Feuerwehr-Gottesdienst in Bargfeld-Stegen

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Blaulicht in der Kirche?

In der 54-jährigen Geschichte der Kirche Bargfeld-Stegen wurde am Sonntag, 23. April zum ersten Mal ein Feuerwehr-Gottesdienst im Domizil der Feuerwehr gefeiert, zu dem Pastor Andreas Wendt eingeladen hatte. Die Idee für den Gottesdienst hatte einst Rolf Kohls vom Kirchenvorstand. Der schon seit 2020 coronabedingt verschobene Gottesdienst wurde nun an diesem besonderen Ort nachgeholt.

Nahezu 100 Besucher/innen in einem Gottesdienst in Bargfeld-Stegen sind recht ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich stellte sich der Ort dar: die Fahrzeughalle der Feuerwehr wurde kurzerhand in eine Kirche verwandelt. Der Gottesdienst verdeutlichte, was Feuerwehr bedeutet und vermittelt. Neben den Einsätzen wurden auch ein Blick über die Schulter zu den Familien geworfen, die hinter jeder Feuerwehr-Einsatzkraft steht. Die Feuerwehrleute gestalteten zusammen mit Pastor Andreas Wendt den Gottesdienst aktiv mit. Eine Verbindung zwischen Feuerwehr und Kirche gibt es traditionell schon immer, denn alle Einsatzfahrzeuge haben bundesweit den Funkrufnahmen „Florian“ und sind damit nach diesem Heiligen benannt.

Als Einstieg erinnerte Günther Köhn als Wehrführer im Ruhestand an die Gründung der Feuerwehr im Jahre 1889 als Pflichtfeuerwehr. Erst Jahre später seien im Kreis Stormarn die Freiwilligen Feuerwehren gegründet worden. Johanna Feuerer aus der Jugendfeuerwehr berichtete über die Aktivitäten: „Der Teamgeist steht bei uns im Vordergrund, denn als „Einzelkämpfer“ hat man in der Feuerwehr keine Chance. Neben feuerwehrtechnischer Ausbildung, Erster Hilfe und Umgang mit technischen Geräten unternehmen wir Orientierungsfahrten, Zeltlager, sportliche Wettkämpfe und Ausflüge. 40 Kinder stehen inzwischen auf der Warteliste bei uns.“

Melina Barnewitz stammt ursprünglich auch aus der Jugendfeuerwehr und hat vor geraumer Zeit mit Volljährigkeit in Einsatzabteilung gewechselt. „Die männlichen Kameraden vermitteln mir eine Wertschätzung als Frau in der Feuerwehr. Insbesondere im Brandeinsatz unter Atemschutz müssen wir uns gegenseitig vertrauen. Egal ob Mann oder Frau.“

Autounfälle, verheerende Brände, verunglückte Menschen und andere Grenzerfahrungen: Viele Einsätze sind für Feuerwehrleute belastend – aber auch für ihre Familien. Ein besonderer Gottesdienst in Bargfeld-Stegen erinnerte daran, was das Ehrenamt den Mitgliedern der Feuerwehren und auch deren Angehörigen abverlangt. André Poser, Schriftführer und Ansprechpartner für Presse-/Öffentlichkeitsarbeit erinnert sich an Einsätze mit tödlich verunglückten Motorradfahrern oder Türöffnungen bei Personen, die bereits wochenlang vermisst wurden. „Bei solchen nicht alltäglichen Einsätzen spielt sich ein Gedankenkarussell im Kopf ab, wo danach mit den Kameraden gleichberechtigt, offen und ehrlich gesprochen wird, manchmal auch über Wochen hinweg.“ Über die Integrierte Regionalleitstelle Süd der Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und Stormarn, wo der Notruf 112 aufläuft, werden nach belastenden Einsätzen im Bedarfsfall ausgebildete Kriseninterventionsteams, zu denen auch Pastoren gehören, als seelische Unterstützung der Einsatzkräfte hinzugezogen.

Es wurde im Gottesdienst nochmal deutlich, dass ohne den Rückhalt durch die eigene Familie der Dienst nicht möglich ist. „Wenn nachts die Alarmmelder losgeht, ist auch die Familie wach“. Neben dem Rückhalt und Unterstützung der Einsatzkräfte bei Grenzerfahrungen, die zum Glück selten seien, nehme die gesamte Familie somit auch indirekt an Einsätzen teil.

Der Gottesdienst hat gezeigt: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr kennen und vertrauten sich. Genauso wie die Familie, die nachts auch beim Alarm wach wird.

 

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