Die Ehe meiner Großeltern – ein Film von Nils Bollenbach

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Film von Nils Bollenbach für den Generationenfilmpreis nominiert

Eine Frau im Rollstuhl. Neben ihr steht ihr Ehemann. Dazu der alte Schlager “Tanze mit mir in den Morgen. Tanze mit mir in das Glück.“ Damit beginnt der sensible und berührende Film über die Lebens- und Liebesgeschichte von Ursula und Hans Bollenbach. Im September feiern die beiden ihren 55. Hochzeitstag. Hinter der Kamera steht ihr Enkel Nils Bollenbach. Detailliert und ungemein offen lässt der junge Filmemacher aus Bargteheide seine Großeltern erzählen. Nur hin und wieder streut er eine Frage ein.

Nun ist sein Erstlingswerk “Die Ehe meiner Großeltern” für den Deutschen Generationen Filmpreis nominiert, hat es sogar auf die Shortlist der Jury geschafft. In 40 Minuten erhält der Zuschauer zum Teil sehr intime Eindrücke aus dem Leben des Ehepaares. Von Ursula, die seit einem Schlaganfall vor neun Jahren permanent Pflege angewiesen ist. Und von Hans, der sich rund um die Uhr liebevoll um seine Frau kümmert. Als Zuschauer wundert man sich dabei zunächst über seinen zum Teil ruppigen und beinahe lieblosen Ton. Der sei aber nur Fassade, erklärt Beate Lynsche. “Hinter der Fassade steckt ein sehr herzlicher Mann.” Das habe sie allerdings auch erst auf den zweiten Blick gemerkt. Lange Zeit kam die  Altenpflegerin über einen Pflegedienst regelmäßig vorbei, um das Paar im Alltag zu unterstützen. Inzwischen ist sie zu einer Freundin der ganzen Familie geworden.

 

Nils Bollenbach beim Dreh mit seinen Großeltern

„Der Schlaganfall hat das Leben meiner Großeltern komplett verändert“, sagt Bollenbach. „Hans ist zwar ein zupackender Mann“, ergänzt die Pflegerin. Dennoch fühle sich der 79 jährige in seiner Rolle oft überfordert. Er, der nach klassischen Rollenbild jahrelang für das Einkommen der Familie gesorgt hatte, sah sich auf einmal vor ganz neuen Aufgaben: kochen, putzen, Wäsche waschen – alles musste er neu lernen. Besonders bei der Körperpflege seiner Frau käme er häufig an seine Grenzen. „Im Alter ist eine solche Umstellung enorm schwierig“, erklärt Lynsche.

„Eine feste Beziehung kam mir suspekt vor“, sagt Hans Bollenbach

In humorvollen Dialogen erzählen Ursula und Hans, wie sie trotz aller Unterschiede zueinander gefunden haben. „Ich war katholisch und sehr konservativ erzogen. Damals dachte ich zu Beispiel, Küssen sei Geschlechtsverkehr“, schmunzelt Ursula. Hans sei ein guter Tänzer gewesen, das habe ihr gefallen. Und ihr Gatte kontert: „Mir kam eine feste Beziehung eher suspekt vor. Und meine Mutter wollte lieber, dass ich mit ihrer Freundin gehe“, gibt Hans zu. „Aber ich habe dich dennoch erobert“, triumphiert seine Frau.

Die Schwierigkeiten, die sich durch die unterschiedlichen Religionen ergeben haben (er evangelisch, sie katholisch) thematisiert Nils Bollenbach auf die ihm eigene kreative Weise anhand zweier eingespielter Szenen aus klassischen Theaterstücken, in denen er gemeinsam mit seiner Großmutter zu sehen ist.

Ursula und Nils in einer Szene aus Lessings „Emilia Galotti“

Der Generationenfilmpreis ist eine in Deutschland einzigartige Plattform für Filmemacherinnen und Filmemacher. 165 Filme wurde in diesem Jahr eingereicht. Alle Filme können ab 12. Juni auf der Homepage gestreamt werden. Die Preisverleihung erfolgt am 19. Juni im Rahmen des Bundes.Festival.Film. Zu gewinnen gibt es Preise im Gesamtwert von 8.000 Euro.

 

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