CDA-Kreisvorstand besucht Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Neumünster

0

Um sich ein Bild vor Ort zu machen, haben sich die Stormarner CDA-Kreisvorstandsmitglieder Hans-Walter Henningsen und Jürgen Lamp mit dem Landesamt für Ausländerangelegenheiten in Verbindung gesetzt und mit der Pressesprecherin des Landesamtes (Frau Berndt) einen Besuchstermin in der EAE in Neumünster durchgeführt. Sie informierten sich über die Unterbringung und die Arbeitsweise dieser Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

Hans-Walter und Jürgen (3)
Hans-Walter Henningsen und Jürgen Lamp

Dazu der CDA-Kreisvorsitzender Jürgen Lamp:
„Abgesehen von den Gebäudezuständen einer alten Bundeswehrkaserne machte die Einrichtung auf uns einen gut organisierten Eindruck. Die Menschen haben ein Dach über dem Kopf und werden versorgt. Es läuft alles recht geordnet ab. In der Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster stehen zurzeit 1500 Plätze zur Verfügung, davon 850 Plätze in Wohncontainern. Diese Einrichtung ist mit 2000 Personen belegt. Ab September stehen 400 weitere Plätze durch die Inbetriebnahme von Neubauten auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung zur Verfügung. Wer in die Gesichter und insbesondere in die Augen der Menschen gesehen hat, kann gut beurteilen, dass ein Großteil dieser Frauen und Männer und ihrer Kinder um ihr Leben fürchten mussten und nur die Flucht für sie in Frage kam. Sie haben dafür enorme Strapazen auf sich genommen und wollten nach Europa und insbesondere nach Deutschland. Es ist nicht nur eine grundgesetzliche Verpflichtung diesen Menschen zu helfen sondern insbesondere auch eine menschliche und christliche Aufgabe, auch wenn uns dies vor enorme Anstrengungen stellt.“
Die EAE befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Scholz-Kaserne am Haart 148 in Neumünster. Eine Aufnahme ist an jedem Tag der Woche rund um die Uhr gewährleistet. Am Haupteingang wird jeder Besucher bzw. Flüchtling von mindestens 2 Personen eines privaten Wachunternehmens, die die Tor- und Nachtwache über-nommen haben, empfangen. Das Landesamt für Ausländerangelegenheiten (LfA) kümmert sich derzeit mit 30 Mitarbeiter/innen um die Aufnahme der Asylsuchenden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entscheidet über Asylanträge und ist aktuell mit ca. 50 Personen in Neumünster vertreten. Zusätzlich sind 5 Beamte/innen der Polizei in der EAE tätig. In einer komplett eingerichteten Arztpraxis werden die Flüchtlinge vom ärztlichen Dienst medizinisch betreut. Insgesamt ein Personalaufwand, der im ersten Moment gigantisch erscheint, beim genaueren Hinsehen aber zu wenig ist, um den Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, gerecht zu werden. Auf Dauer werden die zahlreichen Helfer ihre Aufgabe nicht mehr wahr-nehmen können. Sie arbeiten jetzt schon am Limit. Ihr Engagement verdient Lob und Anerkennung.
Den Asylsuchenden werden in der EAE Zimmer zugewiesen. Bei der Belegung werden die Nationalität, das Geschlecht und die Familienzugehörigkeit berücksichtigt. Alleinreisende Frauen, auch mit minderjährigen Kindern, werden in einem gesonderten Bereich untergebracht. In jedem Haus können sich die Bewohner/innen an je-dem Werktag an Betreuer/innen wenden, die sich ihrer Angelegenheiten annehmen. Daneben werden zahlreiche weitere Beratungen, z.B. Verfahrens- und Perspektivan-gelegenheiten angeboten. Für die Asylsuchenden werden pro Tag drei Mahlzeiten angeboten, dabei wird auf z.B. religiöse Besonderheiten Rücksicht genommen. Es gibt einen Gebetsraum, gesonderte Sportsräume für Männer und Frauen sowie eine Kleiderkammer.
Hauptherkunftsländer in SH sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Syrien (1815 Personen – 24,9 %), Albanien (1126 Personen – 15,5 %), Kosovo (1007 Per-sonen – 13,8 % – allerdings zuletzt mit deutlich abnehmender Tendenz). Bundesweit wurden im ersten Halbjahr 2015 beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 179.037 Asylanträge gestellt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, in dem bis Ende Juni 2014 insgesamt 77.109 Asylanträge zu verzeichnen waren, entspricht dies einer Erhöhung um 132,2 %. Zahlen, die deutlich machen, welchen Umfang die Flüchtlingsangelegenheiten mittlerweile einnehmen.
Dazu weiter Jürgen Lamp, CDA-Kreisvorsitzender:
„Niemand weiß wie viele Flüchtlinge bzw. Asylbewerber noch kommen werden. Niemand weiß vorher genau, ob es sich um Flüchtlinge auch Kriegsgebieten oder um sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge handelt. Wer die täglichen Nachrichten begleitet, kommt unweigerlich zum Ergebnis, dass es noch wesentlich mehr Menschen geben wird, die nach Deutschland kommen wollen. Es sind Flüchtlinge aus Kriegsbieten, die aus Angst um ihr Leben fliehen mussten aber auch Wirtschaftsflüchtlinge aus Län-dern, die vom sozialen und wirtschaftlichen Standard von Deutschland träumen.
Die große Hilfe- und Aufnahmebereitschaft unserer Gesellschaft zeigt sich unter anderem in zahllosen ehrenamtlichen Helfern und Initiativen. Um diese Hilfsbereitschaft aufrecht zu erhalten, brauchen unsere Städte und Gemeinden allerdings mehr Unterstützung. Ordnungs- und Sozialämter müssen mittlerweile ihre originären Aufga-ben vernachlässigen und kümmern sich schwerpunktmäßig um Flüchtlingsangelegenheiten. Das Land Schleswig Holstein muss die Kommunen auch bei der Betreuung der hohen Zahl zum Teil stark traumatisierter Menschen wirksam unterstützen. Wer dabei zugesehen hat, wie Angehörige grausam getötet wurden, der braucht Hilfe. Wer in der EAE in die Gesichter der Menschen gesehen hat, kann einen Eindruck gewinnen, was diese Menschen alles erlebt haben müssen.
Aber wer hilft eigentlich den Helfern? Auch die zahlreichen ehrenamtlichen Helferin-nen und Helfer brauchen Hilfe. Sie müssen durch entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten auf den Umgang mit traumatisierten Menschen und deren Bedürfnisse vor-bereitet werden. Sonst besteht die große Gefahr, dass sie selbst daran zerbrechen werden.
Zur Bewältigung der Flüchtlingsaufgaben wird auf Jahre hinaus zusätzliches Personal benötigt. Im August 2015 waren rund 200 Polizei-Mitarbeiter in Schleswig-Holstein mit dem Thema Asylbewerber befasst. 200 Mitarbeiter, die jetzt an anderen Stellen fehlen. Dass unter diesen Umständen die Landesregierung am Stellenabbau bei der Polizei festhalten will, ist für uns unverständlich!“

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*