Wie konnte es dazu kommen, dass die Nationalsozialisten in Bargteheide spätestens seit 1933 das Alltagsleben der Menschen im Dorf bestimmten, die Vereine gleichschalteten, eine arische Volksgemeinschaft verherrlichten und die Menschen Gewalt gegen Juden und Andersdenkende duldeten? Und wie kann es sein, dass auch heute noch solch dumpfe Propaganda-Parolen bei etwa einem Fünftel der Bevölkerung wieder Zuspruch finden? Nach all dem Elend, das die Nazi-Diktatur über Deutschland gebracht hat.
Das fragen sich die Jugendlichen vom Bargteheider Jugendforum. Sie haben die Zeitzeugen der Geschichtswerkstatt gehört, als die aus ihrem Leben in der Nazi-Zeit berichteten. Auch den Jugendlichen sind dabei beunruhigende Parallelen zu gängigen Parolen aus dem rechtsextremen Spektrum aufgefallen, die heutzutage auch in Bargteheide kursieren.
Um das Thema zu vertiefen, lädt das Jugendforum Bargteheide gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt zur Diskussionsveranstaltung „Propaganda in Bargteheide – damals und heute“ am 9. November, 17 Uhr, in die Aula der Dietrich-Bonhoeffer-Schule ein. Als Zeitzeugen werden Luise Hemsen, Gerda Eggers, Klaus Andresen und Dieter Carstens – sie waren damals Kinder oder Jugendliche – mit dem Jugendforum diskutieren. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Bundesprogramms „Partnerschaft für Demokratie“ statt.
„Wir wollen der Frage nachgehen, wie Hitlerjugend und BDM (Bund Deutscher Mädchen), aber auch Schule, Lehrer und das allgemeine Umfeld die Jugendlichen damals beeinflussten“ so Jonas Bewig vom Jugendforum. Anders als heute gab es in den 1930/1940er Jahren weder Handy noch Internet noch große Meinungsvielfalt. Dafür aber eine raffiniert orchestrierte Propaganda der NSDAP, gesteuert von Joseph Goebbels aus dem Reichspropagandaministerium.
Sie reichte bis hinunter in die Ortsgruppen. „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – die nationalsozialistische Ideologie fand in Bargteheide große Zustimmung. Es wurde viel gesungen, gefeiert, man half sich gegenseitig, trug tolle Uniformen. Aber es gab auch passiven Widerstand, Angst und Gewalt. Bargteheider Bürger wurden schikaniert und denunziert. Im Zweiten Weltkrieg waren dann hunderte Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Dorf zum Arbeitseinsatz gezwungen. Dass die Nazi-Herrschaft mit menschenvernichtender Brutalität einherging, wurde im täglichen Leben gern ausgeblendet.
Was hätten die jungen Menschen damals tun können? „Ob und wenn ja, wie junge Menschen der damals allgegenwärtigen Propaganda entfliehen konnten, wollen wir in diesem Zeitzeugengespräch erfahren“, sagt Jonas Bewig. „Auch, wie die Propaganda verbreitet wurde, ist ein für uns sehr interessanter Aspekt, den wir gerne beleuchten wollen.“