Kinderarmut wächst wieder

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7.000 Fähnchen gegen Kinderarmut

Ahrensburg – Kinderarmut verhindert, dass arme Kinder die gleichen Lebenschancen haben wie ihre Altersgenossen. Deshalb fordert der Deutsche Kinderschutzbund Stormarn e.V. (DKSB), dass Politik, Verwaltung und Gesellschaft aktiver wird, um diese Ungerechtigkeit in einem der reichsten Landkreise Deutschlands endlich besser auszugleichen.
Mit 7.000 Fähnchen steckt der DKSB deshalb für jedes arme Kind im Kreis Stormarn ein kleines Mahnmal in die Wiesen des Ahrensburger Schlosses – mit der Hilfe von hundert Ahrensburger Schülerinnen und Schülern.

Ingo Loeding, Geschäftsführer, DKSB Stormarn e.V. Birgitt Zabel, 1. Vorsitzende, DKSB Stormarn e.V. Hans-Werner Harmuth, Kreispräsident, Kreis Stormarn Michael Sarach, Bürgermeister, Stadt Ahrensburg
Ingo Loeding, Geschäftsführer, DKSB Stormarn e.V.
Birgitt Zabel, 1. Vorsitzende, DKSB Stormarn e.V.
Hans-Werner Harmuth, Kreispräsident, Kreis Stormarn
Michael Sarach, Bürgermeister, Stadt Ahrensburg

Besonders beunruhigend findet Birgitt Zabel, erste Vorsitzende des DKSB, dass „die Armutszahlen im Kreis Stormarn seit mehr als einem Jahr wieder kontinuierlich steigen. Mittlerweile haben wir einen Stand erreicht wie zuletzt im Jahre 2011.“
„Armut hat massive negative Auswirkungen auf viele Lebensbereiche unserer Kinder“, erläutert Birgitt Zabel. „Wir unterscheiden hier grob die Bereiche Gesundheit, Bildung und soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. In allen drei Bereichen gibt es unterschiedliche Ansprechpartner und Verantwortliche, weshalb es auch für uns ein scheinbar endloser Prozess ist, bis sich endlich etwas für die Kinder und Familien bewegt.“ Die Kinderschützer sind deshalb froh, dass „nach Jahren des Mahnens, erste Sozialausschüsse in den Kommunen das Thema Kinderarmut auf die Tagesordnung setzen und sich intensiver damit auseinandersetzen“, so die 1. Vorsitzende weiter.
„Nicht selten sind die Politiker tief erschüttert und fassungslos, wenn ihnen die enorme Dimension der Kinderarmut in ihrer Stadt bewusst wird“, erzählt Ingo Loeding, Geschäftsführer des DKSB. „Konfrontiert mit der Realität reagieren viele Menschen allerdings dann schnell überfordert und hilflos. Das mag menschlich sein, aber hier ist endlich gemeinsame Handlungsfähigkeit gefordert. „Wer einmal weiß wie groß das Problem ist und welche Folgen das für eine große Zahl von Kindern hat, muss endlich erste Veränderungen auf den Weg bringen. Ohne die Vision einer Lösung neigen viele Menschen dazu, dass Problem schnell wieder zu verdrängen. Und dann ist es wieder von der Tagesordnung verschwunden.“
Dabei gäbe es, so der DKSB, sehr einfache erste Schritte, um mit einer Veränderung anzufangen. „Wir brauchen endlich exakte Zahlen. Wir im Kinderschutzbund haben die Zahlen der Kinder, die Hartz IV Leistungen erhalten. Kinder die von Wohngeld leben oder Kinder aus Flüchtlingsfamilien werden nicht gezählt“, ärgert sich Ingo Loeding. „Das ist das Mindestmaß an Achtung, das man dieser Gruppe aber entgegenbringen muss. Und das ist auch die erste Voraussetzung, sie nicht wieder aus dem Blickfeld des alltäglichen Handelns zu verlieren.“ „Uns ist keine Kommune bekannt, die regelmäßig die Zahl der betroffenen Kinder ermittelt“.
Birgitt Zabel ergänzt: „Wenn die vorsichtigen Schätzungen stimmen, dann ist jedes sechste Kind im Kreis Stormarn arm. Das sind 7.000 Kinder. Wer das ernst nimmt, muss alle seine Angebote und Handlungen für Kinder und Jugendliche und deren Eltern überprüfen, ob sie überhaupt alle erreichen und von allen wahrgenommen werden können.“
Handeln wollen auch die Schülerinnen und Schüler der Stormarnschule und der Beruflichen Schulen Ahrensburg. Hundert von ihnen finden sich heute auf den Schlosswiesen in Ahrensburg ein, um die 7.000 Fähnchen in den Boden zu bringen. „Wissen und Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung“, meint Birgitt Zabel. „Wir freuen uns sehr, dass inzwischen auch Lehrerinnen und Lehrer das Thema Kinderarmut in Deutschland in ihren Unterricht integrieren und uns aktiv in diesem notwendigen Prozess unterstützen. Auch das wird mittelfristig dazu beitragen, unsere Gesellschaft insgesamt kinderfreundlicher und kindergerechter zu machen.“
Um Familien in akuten Notsituationen helfen zu können, hat der DKSB schon vor Jahren den Familienhilfe-Notfonds eingerichtet. Birgitt Zabel: „Das ist eine Möglichkeit, dort schnell zu helfen wo Hilfe nötig ist. „Hierfür braucht der DKSB starke Unterstützer, wie im letzten Jahr die Sparkassen-Sozialstiftung. In 2014 hat sie den Hilfsfonds mit 20.000 Euro unterstützt. Und auch der Lions-Club Großhansdorf will dem Fonds mit dem Ergebnis eines Benefiz-Golfturniers helfen.“
Birgitt Zabel: „Die Fähnchen gegen Kinderarmut sind ein fester Bestandteil der Stormarner Kindertage geworden, in denen sich viele Organisationen und Menschen für die Umsetzung der UN-Kinderrechte einsetzen. Und die geben eine ganz klare Richtlinie für alle Entscheidungen vor: Was ist das Beste für das Kind? ….Und gemeint sind alle Kinder, weil jedes Einzelne das Recht auf gute Lebenschancen hat.“
Wer Fragen zum Thema hat oder den Familienhilfe-Notfonds unterstützen möchte, wendet sich an die Geschäftsstelle des DKSB unter der Telefonnummer: 04532-280 680 oder per Mail info@dksb-stormarn.de.
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Für den Kreis Stormarn fordert der DKSB u.a.:
t Regelmäßige Armutsberichterstattung in den Städten und Kommunen.
t Kommunale Hilfsfonds, die arme Kinder und Familien fördern
t Alle Mahlzeiten in den Schulen, Kindergärten und Horten sollten für arme Kinder max. 1 Euro kosten
t Keine zusätzlichen Kosten für Eltern in Kindertageseinrichtungen
t Mehr als 100 Euro im Schuljahr darf Schule für Eltern nicht kosten. Soviel stellt das sogenannte „Bildungs- und Teilhabepaket“ armen Kindern zur Verfügung.
t Kostenfreier Zugang für arme Kinder im Rahmen der offenen Ganztagsschule
t Kostenfreie Nutzung von kulturellen Veranstaltungen für arme Kinder und deren Familien
t Ausreichend kostenfreie Freizeit- und Ferienangebote in den Städten und Gemeinden

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