Ausbildungsstätte, Einsatzbasis, Regionalflughafen und mehrfach vom Aus bedroht: Der Lübecker Flughafen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ein neues Buch bringt jetzt anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Airports viel Unbekanntes zu Tage.
Der Flughafen Lübeck-Blankensee feiert im kommenden Jahr offiziell seinen 100. Geburtstag, da 1917 der Flugbetrieb aufgenommen wurde. Die Geschichte des größten Regionalflughafens Schleswig-Holsteins geht jedoch bis ins Jahr 1916 und darüber hinaus zurück. Vor diesem Hintergrund ist jetzt unter dem Titel „100 Jahre Blankensee – Höhen und Tiefen des Lübecker Flughafens“ das neue Buch von Alexander Steenbeck entstanden. Auf 208 Seiten beleuchtet der Lübecker Autor die Geschichte der Fliegerei rund um Lübeck von den Anfängen bis heute. Das Buch befasst sich mit allen wesentlichen Vorgängen und Nutzern des Airports. „100 Jahre Blankensee“ erweitert und ergänzt die bisherigen Veröffentlichungen über den Lübecker Airport. „Die Geschichte von nur wenigen Flughäfen in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit, ist bisher so gut dokumentiert worden wie die von Blankensee“, sagt Steenbeck zur Veröffentlichung seines vierten Buches zur Lübecker Luftfahrtgeschichte.
Jeden Stein hat der 41-jährige Historiker umgedreht, um letzte Lücken in der Geschichte des Flughafens schließen zu können. Zusammengetragen hat der Lübecker Journalist beachtenswerte Fakten, aber auch eine beeindruckende Fülle an neuem und bisher unveröffentlichtem Bildmaterial. Zu sehen sind mehr als 500 seltene Fotos aus 100 Jahren Fliegerei in Lübeck – darunter Bilder von den „tollkühnen Männern und ihren fliegenden Kisten“ des Ersten Weltkriegs bis zur kaum bekannten Abhörstation der US-Army direkt neben der Start- und Landebahn.
Der Flughafen Lübeck-Blankensee entstand 1916. Erste Nutzer waren Militärs: bis 1918 eine „königlich-preußische Fliegerschule“, von 1935-1945 die Wehrmacht, bis 1950 die britische Luftwaffe, bis 1992 die Bundeswehr. Seit den 1950ern gab es immer wieder Versuche, den Flughafen in das Netz von Airlines einzuspannen. Das gelang erst nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren. Gleichzeitig mehrten sich Proteste und Klagen von Anwohnern und Verbänden gegen den zunehmenden Flugbetrieb und Ausbaupläne. Bis heute wechselte der Airport vier Mal den Besitzer. Insgesamt eine Vielzahl von Facetten, denen sich der Autor auf 208 Seiten widmet. Aufgebaut ist Steenbecks neues Buch nicht chronologisch; das großformatige Werk ist in Themenbereiche gegliedert. Somit lassen sich die Komplexe wie die Militärzeit, die „Problemzone DDR-Grenze“ oder die Proteste gegen den Airport schnell und einfach nachschlagen.
Das Buch gibt auch erstmals einen direkten Überblick über die publikumswirksamen Flugtage, über die Zieldarsteller mit Spitfire, Seafury, Bronco und Co. sowie über die Bemühungen, Fluggesellschaften am Platz zu beheimaten. Augenfällig ist hierbei, dass die Stadt den Interessenten stets entgegenkam – heute wie früher. Der irischen Fluggesellschaft Ryanair als intensivster Nutzer – über lange Jahre hinweg Lieferant für hohe Passagierzahlen am Platz – wird ein gesondertes Kapitel gewidmet.
Auch die Nähe des Flughafens Lübeck-Blankensee zur DDR-Grenze wird erstmals ausführlich thematisiert. Fluchten aus Ostdeutschland, die in Blankensee endeten, werden hier West-Piloten gegenübergestellt, die versehentlich in der DDR landeten. Abgerundet wird das Kapitel „Problemzone innerdeutsche Grenze“ mit den Ergebnissen einer Auswertung von Stasi-Akten in bezug auf Blankensee.
„Das neue Buch über die Lübecker Luftfahrtgeschichte soll dazu beitragen, das Verständnis für die traditionsreiche Fliegerei in der Hansestadt bei noch größeren Kreisen zu wecken“, sagt Steenbeck.
Daten und Fakten:
100 Jahre Blankensee. Höhen und Tiefen des Lübecker Flughafens. Hardcover (21 x 29,7cm), 208 Seiten:, komplett farbig. Etwa 500 Abbildungen. 39,90 Euro. ISBN: 978-3-00-053574-1. Bestellbar unter blankensee@gmx.de oder www.100-jahre-blankensee.de