Konflikte in der Familie ohne Gewalt lösen – die Elternkurse des Kinderschutzbundes zeigen wie

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Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April

Anlässlich des Internationalen Tages der gewaltfreien Erziehung mahnt der Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn, dass auch psychische Gewalt keinen Platz in der Erziehung haben darf. Seit dem Jahr 2000 haben Kinder in Deutschland das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, die auch seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen ausschließt.

„Demütigungen, Liebesentzug oder Herabsetzungen sind Formen der Gewalt. Für diese Gewalt gibt es noch zu wenig Bewusstsein. Wir brauchen eine breitere Strategie, welche gerade auch für Demütigungen und emotionale Gewalt sensibilisiert“, sagt Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes. Hier ist insbesondere eine nachhaltige Aufklärungskampagne gefragt. Das Recht auf gewaltfreie Erziehung erschöpft sich nicht im Verzicht auf körperliche Bestrafungen.

Um Eltern und Kinder in der Erziehung zu begleiten, entwickelte der Kinderschutzbund vor mehr als 20 Jahren das Konzept der Elternkurse Starke Eltern – Starke Kinder®. In diesen ist das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung ein zentrales Thema. Die Elternkurse ermöglichen Eltern, Formen der gewaltfreien Lösung von Konflikten in der Familie und im Alltag kennenzulernen und zu erproben. „Eltern wollen, dass ihre Kinder sich zu emotional stabilen und selbstbewussten Persönlichkeiten entwickeln und dabei unterstützen wir sie zum Beispiel mit den Elternkursen“, so Stephanie Wohlers, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Stormarn.

Zurzeit findet ein Elternkurs im Kinderhaus Blauer Elefant in Ahrensburg statt, doch der nächste ist bereits geplant: Beginn ist Mittwoch, 14. September um 19.00 Uhr. Insgesamt finden 10 Abende im wöchentlichen Abstand statt. In Bargteheide beginnt am Mittwoch, 26. Oktober um 19.00 Uhr ein Elternkurs speziell zum Thema Pubertät. Dieser Kurs besteht aus 8 Abenden und findet teildigital statt.

Alle interessierten Eltern können online über die Website www.dksb-stormarn.de/anfrage-elternkurs eine Anfrage senden oder eine E-Mail an elternkurse@dksb-stormarn.de senden. Weitere Informationen und Materialien finden Sie unter www.sesk.de

 

HINTERGRUND

Informationen zum Tag der gewaltfreien Erziehung

Der Kinderschutzbund ruft seit 2004 zum Tag der gewaltfreien Erziehung auf. Der Tag soll Eltern stärken, ihr Ideal einer gewaltfreien Erziehung Wirklichkeit werden zu lassen und daran erinnern, dass die gesamte Gesellschaft die Verantwortung für ein gewaltfreies Aufwachsen aller Kinder trägt.

Immer noch ist Aufklärungsarbeit zu leisten, dass Körperstrafen wie viele andere entwürdigende Erziehungs- und Strafmaßnahmen aus pädagogischer Sicht unsinnig sind und nicht helfen. Strafen zeigen nicht, was das erwünschte positive Verhalten ist. Sie wecken Trotz und Widerstand. Und Kinder lernen das Falsche: dass Stärkere gegenüber Schwächeren Gewalt anwenden dürfen und dass Gewalt ein Mittel ist, um Konflikte zu „lösen“. Wenn diese Lernprozesse in Gang gesetzt werden, hat jeder Schlag gravierende Folgen: Kinder lernen Gewalt. Aggressive Übergriffe und Grenzüberschreitungen, sei es auf dem Spielplatz oder auf dem Schulweg, sind häufig die Folgen.

 

Gewaltverbot gegen Kinder seit dem Jahr 2000

In Deutschland wurde im Jahr 2000 mit dem Gesetz zur Ächtung der Gewalt der §1631 Abs. 2 wie folgt geändert: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Zeitgleich wurde das Kinder- und Jugendhilfegesetz geändert. Die Kinder- und Jugendhilfe soll seitdem auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können. Daraufhin wurde Eltern vermehrt Hilfe und Unterstützung angeboten, um ohne Klaps oder Ohrfeigen zu erziehen und gewaltfrei Grenzen zu setzen.

 

Elternkurse als Mittel gegen Gewalt

Unser Elternkurs „Starke Eltern -Starke Kinder®“ wird seit dem Jahr 2000 bundesweit in der Arbeit mit Eltern eingesetzt, anfangs unterstützt durch das Bundesfamilienministerium. Hier erfahren Eltern eine praktische Anleitung, wie gegenseitige Achtung und Respekt mit Kindern von klein auf ohne Gewaltanwendung gelingen kann. Unsere Elternkurse, unsere zahlreichen „Frühe Hilfen“ und andere Projekte tragen als präventive, hilfe- und nicht-strafeorientierte Unterstützungs- und Entlastungsangebote dazu bei, dass Eltern ihrer Erziehungsaufgabe gerecht werden können. Wir erreichen Eltern unterschiedlichster Herkunft mit Kindern unterschiedlichster Altersstufen. So gibt es inzwischen Elternkurse für die Altersgruppen 0-3 Jahre und Pubertät, auf Türkisch und auf Russisch und es gibt die Informationsblätter „Ganz Praktisch“ für sogenannte „bildungsferne“ Eltern.

 

Verschiedene Ausprägungen der Gewalt gegen Kinder

Wir dürfen aber nicht vergessen: Gewalt hat viele Gesichter. Physische Gewalt mit Körperstrafen wie einem Klaps auf die Finger oder auf den Hintern, Schläge mit Gegenständen, oder Schütteln der Kleinkinder ist verbreitet. Gewalt ist aber auch psychische Gewalt mit Beschimpfungen, Ignorieren, ständigem Kleinmachen, Lächerlichmachen oder Einschüchterung von Kindern. Doch auch Vernachlässigung und Überbehütung können unter Gewalt gefasst werden.

 

Recht der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung

Wir brauchen einen umfassenden Perspektivwechsel in der gesamten Gesellschaft, um Kinder wirksam vor physischer und psychischer Gewalt zu schützen: Kinder müssen mit Respekt behandelt und als eigenständige Rechtssubjekte ernst genommen werden. Wir im Kinderschutzbund setzen uns für eine stärkere Berücksichtigung und Beteiligung der Kinder in allen sie betreffenden Entscheidungen ein. Längst überfällig ist daher die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention. Eine solide rechtliche Grundlage wird einen tiefgreifenden Prozess auslösen, der viele Einstellungen in den Köpfen verändern und zu einer kinderfreundlicheren und -gerechteren Gesellschaft führen wird. Erst dann können wir davon sprechen, dass die Kinderrechte in Deutschland verwirklicht sind.

 

 

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