Bau-Tarifstreit: Heimische Bauunternehmen sollen Druck auf Arbeitgeberverbände machen

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IG BAU warnt: Dem Bau im Kreis Stormarn droht ein Streik und ein „Wegrutschen von Fachkräften“


Auf den Baustellen im Kreis Stormarn könnten sie bald stillstehen: „Bagger, Kräne,
Betonmischer alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, warnt Achim Bartels. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hamburg spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft im Kreis Stormarn“.

Foto: IG BAU | Tobias Seifert Hängepartie: Der Bau in Feierabendstimmung. Ein Bild, an das sich der Kreis Stormarn vielleicht auch tagsüber gewöhnen muss. Denn auf dem Bau liegt ein Streik in der Luft …

Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei
Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein
Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang
keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. Wenn sie als DauerNeinSager
weiter auf stur schalten, dann gibt es einen BauStreik. Und der wird auch im Kreis
Stormarn richtig weh tun“, so Achim Bartels.


Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 266 Bauunternehmen im
Kreis Stormarn. Aktuell arbeiten dort mehr als 2.850 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so
Bartels. Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hamburg erwartet eine „regelrechte
FachkräfteFlucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann
sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf
dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer
einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Achim Bartels deutlich.

Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen im Kreis
Stormarn ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf
die Füße treten“: „Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den
Schlichterspruch an oder der Bau steht still und wird dann auch nicht wieder richtig auf
die Beine kommen“, warnt Bartels.


Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk und
Bauindustrie in SchleswigHolstein hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“.
Viel Zeit bleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja
zum Schlichterspruch und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die
Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.


Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein
erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai
mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann
um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Kreis
Stormarn beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen. „Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und
Nachwuchs gewinnen kann“, macht IG BAUBezirksvorsitzender Bartels deutlich.

Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG BAU,
von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten
Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge
und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so BauSchlichter Schlegel. Eine
Trendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“.

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