Etwa 200 Bargteheider*innen demonstrierten heute für den Erhalt des Autonomen Jugendhauses. Das selbstverwaltete Jugendzentrum wurde binnen Jahresfrist bereits dreimal mit Brandanschlägen angegriffen, hinzu kamen Nazischmierereien vor allem mit Hakenkreuzen. Beim letzten Anschlag entstand ein Sachschaden von etwa 70 000 Euro. Dabei verbrannte die Bühne und die Technik wurde beschädigt.
Die Demo endete beim Jugendhaus mit einem Fest. Eine Mitstreiterin erinnerte an die Geschichte dieses Treffpunkts, der vor über 40 Jahren ins Leben gerufen wurde. Damals wurde ein marodes Gebäude genutzt, auf dessen Fläche später ein Teil des Wohngebiets am Maisfeld entstand.
Die Verhandlungen um ein Ersatzdomizil zogen sich hin bis zum Jahr 2004. Zahlreiche Vorschläge der Jugendlichen wurden abgelehnt, darunter war auch die „Villa Wacker“. Schließlich wurden die Container am Volkspark bereitgestellt, von den Nutzer*innen liebevoll „Blechbüchse“ genannt.
Zwar hat die Bargteheider Politik Unterstützung zugesagt. Im Haushalt steht eine sechsstellige Summe für den Ersatz der Container zur Verfügung. Allerdings ist der Kreis bisher nicht bereit, die dafür erforderliche Baugenehmigung zu erteilen. Das ist der aktuelle Stand.
So müssen die alten Container wieder hergerichtet werden. Glücklicherweise ist die Spendenbereitschaft in der Stadt groß. Bisher sind so 17 000 Euro zusammengekommen.
Was das Jugendhaus auszeichnet, fasste eine Demo-Teilnehmerin so zusammen: „In dieser selbstorganisierten Gemeinschaft lernen junge Menschen, was sie erwiesenermaßen in der Schule nicht lernen, worin unser Schulsystem versagt.“
-Verantwortung für sich und andere zu übernehmen
-Arbeitsprozesse selbst strukturieren, reflektieren und anpassen
-Aufgaben identifizieren und fair verteilen
-Kompromisse eingehen, kreative Lösungen für komplexe Prozesse finden
-Autoritäten kritisch zu hinterfragen
-sich gegenseitig weiterbilden
-solidarisch die Perspektiven anderer Menschen einnehmen
-sich beschützen und empowern und von ganzem Herzen darüber streiten, was das eigentlich genau heißt.“
„Wer Stormarns lebendige Stadt sein will, sichert jungen Menschen, die den grundrechtlich notwendigen Antifaschismus täglich verteidigen, Räume zum Selbstgestalten zu.“ Orte wie das AJH drängten den blutigen Trend des Neofaschismus unter Jugendlichen zurück, sie würden aber gleichzeitig auch zu dessen Zielscheibe.