Zwischenbilanz zum Ausbildungsmarkt: Freie Ausbildungsplätze warten auf Bewerberinnen und Bewerber

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Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses* der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg haben sich gestern (21. Mai) im Regionalen Berufsbildungszentrum in Mölln getroffen und eine erste Zwischenbilanz zum Ausbildungsmarkt gezogen. Sie appellieren an die Jugendlichen: „Das Ausbildungsangebot ist in großer Breite und Anzahl vorhanden! Die Chancen, für dieses Jahr eine Ausbildungsstelle zu finden, sind weiterhin gut. Es warten viele freie Ausbildungsplätze auf Bewerberinnen und Bewerber.

Bis zum April haben sich mehr ausbildungsinteressierte Jugendliche als noch in den vergangenen drei Jahren bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe gemeldet. Ihre Zahl bleibt jedoch weiterhin hinter den Bewerberzahlen vor Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 zurück. 1.457 junge Menschen haben sich bislang im Bereich der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe – hierzu gehören die beiden Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg – für den Ausbildungsstart im Herbst als ausbildungssuchend gemeldet. Dies sind 145 oder 11,1 Prozent mehr als im April des Vorjahres. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es zum gleichen Zeitpunkt 1.856.

Im Kreis Stormarn sind es bislang 700 Ausbildungsbewerberinnen und – bewerber, 28 oder 4,2 Prozent mehr als im April des Vorjahres (im Vor-Corona-Jahr 2019 lag deren Zahl bei 944). Eine etwas deutlichere Zunahme findet sich im Kreis Herzogtum Lauenburg. Hier sind es aktuell mit 757 Jugendlichen 117 oder 18,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat (2019 = 912).

Beim Lehrstellenangebot liegt die Zahl der bei der Arbeitsagentur bislang gemeldeten Ausbildungsstellen mit insgesamt 2.123 (Stormarn 1.226, Herzogtum Lauenburg 897) um 67 oder 3,3 Prozent über der des Vorjahres. Davon sind aktuell noch 1.208 Ausbildungsstellen unbesetzt (Stormarn 706, im Kreis Herzogtum Lauenburg 502). Gleichzeitig sind 857 Bewerberinnen und Bewerber (Stormarn 404, Herzogtum Lauenburg 453) weiter auf der Suche nach einer Lehrstelle.

Kathleen Wieczorek, Chefin der Oldesloer Agentur für Arbeit, sagt zur Entwicklung bei den Ausbildungsbewerberinnen und -bewerbern: „Auch wenn der Trend wieder nach oben zeigt, finden sich immer noch nicht ausreichend junge Menschen, für die das Ziel eine duale Ausbildung ist. Ihre Zahl liegt weiterhin deutlich unter der der Vor-Corona-Jahre und insbesondere auch deutlich unter den Ausbildungsangeboten der ausbildungsengagierten Unternehmen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg – die Bewerberlücke bleibt trotz aktuell weniger gemeldeter Ausbildungsstellen. Deshalb appelliere ich weiterhin an alle Schülerinnen und Schüler: Die Unternehmen brauchen euch als angehende Auszubildende und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es warten noch viele freie Ausbildungsplätze auf eure Bewerbungen. Jeder fehlende Azubi heute ist eine fehlende Fachkraft von morgen. Nutzt die zahlreichen digitalen und Vor-Ort-Angebote, um euch auf euren Berufsstart vorzubereiten. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater erreicht ihr in euren Schulen. Sie haben ihre Präsenzangebote an den Schulen und unterstützen euch bei der Berufswahl und Ausbildungssuche.“

von links: Karsten Fries (Fachbereichsleiter Schule und Jugend Kreis Herzogtum Lauenburg), Ulrich Keller (Schulleiter BBZ Mölln), Johannes Kahlke (Schulleiter Berufliche Schule Ahrensburg), Nicole Völschow (Schulrätin Kreis Stormarn), Susanne Bendfeldt (Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Herzogtum Lauenburg), Sebastian Grothkopp (Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK zu Lübeck), Tilmann Sander (Abteilungsleiter Kaufmännische Berufe Berufliche Schule Bad Oldesloe), Nina Bahlo (Teamleiterin Nachwuchsgewinnung Handwerkskammer Lübeck) und Kathleen Wieczorek (Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe)

Immer mehr junge Menschen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg mit ausländischer Staatsangehörigkeit absolvieren eine Ausbildung. Ihr Anteil an den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszubildenden ist gewachsen. „Zum 30. September 2024 waren es 620 Auszubildende aus dem Kreis Stormarn mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Ihre Zahl hat damit zum Vorjahr um 79 oder 14,6 Prozent zugenommen. Vor drei Jahren waren es noch 495“, sagt die Chefin der Arbeitsagentur. „Eine ähnliche Entwicklung findet sich auch im Herzogtum: Hier waren es im September 2024 464 dort wohnende Azubi mit einer anderen als der deutschen Staatsangehörigkeit in einem sozialversicherungspflichtigen Berufsausbildungsverhältnis, ein Plus von 24 oder 5,5 Prozent zum Vorjahr. 2021 waren es noch 340. Ihre in beiden Kreisen gestiegene Zahl hat den Rückgang bei den deutschen Jugendlichen aufgefangen. Ohne sie wäre die Zahl der Auszubildenden seit 2021 zurückgegangen.“

Im Handwerk haben bereits rund 1.200 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag für dieses Jahr unterschrieben und damit in etwa ähnlich viele, wie zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Nina Bahlo, Teamleiterin der Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Lübeck, verzeichnet weiterhin eine hohe Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben, aber auch gestiegenes Interesse junger Menschen an einer Tätigkeit im Handwerk. „Wir wissen aus unseren zahlreichen Beratungen und Veranstaltungen für Jugendliche, dass diese sich gerne mit den Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk beschäftigen, wenn wir ihnen die Türen dazu öffnen und Handwerk erlebbar machen“, sagt Nina Bahlo. Besonders geeignet dafür seien Praktika. Nina Bahlo appelliert daher an Schülerinnen und Schüler, die noch unentschlossen in ihrer Berufswahl sind, Praktika zu machen und ins Handwerk hinein zu schnuppern: „Mit der Praktikumsprämie für Schülerinnen und Schüler gibt es in diesem Jahr ein großartiges Instrument, um das Handwerk kennen zu lernen und gleichzeitig das Taschengeld aufzubessern. Wir möchten dazu einladen, in den nächsten Ferien die Prämie zu nutzen und dabei vielleicht sogar den Wunschberuf zu finden.“

Für die Kreishandwerkerschaft Stormarn erklärt Geschäftsführer Marcus Krause: „Das Stormarner Handwerk kann zum heutigen Stichtag exakt das gleiche hohe Ausbildungsniveau wie im vergangenen Jahr verzeichnen. Dies führen wir weiterhin vor allem auf die hohe Ausbildungsbereitschaft der Stormarner Handwerksbetriebe zurück und der stetig konstanten Nachwuchswerbung in Verbindung mit unserem Auftritt in den sozialen Netzwerken via Instagram (handwerk-stormarn).“ Unverändert gäbe es in allen Berufen aber freie Ausbildungsstellen, welche jederzeit noch besetzt werden.

Die Kreishandwerkerschaft Herzogtum Lauenburg verzeichnet einen leichten Anstieg bei den Ausbildungszahlen im regionalen Handwerk für den Ausbildungsbeginn 2025. Um dem Fachkräftemangel langfristig entgegenzuwirken, setzt die Kreishandwerkerschaft gezielt auf Nachwuchsförderung. In enger Zusammenarbeit mit Schulen, Berufsberatungen und Betrieben werden Ausbildungsbörsen, Schulbesuche und Praktikumsvermittlungen organisiert. Zudem beteiligt sich die Kreishandwerkerschaft aktiv an regionalen Ausbildungsmessen und entwickelt Informationskampagnen, um junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern.

Ein besonderer Vorteil im Ausbildungsangebot: In den Berufen Tischler, Friseur und Maler besteht die Möglichkeit, die Ausbildung entweder mit dem Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) zu beginnen und anschließend direkt ins zweite Lehrjahr überzugehen oder klassisch mit dem ersten Ausbildungsjahr im Betrieb zu starten. Diese Flexibilität erleichtert den Einstieg in die handwerkliche Karriere und bietet unterschiedliche Wege, je nach schulischer Vorbildung und persönlichen Interessen.

„Wir setzen alles daran, Jugendlichen Perspektiven zu bieten und dem Handwerk eine starke Zukunft zu sichern, die Ausbildung ist und bleibt das Rückgrat unseres Wirtschaftszweiges“, sagt Susanne Bendfeldt, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Herzogtum Lauenburg.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck verzeichnet zum Stichtag Ende April 2025 insgesamt 1.041 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge. Dies entspricht einem Rückgang von rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Kreis Herzogtum Lauenburg wurden bislang 95 neue Ausbildungsverträge geschlossen – das sind zwölf weniger als im Vorjahr, was einem Rückgang von 11,2 % entspricht. Im Kreis Stormarn liegt die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge bei 189, dies entspricht einem Minus von 60 Verträgen bzw. 24,1 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

„Hier ist noch deutlich Luft nach oben“, betont Sebastian Grothkopp, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK zu Lübeck. „In den kommenden Monaten werden erfahrungsgemäß die meisten Verträge zum Ausbildungsbeginn 2025 abgeschlossen. Viele Bewerbungsverfahren laufen derzeit noch. Entscheidend für die Bewertung der Lage sind daher die Zahlen zum Jahresende.“

Die IHK zu Lübeck appelliert an Unternehmen und Jugendliche gleichermaßen, die Chancen der dualen Ausbildung zu nutzen. „Unsere Ausbildungsbetriebe benötigen dringend Nachwuchs, um ihren Fachkräftebedarf langfristig zu sichern. Es gilt, gemeinsam an der Attraktivität der dualen Ausbildung zu arbeiten und gezieltes Ausbildungsmarketing zu betreiben“, so Grothkopp weiter. Ein starkes Instrument dafür sei die bundesweite Ausbildungskampagne JETZT #könnenlernen, die von der IHK-Organisation getragen wird. Sie biete Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, auf ihre Ausbildungsangebote aufmerksam zu machen. „Ziel der Kampagne ist es, das „Lebensgefühl Ausbildung“ authentisch zu vermitteln – nicht durch klassische Werbung, sondern durch echte Einblicke in den Alltag junger Auszubildender. Die Reichweite der Kampagne spricht für sich: 51 Millionen Videoaufrufe auf TikTok im Jahr 2024, 900.000 Interaktionen und 65.000 Follower auf dem Kanal https://www.tiktok.com/@dieazubis“, sagt Grothkopp.

Die Beruflichen Schulen des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe sowie Ahrensburg und das Berufsbildungszentrum des Herzogtum Lauenburg in Mölln (BBZ Mölln) bieten zuverlässig mit einer Vielzahl von Bildungsgängen jungen Menschen und Wiedereinsteiger/-innen vielfältige Chancen, um mit einem neuen Berufsabschluss als zukünftige Nachwuchsfachkraft und gegebenenfalls mit einem weiteren Schulabschluss erfolgreich in die Zukunft zu starten. Die hohe Durchlässigkeit an diesen berufsbildenden Schulen zeichnet sich auch dadurch aus, dass während der dualen Berufsausbildung in Handwerk, Handel und Industrie und im Laufe vollschulischer Berufsausbildungen, wie zum Beispiel Sozialpädagogische Assistenten/-innen und Erzieher/-innen, alle allgemeinbildende Schulabschlüsse erreicht werden können. Im Ergebnis vom Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss bis zum Abitur. Dies macht die Aufnahme einer Berufsausbildung nach dem Verlassen einer allgemeinbildenden Schule so attraktiv.

Entsprechend der Erwartungen des Landes ist mittelfristig wieder mit einem Anstieg der Schüler/-innen an den berufsbildenden Schulen in Bad Oldesloe und Ahrensburg sowie am Berufsbildungszentrum in Mölln zu rechnen. Mit Sorge wird dabei auf die Auswirkungen des Masterplans geschaut, welcher durch das teilweise überregionale Zentralisieren von Berufsschulangeboten einzelner Berufe in ihrer Attraktivität zuwiderlaufen. Je weiter ein/-e Berufsschüler/-in zu seiner/ihrer Berufsschule fahren muss, desto unattraktiver droht der Ausbildungsbetrieb wie -beruf vor Ort zu werden. Zudem hält der Konsolidierungswille des Landes weitere Herausforderungen dahingehend bereit, weil vielfach fertigen Nachwuchslehrkräften trotz mittelfristigem Aufwuchs der Schülerzahlen am Ende des Referendariats kein Übernahmeangebot unterbreitet werden kann. Eine sehr herausfordernde Situation im Wettbewerb um engagierte Berufsschullehrkräfte in der Metropolregion Hamburg.

Die drei berufsbildenden Schulen in Ahrensburg, Bad Oldesloe und Mölln (BBZ Mölln) bieten mit steigender Nachfrage im Bereich Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung verschiedene, wertvolle Unterrichtsangebote und Werkstatttage, um Anschlüsse zu bieten und Übergänge in eine Berufsausbildung zu fördern. Abgerundet wird dieses Engagement auch die vor Ort angebotenen jährlichen Ausbildungsmessen, bei denen mehrere tausend Schüler/-innen von Schulen aus der Region mit möglichen Ausbildungsbetrieben in Kontakt gebracht werden.

*Hintergrund-Info:

Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses sind die Kreishandwerkerschaften Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Handwerkskammer Lübeck, die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, die Beruflichen Schulen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Schulämter der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die Jobcenter Stormarn und Herzogtum Lauenburg, der Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe sowie die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe.

Hinweis für die Redaktionen:

Das beigefügte Bild steht Ihnen kostenfrei für eine Veröffentlichung zur Verfügung.

Vorschlag für eine Bildunterschrift:

 

Mit freundlichen Grüßen

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