Kiel (ots) – Am 12.09.2019 findet der bundesweite Kontrolltag der Verkehrssicherheitsaktion „sicher.mobil.leben – Brummis im Blick statt“. Dazu informierten der schleswig-holsteinische Innenminister Hans-Joachim Grote und Landespolizeidirektor Michael Wilksen Presse und Öffentlichkeit.
„Auf Beschluss der Innenministerkonferenz wird seit 2018 bundesweit eine länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion mit einem gemeinsamen Schwerpunkt durchgeführt. Nach dem Thema Ablenkung im Straßenverkehr im vergangenen Jahr nehmen wir in diesem Jahr die Brummis in den Blick“, erläuterte Innenminister Grote, der zurzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist.
Warum sind Brummis im Blick?
Im Zuge fortschreitender nationaler und internationaler wirtschaftlicher Verflechtung nimmt der gewerbliche Personen- und Güterverkehr gerade im Transit-Land Deutschland stetig zu. Rund 70 % aller Güter werden per LKW transportiert, Tendenz steigend. Insbesondere Berufskraftfahrer sind einem hohen Zeit- und Kostendruck ausgesetzt. Zugleich tragen sie eine besondere Verantwortung für Ihre eigene Sicherheit sowie die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, da sie in der Regel schwere Lasten oder gar andere Personen befördern. Um auf die besonderen Risiken und Gefahren dieser Gruppe aufmerksam zu machen, steht die diesjährige Aktion „sicher.mobil.leben“ unter dem Titel „Brummis im Blick“. Ziel der Kontrollen am 12.09.2019 ist daher die flächendeckende und konzentrierte Überwachung des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs.
LKW-Unfälle sind überdurchschnittlich schwere Unfälle. LKW-Unfälle haben überdurchschnittlich schwere Folgen. Allein im Jahr 2018 gab es bundesweit 28.631 solcher Unfälle, bei denen rund 39.500 Personen verletzt wurden, davon 7.293 schwer. 762 Menschen wurden bei diesen Unfällen getötet. Dabei sind es seltener die Fahrer selbst, die großen Schaden nehmen. Das Risiko, bei einem LKW-Unfall getötet zu werden, ist für andere Verkehrsteilnehmer fast viermal so hoch wie für die Insassen eines Güterkraftfahrzeuges. „Wir alle kennen schreckliche Bilder von LKW, die auf Stauenden aufgefahren sind, die so genannten Elefantenrennen und endlose LKW-Schlangen auf der rechten Spur. Wir wissen aber auch, dass gerade die gewerblichen LKW-Fahrer heute einem immer größer werdenden Zeitdruck ausgesetzt sind. Sie tragen zugleich aufgrund der besonderen Größe und Schwere ihrer Fahrzeuge zugleich eine besondere Verantwortung für Ihre eigene Sicherheit sowie die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer. Und deshalb wird der diesjährige Aktionstag auf die besonderen Risiken der Gruppe der gewerblichen Fahrer aufmerksam machen“, so Minister Grote.
Warum kommt es zu LKW-Unfällen?
Häufigste Ursachen für Unfälle, die die Fahrer von Güterkraftfahrzeugen außerhalb der Bundesautobahnen verursachen, sind Abstandsfehler, Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Ausfahren sowie Vorfahrts- und Vorrangfehler. Auf den Bundesautobahnen sind die Hauptunfallursachen nicht angepasste Geschwindigkeit, mangelnde Ladungssicherung, unzureichender Abstand, Fehler beim Überholen und Übermüdung.
Wer beteiligt sich an den Kontrollen?
Die zentrale Koordination erfolgt durch die Deutsche Hochschule der Polizei. An der Aktion beteiligen sich zudem der Deutsche Verkehrssicherheitsrat, die Bundesanstalt für Güterverkehr und operative Kräfte der Zollbehörden.
Innenminister Grote: „Im vergangen Jahr beteiligten sich ausnahmslos alle Bundesländer. 10.974 Polizeivollzugsbeamte und 248 weitere Kräfte waren an 3.301 eingerichteten Kontrollstellen eingesetzt. Das zeigt, mit welcher Intensität diese Aktionstage bundesweit durchgeführt werden. Die Verkehrsüberwachung ist und bleibt ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit. Und das ist auch richtig und notwendig.“
Welche Botschaften werden durch die Aktion verbreitet?
LKW- und Bus-Kontrollen beinhalten insbesondere die Überprüfung des Fahrers, des technischen Fahrzeugzustands, der zulässigen Abmessungen, Achslasten, Gesamtgewichte und der Ladung. Damit werden diejenigen Unfallursachen aufgegriffen, die grundsätzlich präventabel wären, also nicht nur von situativem Fehlverhalten abhängen.
Appell Nr. 1: Ausreichend schlafen und Pausen machen! Die Sozialvorschriften (Lenk- und Ruhezeiten) dienen der Verkehrssicherheit. Sie sind Schutzvorschriften für die Berufskraftfahrer aber auch für die anderen Verkehrsteilnehmer. Außerdem sollen sie einen fairen Wettbewerb sicherstellen, damit dieser nicht auf dem Rücken der Fahrer und zu Lasten der Verkehrssicherheit ausgefochten wird. Bei Kontrollen zur Einhaltung von Sozialvorschriften im Straßenverkehr werden pro Jahr durchschnittlich über 300.000 Zuwiderhandlungen wegen Verstößen gegen die Lenk- oder Ruhezeiten bzw. wegen fehlerhaften oder manipulierten Kontrollgeräten durch die Polizeien der Länder und das Bundesamt für Güterverkehr zur Anzeige gebracht. LKW-Fahrende sind besonders gefährdet am Steuer einzuschlafen: Unregelmäßige Arbeitszeiten, lange Fahrten ohne Begleitung und monotone Strecken auf der Autobahn begünstigen Müdigkeit und Sekundenschlaf. Die Vermutung liegt somit nahe, dass bei vielen Unfällen insbesondere mit Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen Übermüdung und mangelnde Aufmerksamkeit eine Rolle spielte, denn vielfach werden die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten.
Appell Nr. 2: Bremsen und Reifen okay? Sichere Straßen durch sichere Fahrzeuge! Technikkontrollen bei Kraftfahrzeugen zur Güter- und Personenbeförderung dienen in besonderem Maße dazu, die Verkehrssicherheit auf den Straßen zu erhöhen. Im Zuge der Kontrollen fällt auf, dass LKW und Busse oft unzureichend gewartet werden. Im Rahmen der technischen Unterwegskontrollen wurden in den letzten beiden Jahren mehr als 1,3 Millionen Nutzfahrzeuge durch die Polizeien der Länder und das BAG auf den Straßen der Bundesrepublik kontrolliert. Etwa jedes fünfte Fahrzeug war wegen technischer Mängel zu beanstanden. In der Hauptsache handelte es sich um Mängel im Bereich der Lichtanlage, der Räder, Reifen und Achsen sowie der Bremsanlage. Bei etwa jedem zehnten kontrollierten Fahrzeug musste, zumindest zeitweise, die Weiterfahrt untersagt werden.
Appell Nr. 3: Nicht zu viel laden und richtig sichern!
Mangelnde Ladungssicherung ist häufig die Ursache dafür, dass auf Straßen Ladung verloren wird und es infolge zu Behinderungen und im schlimmsten Fall zu Unfällen kommt – mitunter mit schweren Folgen. Ungesichertes oder unzureichend gesichertes Ladegut setzt sich z.B. bei plötzlichen Brems- und Lenkvorgängen unweigerlich in Bewegung.
Durch das Fahrzeug rutschende oder fliegende Gegenstände entwickeln beim Aufprall eine Gewichtskraft, die um ein Vielfaches größer ist als ihr Eigengewicht. Letztlich müssen jedoch auch gut gewartete Fahrzeuge richtig gehandhabt werden. Überladene LKW gefährden die Verkehrssicherheit. Überladene LKW werden instabil und sind schwer zu steuern. Auch wegen des längeren Bremsweges und der größeren Aufprallenergie beeinträchtigen überladene LKW die Verkehrssicherheit, indem sie das Unfallrisiko und die Schwere der Unfälle erhöhen. Kontrollergebnisse des BAG belegen jedoch, dass die Notwendigkeit einer sachgemäßen Beladung und richtigen Ladungssicherung noch immer von vielen LKW-Fahrer unterschätzt wird:
Bei fast jedem zehnten von der BAG kontrollierten Fahrzeugen wurde eine Überladung festgestellt. Ebenso verhielt es sich im Hinblick auf unzureichende Ladungssicherung. Beides erhöht die Risiken im Falle eines Unfalls enorm.
Was passiert am 12.09.2019?
Bundesweit wird es am 12.09.2019 verstärkte Kontrollen des gewerblichen Güterverkehrs geben. In Schleswig-Holstein sind zwei Großkontrollstellen geplant, eine davon auf dem Rastplatz Jalm. Im Verlauf der Kontrollen wird es auf dem Parkplatz Jalm an der Autobahn 7 in Fahrtrichtung Norden um 15 Uhr eine Bilanzpressekonferenz geben.