Jugendliche inszenieren „Andorra“

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Eine neue Jugendgruppe hat sich in der Bargteheider Theaterwerkstatt zusammengefunden. Alle 15 Darsteller haben schon in anderen Stücken gespielt und kennen sich. Jetzt möchten sie ihr Eigenes aufführen, das sie ganz in eigener Regie entwickelt haben, vom Bühnenbild über die Musik bis zur Regie. Die Proben für „Andorra“ laufen seit vier Monaten, am Sonntag, 2. Juli ist Premiere.

Liebe und Eifersucht spielen eine wichtige Rolle

In vielen Schulen ist der Text von Max Frisch Pflichtlektüre. Für das Ensemble ist es keine Pflicht, sondern Mahnung und Warnung. Vor Rassismus und Antisemitismus, vor Vorurteilen und Ausgrenzung. Und von der Gefahr, dass die Ausgegrenzten diese Zuschreibungen auch noch selbst verinnerlichen.

Das Drama spielt auf dem Platz von Andorra, einem südländisch geprägten, sparsam ausgestatteten Dorfplatz in einem fiktiven Land, das nach Frischs eigener Aussage nichts mit dem pyrenäischen Kleinstaat Andorra zu tun hat. Frisch legt Wert darauf, dass die Personen aktuelle Kleidung tragen, das Drama soll also in der Jetztzeit spielen.

Quelle: Andorra – Max Frisch – Inhaltsangabe
https://www.inhaltsangabe.de/frisch/andorra/

Das Drama handelt von Andri, einem jungen Mann, der von seinem Vater unehelich mit einer Ausländerin gezeugt wurde und deshalb von diesem als jüdischer Pflegesohn ausgegeben wird. Die Bewohner Andorras begegnen Andri permanent mit Vorurteilen, so dass er, selbst nachdem er seine wahre Herkunft erfahren hat, an der ihm zugewiesenen jüdischen Identität festhält. Es folgt seine Ermordung durch ein rassistisches Nachbarvolk das in Andorra einmarschiert ist. Nachdem die Andorraner alles geschehen ließen, rechtfertigen sie ihr Fehlverhalten und ihre Feigheit vor dem Publikum und leugnen ihre Schuld.

Zwischen den Bildern treten einzelne in das Stück involvierte Andorraner in kurzen Passagen aus der Handlung heraus in den Vordergrund. In Zeugenaussagen an einer Schranke rechtfertigen sie ihre Taten und Unterlassungen, und weisen die Schuld an Andris Tod von sich. Lediglich der Pater, der als einziger im Gebet statt an der Zeugenschranke aussagt, bekennt, sich ein Bildnis von Andri gemacht zu haben und übernimmt eine Mitschuld an seinem Tod (Wikipedia).

Vor einem Jahr haben sich die Darsteller zusammengesetzt und sich für das Stück entschieden. Die Theaterwerkstatt unterstützte das Projekt gern, nahm auf die Arbeit aber keinen Einfluss. „Ich habe das das Stück für die Schule gelesen“, sagt Mike, der den Bürgermeister spielt „es ist anspruchsvoll und der Inhalt ist auf die heutige Zeit übertragbar.“ Jede Person im Stück habe eine Botschaft fürs Publikum.

Jeder habe seine Rolle selbst entwickelt und seinen eigenen Bereich, sagt eine Darstellerin. Da seien Kompromisse nötig, damit es passt: „Wenn 15 Meinungen aufeinander treffen, muss ein Mittelweg gefunden werden.“ Bei der Arbeit sei eine Theaterfamilie zusammengewachsen. „Vertrauen und die Liebe zum Theater sind unsere Basis.“

Premiere ist am Sonntag, 2. Juli um 19 Uhr. Auch am 3. Juli wird das Stück ab 19 Uhr aufgeführt. Auch drei Schulvorstellungen für „Andorra“ gibt es: am 03.07.17 um 09:00 Uhr und am 05.07.17 um 09:00 und um 11:30 Uhr. Auch dabei wird es noch freie Plätze für Besucher geben.

Der Eintritt kostet 9 Euro für Erwachsene und 6,50 für Schüler. Karten gibt es im Kulturservicebüro des Kleinen Theaters, es ist montags und freitags von 10 bis 13 Uhr geöffnet, mittwochs von 15 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 10 bis 12 Uhr. Tickets können auch per E-Mail bestellt werden: reservierung@kleines-theater-bargteheide.de.

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