Kulturgut gerettet

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Bargteheide – Historische Schätze schlummerten lange im Bargteheider Rathaus. Stadtarchivarin Hannelies Ettrich hat jetzt dafür gesorgt, dass sie restauriert wurden und so für die Nachwelt erhalten bleiben. Wichtigstes Dokument ist wohl ein „Lebendes Kriegerdenkmal unserer Gemeinde 1914 – 1918 und Ortschronik“.

Hauptamtsleiterin Maike Franell (l.) und Archivarin Hannelies Ettrich präsentierten die historischen Schätze.
Hauptamtsleiterin Maike Franell (l.) und Archivarin Hannelies Ettrich präsentierten die historischen Schätze.

Das großformatige Album dokumentiert auf 80 Kartonseiten das Schicksal von 288 Soldaten, die aus Bargteheide in den Ersten Weltkrieg ziehen mussten. 49 von ihnen kamen nicht zurück. Die Meisten starben auf den Schlachtfeldern in Frankreich. 1914 zählte Bargteheide 2300 Einwohner, fast jeder Achte musste in den Krieg ziehen.
Hannelies Ettrich hat den Band mit weiteren Dokumenten auf dem Dachboden des Rathauses gefunden. „Es ist ein erschütterndes Dokument“, sagt sie. Neben Fotos der Soldaten sind auf so genannten „Ehrenblättern“ auch Beruf, Familienstand und Kampfgebiet und vieles mehr vermerkt. Ebenso die Art ihrer Verwundung oder die Todesursache und der Ort ihrer Grabstätte.
Wann das Dokument entstanden ist, bleibt ungewiss. „Sicherlich war es in der Zeit der Nationalsozialisten“, sagt Hannelies Ettrich angesichts der martialischen Aufmachung des Bands. Also in der Zeit, als ein neuer, noch schlimmerer Krieg bereits vorbereitet wurde und Teile der Bevölkerung systematisch ausgegrenzt wurden.
Das Archiv konnte auf Fördermittel der Landesregierung zurückgreifen. Jährlich 400 000 Euro stehen für den Erhalt schriftlichen Kulturguts verwendet werden. Bargteheide hat aus diesem Topf knapp 5000 Euro erhalten. Das reichte für die Restaurierung und die fotografische Digitalisierung der Dokumente. Sie haben einen neuen Einband erhalten und das Papier wurde entsäuert.

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Zu den Schätzen zählt auch ein Protokollbuch der Gemeindevertretungs-Sitzungen von 1877 bis 1921. „Besonders spannend sind die letzten Jahre“, sagt Hannelies Ettrich, „denn nach dem Ersten Weltkrieg gab es hier einen Arbeiter- und Soldatenrat.“ Schließlich wurden auch das Rechnungsbuch aus den Jahren 1904 bis 1914 und das Jahresrechnungsbuch von 1910 restauriert. Damit sind die Einnahmen und Ausgaben der Landgemeinde dokumentiert. Schließlich wurde auch die Sammlung von 170 historischen Postkarten gereinigt und digitalisiert.
Im kommenden Jahr möchte Hannelies Ettrich ein weiteres Dokument fit für die Zukunft machen. Gefunden hat sie auch ein Schulkollegiums-Buch aus dem Jahr 1865. Verfasst hat es der damalige Pastor Gottfried Ernst Barlach, ein Onkel des Bildhauers und Schriftstellers Ernst Barlach. „Damals unter-richteten noch die Pastoren in der Schule“, sagt sie.
Das Buch soll zunächst auf Tinten-Fraß überprüft werden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Tinte mit Eisenvitriol verwendet. Dieser Bestandteil zersetzt langfristig das beschriebene Papier. Außerdem möchte die Archivarin die Sütterlin-Schrift des Pastors übersetzen, die heute nur noch wenige entziffern können. Erschwerend kommt dabei die ohnehin schwer entzifferbare Handschrift hinzu.

Wer nach Fotos von im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen sucht, kann sich ans Stadtarchiv wenden. Es ist unter der Telefonnummer 04532/4047-106 erreichbar.

Fotos und "Ehrenblätter" dokumentieren das Schicksal der Bargteheider Weltkriegssoldaten.
Fotos und „Ehrenblätter“ dokumentieren das Schicksal der Bargteheider Weltkriegssoldaten.

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