Ist ja nur ein Knick

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Politikerwort von Thomas  (Grüne)

Es ist erhellend, den städtischen Planungsausschuss bei der Arbeit zu erleben. Immer wieder werden kleine Baugebiete ausführlich diskutiert, ohne die Konsequenzen für die weitere Umgebung oder gar die ganze Stadt zu bedenken. Vor allem die beiden großen Parteien handeln gerne klein und kurzsichtig (eine integrierte, konzeptionelle Stadtplanung lehnen sie ja bisher ohnehin ab).

Dabei sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass viel mehr Wohnungen nicht nur Kaufkraft und Steuereinnahmen erhöhen, sondern auch mehr Verkehr bedeuten, mehr Schulkinder und weniger freies Grün. Uns geht es um sinnvollen und nachhaltigen Wohnungsbau, nicht um blinde Unterstützung von Investoreninteressen. Und zusätzlich behalten wir Grünen die ökologischen Folgen im Blick – auch im Interesse der Bürgerinnen und Bürger.

Am Maisfeld soll wieder ein Knick dem Wohnungsbau weichen. Herr Barkmann, oft beauftragter Planer der Stadtverwaltung, schlug dem Ausschuss vor, dass neue Knicks „in unmittelbarer Nachbarschaft zu Straßenzügen, intensiv genutzten Bauflächenbereichen und Kleingartennutzungen“ – kurz: so gut wie überall – „nicht mehr zielführend“ seien. Die SPD bezweifelte deren ökologischen Wert in der Innenstadt. Tatsächlich pflegt mancher Nachbar diese Kleinbiotope nur unwillig oder sieht in ihnen bloßes Gestrüpp. BUND, Nabu und das schleswig-holsteinische Naturschutzrecht sehen das anders. Nach heftigem Widerspruch der Grünen wurde diese Formulierung gestrichen.

Beim Neubaugebiet „Bornink“ sollte der Landschaftswall, der eine ökologische Ausgleichsfläche ist und die Anwohner vor dem Lärm und Dreck des Südrings schützt, großzügig durchbrochen werden. Auch hier haben die Grünen als einzige Partei widersprochen und zum Glück die meisten anderen Ausschussmitglieder überzeugt.

Für die Feuerwehr, die dringend einen neuen Standort braucht, wird vermutlich der Knick westlich der Bahnhofstraße entfernt. Wenn es so kommt, werden wir vorschlagen, zwischen Feuerwehr und Seniorendorf einen neuen Knick anzulegen, der dann auch ein Sicht- und Lärmschutz für die Senioren wäre.

In der Junisitzung des Planungsausschusses wies mich der Ausschussvorsitzende und Landtagsabgeordnete Herr Claussen zurecht, es sei nicht wahr, dass es im Stadtgebiet immer weniger Grünflächen gebe. Doch wo entstehen denn die Neubaugebiete, wenn nicht auf unbebauten Flächen? Bornink, Maisfeld, Krähenwald – überall knabbert der Wohnungshunger.

Wir sollten unsere wertvolle Stadtnatur besser schützen! Und wir sollten in unseren Baugebieten jeweils ein Biotop mit Teich oder Blumenwiese festsetzen, um verloren gegangene Natur vor Ort zu ersetzen.

In einigen Jahren wird unsere Innenstadt fast rundherum von einer Umgehungsstraße umgeben sein. Nur wenn wir jetzt unsere innerstädtischen Wanderwege zu grünen Achsen vernetzen und sie bis in die Feldmark verlängern, reicht dann noch ein Spaziergang, um ins Grüne zu kommen. Sonst müssen wir mit dem Auto hinfahren. Vermutlich wird es dann immerhin ein Elektroauto sein. Aber das ist ein anderes Thema…

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