Wasser für Rinder – Refugium für Libellen

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Noch ein neuer Teich im Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor

Der erste Schneefall in diesem Winter konnte das Team der „Aktion Froschland“, die Biologin Melanie Schubert und den Baggerführer Ehrhard Litzendorf nicht davon abhalten, dem Naturschutzgebiet „Heidkoppelmoor und Umgebung“, einen neuen flachen Weiher zu bescheren. Bezahlt mit Landesmitteln und genehmigt vom Kreis Stormarn entsteht hier ein weiteres Kleingewässer, um die außergewöhnlich hohe Artenvielfalt in dem Naturschutzgebiet zwischen Ammersbek und Ahrensburg zu erhalten und zu fördern.

Unter der organischen Bodenschicht stießen die beiden auf viel Sand und auf zwei verschiedene Drainageleitungen, eine aus alten Tonrohren und eine aus Steinen. Sandboden und Drainage zeigen die Geschichte des Naturschutzgebietes:  Über Jahrhunderte eine wilde Heidelandschaft, dann Ackerbau. Erst seit 30 Jahren steht es unter Schutz.

Mit Baggerhilfe wurden die Drainagen entfernt oder verstopft, denn das Wasser soll bleiben. Dafür musste auch Lehm auf dem Sand aufgebracht werden. Die aus Sand geformten Ufer wurden von dem Bagger nur flach abfallend gestaltet, damit sie den Bio-Rindern, die dort als Landschaftspfleger eingesetzt werden, einen ungefährlichen Zugang zum Wasser ermöglichen.

Im Laufe der Monate wird nun Regen die Baggerkuhle am Rande der extensiv beweideten Wiesenlandschaft füllen. Nicht nur die Rinder haben dann eine neue Tränke, sondern Libellen, Kröten, Frösche und Molche auch ein neues Laichgewässer.

Die Schutzgebietsbetreuer*innen des NABU Ammersbek und die Revierförsterei Volksdorf als Vertreterin der Grundeigentümerin Hamburg hatten sich dafür eingesetzt, einen Weiher anzulegen. Da hier seit vielen Jahrzehnten keine Landwirtschaft mehr betrieben wird, ist der Boden nicht von Dünger belastet. In der weiteren Umgebung gibt es nur biologisch bewirtschaftete Flächen vom Gut Wulfsdorf, so dass auch keine Pestizideinträge zu befürchten sind. Eine perfekte Ausgangslage für die Entwicklung eines unbelasteten, nährstoffarmen Kleingewässers und damit für eine große Vielfalt inzwischen bedrohter Insekten und Pflanzen.

Es ist der vierte Teich dieser Art, der im Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor von der Aktion Froschland angelegt wurde. Die anderen drei zeigen wie die Natur zurückkehrt, wenn man sie lässt. Jedes dieser Gewässerbiotope hat einen anderen Charakter und fast jedes Jahr findet sich eine neue Überraschung. Aus der Samenbank im Boden entwickeln sich plötzlich Pflanzen, die in Schleswig-Holstein extrem selten sind oder Libellen legen dort ihre Eier ab, die sich bei genauem Hinsehen als Rote-Liste-Arten entpuppen. Im Sommer flogen am von Froschland 2011 sanierten Heideweiher die Glänzende und die Südliche Binsenjungfer, am Gewässerrand stellte sich Lebermoos ein,  und im Herbst 2025 entdeckte Thomas Behrends vom NABU Schleswig-Holstein beim Kartieren einen besonderen botanischen Schatz am sandigen Ufer, den Pillenfarn, der zuletzt 1950 in der Region nachgewiesen worden war. Die   Arten brauchen Bedingungen, die in der stark landwirtschaftlich beeinflussten Natur Schleswig-Holsteins nur noch sehr selten zu finden sind. Die Entwicklungen zeigen, wie man Natur restaurieren kann, ganz wie die EU-Verordnung über die Wiederherstellung der Natur es seit Mitte 2024 vorsieht, die 85 Prozent der Deutschen befürworten.

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