Der in diesem Frühjahr neu gestartete Lerntreff der Volkshochschule Bargteheide erfreut sich großer Beliebtheit. Bis zu sechzehn Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem Wissenstand kommen hier wöchentlich zusammen, um gemeinsam die deutsche Sprache und manchmal sogar komplett neu schreiben zu lernen.
„Diese Apfelsorte nennt sich Elstar“, erläutert Nadja Röpstorff den rotbackigen Apfel in ihrer Hand und lässt die Teilnehmenden auch gleich die äußere Erscheinung erklären. Ist der Apfel rot und gelb? Mit rauer oder glatter Schale? Vielleicht sogar ein wenig gestreift? Im Anschluss geht es an die Kostprobe. „Sauer“, sagt eine der Teilnehmerinnen und gibt der beliebtesten Obstsorte der Deutschen nur zwei Sterne für den Geschmack. Über Alltagsthemen wie Gesundheit, Schule, Einkaufen oder Formulare kommen die Teilnehmenden schnell und ohne Hürden ins Gespräch. Manche Frauen haben Kinder mitgebracht. Sie spielen im Hintergrund, während die Mütter Zeit zum Lernen haben. „Es gibt Teilnehmende, die schon längere Zeit in Deutschland sind“, berichtet Nadja Röpstorff, die als Lehrbuchautorin einige Erfahrung mit dem Vermitteln von Sprachen gewonnen hat. Andere wollten vor allem die Zeit bis zum Start eines offiziellen Deutschkurses sinnvoll überbrücken. „Umso schöner ist es, dass alle durch das neue Format die Möglichkeit bekommen, auf den jeweiligen Wissensstand aufzubauen und trotz stressigem Familienalltag Deutsch zu lernen“, betont Röpsdorff.

Der Kurs sei von Anfang an gut angenommen worden, berichtet auch Heike Uhlenbrok, die bis vor drei Jahren noch als Unterstufenleitung an der der Anne-Frank-Schule gearbeitet hat und ihr Wissen nun in den Kurs einfließen lässt. Zusammen ergeben sie ein eingespieltes Team, das einmal in der Woche von 14 bis 18 Uhr für die (fast) feste Gruppe da ist. Das Konzept sieht vor, dass die Teilnehmenden aus Ländern wie der Ukraine, Eritrea, Syrien, Afghanistan und der Türkei kommen und gehen können, wie es in ihren Alltag passt. „Die meisten nutzen aber die gesamte Zeit, um Deutsch zu lernen und sich auszutauschen“, berichtet Röpstorff. „Nach einem schulischen Teil finden wir auch immer noch Zeit, gemeinsam einen Kaffee zu trinken oder ein Gesellschaftsspiel zu spielen.“ Dabei werden nicht nur neue Wörter gesammelt, sondern auch grammatische Strukturen der deutschen Sprache spielend gelernt, wobei der Wissensstand sehr unterschiedlich sei. Von der Alphabetisierung bis zur B2-Prüfungsvorbereitung müsse daher differenziert gearbeitet werden. Ein Projekt, das gut ankomme und am Ende sogar eine Jobvermittlung im Altersheim bewirkt habe. „Mit diesem Kurs füllen wir eine Angebotslücke“, ist sich Uhlenbrok sicher. „Besonders ist auch die Atmosphäre, wenn man den Raum Betritt, in dem alte und junge Menschen aus so unterschiedlichen Nationen und mit verschiedenen Religionen zusammen arbeiten, lernen und lachen.“
Auch Volkshochschulleiter Frank Feier lobt die besondere Bedeutung des Lerntreffs – ein projektfinanziertes, kostenfreies und offenes Bildungsangebot. „Wir helfen Menschen ganz niedrigschwellig, auf ihrem jeweiligen Niveau zu lernen. Mit und ohne Migrationshintergrund. Jeder ist willkommen.“
Der Lerntreff trifft sich jeden Donnerstag von 14 bis 18 Uhr im VHS-Haus, Eckhorst 66. Ohne Anmeldung.