Stormarner Kultur- und Geschichtstage

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Stormarner Kultur- und Geschichtstage laden ein, die Geschichte des Kreises in rund 40 Veranstaltungen zu erleben

 Die Stormarner Kultur- und Geschichtstage laden im Jubiläumsjahr ein, die verschiedenen Facetten der 150jährigen Kreisgeschichte in Vorträgen, Ausstellungen, Konzerten, Lesungen, Führungen oder Radtouren zu entdecken. Vom 23. April bis 5. Juni bietet das Programm rund 40 Veranstaltungstermine im gesamten Kreisgebiet. Neben Vorträgen von renommierten Referenten, bietet das Programm auch überraschende, einzigartige, speziell entwickelte Kulturformate von Stormarner Kunst- und Kulturschaffenden.

VERANSTALTUNGEN VOM 23.4. – 29.4. 2017

Stormarii – wer war wann wo was?
Ein musikalisches Puzzlespiel zur Geschichte Stormarns

Sonntag, 23.4., 18 Uhr, Kulturzentrum Marstall Ahrensburg

Wer war wann wo was im Land? fragt die Sopranistin Martina Doehring, wenn sie gemeinsam mit Aivars Kalejs* (Klavier) und Hardy Fürstenau (digitale Porträt-Malerei) zu einer multimedialen Reise in die Vergangenheit unseres Landkreises aufbricht und alle mitnimmt, die Lust haben, Geschichte einmal anders zu erleben.

Mit Bildern, Anekdoten und Musik und mit vielen kleinen, aber feinen Preisen für alle, die Spaß daran haben, sich an ihrem virtuellen Puzzlespiel zu beteiligen und Stormarn noch einmal neu für sich zu entdecken – allein, zu zweit oder in geselliger Runde, ganz nach Belieben, aber ganz bestimmt immer auf den Spuren derer, die dazu beigetragen haben, dass unser Landkreis zur Kultur-Landschaft werden konnte.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Kreisjubiläums.

Eintrittspreise: 15,- € zzgl. VVK Gebühr / 17,- € Abendkasse

Tickets erhältlich über das Kulturzentrum Marstall
oder info@marstall-ahrensburg.de, und ticketmaster.de.

Vortrag mit Exkursion: Karl Ballmer in Glinde – Erinnerung an einen von der NSDAP vertriebenen Künstler

Dienstag, 25.4., 20 Uhr, Glinder Mühle

In dem Vortrag behandelt Dr. Johannes Spallek u.a. die Frage, warum der Künstler, Schriftsteller und Philosoph Karl Ballmer und seine Frau Katharina, die am 22. März 1937 in ihr Haus mit einem großzügigen neugebauten Atelier von Hamburg nach Glinde zogen, bereits wenige Monate später am 16. September 1938 dieses „besonders schöne Haus“ aufgaben und in die Schweiz fliehen mussten. Die Exkursion am 9. Mai führt anschließend ins Ernst Barlach Haus zu den Originalwerken von Ballmer.
Die beiden Termine können zusammen od. einzeln besucht werden.

Eintritt: 10,- Euro plus Eintritt ins Barlach Haus.
Informationen/Anmeldung: VHS Glinde, Tel. 040 71404495, E-Mail: vhs@glinde.de.

Vortrag:
Gewerbe und Industrie in Stormarn vom späten 19. Jahrhundert bis zur WAS
Dienstag, 25.4., 19 Uhr, Kreisverwaltung Stormarn, Mommsenstraße 14, Gebäude F, R. 22/23, Bad Oldesloe

Die Industrialisierung Stormarns verlief zögerlich. Nur wenige Orte wie Wandsbek, Bad Oldesloe, Lohbrügge und Schiffbek verfügen über eine gewerblich-industrielle Tradition. In der Zeit um den Zweiten Weltkrieg kam auch Glinde hinzu. Im übrigen war der Kreis lange Zeit agrarisch-handwerklich geprägt und von Kleingewerbe gekennzeichnet. Die zunehmende Erschließung Stormarns durch den Bahnverkehr sorgte für eine neue Dynamik. Bei stetigem Bevölkerungswachstum in der Zeit um 1900 erleichterte sie einerseits das Berufspendlertum in die Großstadt, erhöhte aber umgekehrt den Siedlungsdruck aus Hamburg. Einen tiefen Einschnitt in Stormarns Geschichte brachte das von den Nationalsozialisten verordnete Groß-Hamburg-Gesetz 1937. Mit wenigen Ausnahmen fielen die gewerblich-industriell und bevölkerungsmäßig bedeutenden Gebiete, wie die 1927 gebildete Großgemeinde Billstedt, an Hamburg. Nach dem Ende der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges sorgte der Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen für neuen Problemdruck im „amputierten“ Stormarn. Arbeitsplätze fehlten, da es zunächst nur zu wenigen Unternehmensansiedlungen kam (z. B. in Ahrensburg). Dem begegnete der Kreis Stormarn durch eine gezielte Standortpolitik, die sich 1957 in der Gründung der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn mbH (WAS) zeigte. Immer mehr Unternehmen kamen in den Kreis, vor allem aus Hamburg. Sie wurden in speziell geplanten und ausgewiesenen Gewerbegebieten angesiedelt, die in der Regel verkehrsgünstig liegen. So wandelte sich Stormarn in den Nachkriegsjahrzehnten von einer agrarischen geprägten Region zu einer gewerblich-industriellen Boomzone. Heute zählt der Kreis zu den wirtschaftsstärksten Gebieten in ganz Deutschland.

Referent: Prof. Dr. Norbert Fischer (Universität Hamburg)
Veranstalter: Kreis Stormarn in Kooperation mit der WAS
Eintritt frei – Spende erbeten

Lesung: Blicke in die Seele – Ein fiktiver Briefwechsel zwischen Schiller und Schimmelmann
Mittwoch, 26.4., 20 Uhr, Marstall, Ahrensburg

Der Freundeskreis des Dichters ist zusammengekommen. Betretene Gesichter. Stille. Schiller ist tot? Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann, Sohn des Ahrensburger Schlossbesitzers, ist bestürzt. Er ist ein Anhänger der Aufklärung. Schiller sein Idol. Schimmelmanns Freund, Herzog Friedrich Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, empfindet genauso. Jedoch: Schiller war gar nicht gestorben, er war krank, todkrank. Als der Freundeskreis um den Ahrensburger Grafen das erfuhr, handelte er mit großzügigen Geldspenden – und Schiller bedankte sich in Briefen. Dieser nicht erhaltene Dialog wird in unserer fiktiven Lesung wieder lebendig, umrahmt von Musik der Zeit – Lebensbilder und Zeitgeschichte zugleich.
Veranstalter: Ahrensburger Schlossensemble in Kooperation mit dem Kulturzentrum Marstall

Eintrittskarten erhältlich über das Kulturzentrum Marstall für 15,- VVK zzgl. Gebühr / 17,- AK. www.marstall-ahrensburg.de

Ausstellungseröffnung: Museum auf Reisen – Besondere Schätze aus Stormarns Museen
Mittwoch, 26.4., 19 Uhr im Schloss Reinbek

Erstmals haben sich Stormarner Museen für eine große Wanderausstellung zusammengeschlossen und unter der Leitung von Ideengeberin Marianne Lentz (Stormarnsches Dorfmuseum) ihre besonderen Schätze zur Geschichte Stormarns gehoben und aufbereitet. Diese werden von den zehn beteiligten Museen in thematischen Reisekoffern präsentiert, welche dann gemeinsam von Museum zu Museum wandern. Die historische Wanderausstellung nimmt Besucher/innen mit auf eine Reise durch die letzten 150 Jahre der Stormarner Geschichte. Vom 26. April bis 14. Mai wird die Ausstellung im Schloss Reinbek zu sehen sein. Danach wandert sie ins Heimatmuseum Bargteheide. Die weiteren beteiligten Museen sind: Stormarnsches Dorfmuseum, Schloss Reinbek, Heimatmuseum Bargteheide, Museum Glinder Mühle, Schloss Ahrensburg, Heimatmuseum Bad Oldesloe, Heimatmuseum Reinfeld, Feuerwehrmuseum Ohe, Museum Rade, Büromaschinenmuseum Koch. Die Wanderausstellung wird im Rahmen des Kreisjubiläums gefördert.

Interessierte sind herzlich zur Ausstellungseröffnung eingeladen. Alle weiteren Stationen und Museen sind unter www.kultur-stormarn.de einzusehen.

Eintritt zur Eröffnung frei. Öffnungszeiten Schloss Reinbek: Mittwoch bis Sonntag 10-17 Uhr, Eintritt 3€.

Veranstalter: Stormarnsches Dorfmuseum in Kooperation mit der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn

Kunstführung: Irritationen – Erwünscht – Führung durch die Sammlung der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn
Donnerstag, 27.4., 14 Uhr, Sparkasse Holstein in Bad Oldesloe, Hagenstraße 19

Die Geschäftsführerin der Stiftung, Dr. Katharina Schlüter, und Dr. Johannes Spallek führen durch die spannende Sammlung aktueller Kunst im Bestand der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn.

Veranstalter: Sparkassenkulturstiftung in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund Stormarn e.V.
Eintritt frei – Hutspende willkommen

Vortrag: Luise Zietz: eine Frau wie ein Vulkan
Donnerstag, 27.4., 19 Uhr, Bella Donna Haus, Bahnhofstraße 12, Bad Oldesloe

In Bargteheide erblickte 1860 Louise Zietz das Licht der Welt, eine Stormarnerin, die zu einer mitreißenden politischen Rednerin und einer Kämpferin für Frauenrechte wurde. Unter großen Entbehrungen in einer Wollweberfamilie aufgewachsen, besuchte sie nach der Volksschule in Bargteheide für eine Ausbildung zur Kindergärtnerin das Fröbel-Seminar in Hamburg. Die Heirat mit dem Hafenarbeiter Carl Christian Zietz brachte sie der Arbeiterbewegung nahe. Ab 1892 war sie für die SPD tätig, der sie bald auch offiziell beitrat. Aus der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die sie in ihren zahlreichen Reden und Schriften konsequent vertrat, entwickelte sie auch Forderungen zur Teilhabe der Frauen am politischen wie am Wirtschaftsleben.

Im Jahr 1900 wurde Louise Zietz von der ersten sozialdemokratischen Frauenkonferenz in Mannheim ins Präsidium berufen und 1908 als Vorsitzende des Frauenbüros in den Parteivorstand gewählt. Damit war sie die erste Frau, die in Deutschland in einen Parteivorstand einzog. Nach internen ideologischen Konfrontationen mit anderen führenden Frauen des linken Parteiflügels und mehreren öffentlichen Stellungnahmen gegen den Krieg wurde sie im Parteivorstand abgelöst. Danach wurde sie 1917 Mitbegründerin, Parteisekretärin und für die restliche Zeit ihres Lebens Mitglied des Zentralkommitees der „Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschland“ USPD. 1919/20 fungierte sie als Abgeordnete der Weimarer Nationalversammlung und anschließend bis zu ihrem Tod Anfang 1922 in Berlin als Reichstagsabgeordnete.

Louise Zietz, der in ihrer Heimatstadt Bargteheide ein Straßenname gewidmet ist, polarisierte: Der kaiserlichen Polizei galt sie als „aufreizende Agitatorin“. Die Sozialdemokraten bewunderten sie als „weiblichen Bebel“. „Die berüchtigte Frau Zietz ruft zur Plünderung der Läden auf“ unkte die bürgerliche Presse. Die Dipl.-Sozialwissenschaftlerin Marina Spillner hat sich intensiv mit der Biografie von Louise Zietz beschäftigt und führt Sie in ihrem Vortrag durch das aufregende Leben dieser besonderen Frau und die zeitgeschichtlichen Hintergründe.

Referentin: Marina Spillner
Veranstalter: Kreis Stormarn in Kooperation mit BELLA DONNA HAUS e.V.
Eintritt frei – Spende erbeten

Kurzvita Marina Spillner:
Marina Spillner verfasste ihre Diplomarbeit als Sozialwissenschaftlerin über das Leben und Wirken von Louise Zietz. Heute ist sie als Bezirksbürgermeisterin in Düsseldorf/Stadtmitte und als Referentin in der politischen Erwachsenenbildung tätig.

Erzählcafé: Leben auf dem Gut Glinde
Freitag, 28.4., 16 Uhr, Gut Glinde, Möllner Landstraße 53, Glinde

Eingeladen sind alle Alt-Glinder, die in Erinnerungen schwelgen wollen und alle Neu-Glinder, die neugierig sind. Verschiedene Zeitzeugen sind angefragt, die Anekdoten und Geschichten vom Leben auf dem Gut Glinde zum Besten geben können, u.a. Kinder des ehemaligen Gutsverwalters Pritschau. Alte Fotos vom Gut und von Glinde können bei einem kleinen Imbiss und beim Gespräch betrachtet werden.

Eintritt frei – Spende willkommen
Veranstalter: Gemeinschaftszentrum Söhnke-Nissen-Park-Stiftung in Kooperation mit dem Stadtarchiv Glinde
www.gutshaus-glinde.de

Vortrag: Glanz und Unterordnung: die preußische Landgemeinde Lohbrügge und das Groß-Hamburg-Gesetz
Samstag, 29.4., 19 Uhr, Gemeindesaal der Erlöser-Kirche Lohbrügge, Lohbrügger Kirchstraße 9, 21033 Hamburg

Das Groß-Hamburg-Gesetz 1937/38 und seine Auswirkungen auf den Industrie- und Gewerbestandort Lohbrügge werden im Vortrag von Kirsten Brodersen-Rauhut skizziert. Aus den Dörfern Lohbrügge und Sande sowie dem kleinen Ort Ladenbek war bereits 1894/95 im preußischen Stormarn die neue Landgemeinde Sande gebildet worden. In Folge des Unterelbegebietsgesetzes von 1927 entstanden durch Zusammenlegung kleiner Gemeinden neue Großgemeinden im Südstormarner Raum, die ein starkes Gegengewicht zur nahen Großstadt Hamburg bilden sollten. So wurden 1929 Sande, Boberg und Ohlendorf zur neuen Großgemeinde Lohbrügge vereinigt. Während das alte Lohbrügge lange Zeit agrarisch geprägt blieb, entwickelte sich die Ursprungsgemeinde Sande zum neuen Industriestandort für Stormarn. Mit der Ansiedlung des Eisenwerks von Wilhelm Berger 1869 – später bekannt als Bergedorfer Eisenwerk – und weiterer Betriebe begann die gewerbliche Blütezeit des Ortes in enger Verbindung zur Nachbarstadt Bergedorf. Diese Entwicklung verhalf dem kleinen Arbeiterort zu Wachstum und neuem Glanz, auch weit über Stormarns Grenzen hinaus. Während Lohbrügge in den 1930er Jahren noch mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu kämpfen hatte, drohte bereits eine neue Gefahr. Der schwelende Konflikt zwischen Preußen und Hamburg um eine Gebietserweiterung der Hansestadt mündete 1937 in das Groß-Hamburg-Gesetz, das die Wirtschaftskraft Hamburgs stärken sollte. Stormarn verlor ohne eigenes Mitspracherecht insbesondere seine wirtschaftsstarken Gemeinden. Lohbrügge wurde nach Hamburg eingemeindet und verlor seinen Status als selbstständige Stormarner Gemeinde. Es musste sich als Teil des neuen Bezirks Bergedorf der Hamburger Verwaltung unterordnen.

Referentin: Kirsten Brodersen-Rauhut, Dipl. Buchwissenschaftlerin
Veranstalter: Kreis Stormarn in Kooperation mit der Ev.-Luth. Erlöserkirche Lohbrügge
Eintritt frei – Spende erbeten

Kurzvita Kirsten Brodersen-Rauhut:

Kirsten Brodersen-Rauhut arbeitete nach ihrem Studium in München zunächst in Literatur- und Werbeagenturen und Buchhandlungen sowie als Diplom-Buchwissenschaftlerin. Zurzeit promoviert sie an der Universität Hamburg über den heutigen Hamburger Stadtteil Lohbrügge (Arbeitstitel: „Unsichtbare Großstadt? Stadterfahrungen und Bedeutungszuschreibungen neben Szenevierteln und Brennpunkten“).

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