eine Whats App-Gruppe, die mittlerweile 110 Mitglieder zählt, wird bekanntgegeben, was wo zu retten ist. Wer etwas mitgenommen hat, macht ein Foto als Update für die anderen, so weiß jeder, was noch vorhanden ist.

Die unterschiedlichsten Menschen kommen vorbei, so Claudia Goldmann. „Jede von uns kennt aber ein paar ein paar Haushalte, bei denen das Geld sehr knapp ist. Denen legen wir vorab etwas zur Seite.“ Wiebke Smercek ergänzt: „Es kommt auch schonmal vor, dass wir Bedürftigen, die nicht mobil sind, einen Korb nachhause liefern.“ Das seien aber wirklich Ausnahmen.

Keine Konkurrenz für die Tafeln

Wichtig ist beiden zu betonen, dass Foodsharing nicht in Konkurrenz zu den Tafeln steht. Mit deren Mitarbeitern spreche man sich ab. Die Tafel käme immer zuerst zum Retten in die Märkte. Was dann noch übrig ist, nehme Foodsharing.

 

Brot und Brötchen werden direkt aus der Bäckerei gerettet

 

 

Foodsharing ist eine 2012 entstandene Initiative gegen die Lebensmittelverschwendung, welche Lebensmittel „rettet“, die man ansonsten wegwerfen würde. Über 200.000 registrierte NutzerInnen in Deutschland/Österreich/Schweiz, und über 25.000 Freiwillige, sogenannte Foodsaver, machen diese Initiative mittlerweile zu einer internationalen Bewegung. Es kooperieren über 3.000 Betriebe, bei denen bisher schon 7,8 Millionen Kilogramm Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt worden sind. Täglich finden etwa 1.000 weitere Abholungen statt.

Die Plattform foodsharing.de basiert auf ehrenamtlichem Engagement. Das Retten und Teilen von Lebensmitteln findet geldfrei statt. Der gemeinnützige foodsharing e.V. sorgt als Betreiber der Webseite dafür, dass diese unkommerziell und ohne Werbung bleibt.

 

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