Cannabis pro und contra

0

Bargteheide – „Es gibt eine knackige Drogenszene in Bargteheide“, sagt Jörn Brücken. Der Straßensozialarbeiter muss es wissen. Aber solche Subkulturen gibt es auch in Bad Oldesloe und Ahrensburg, da ist es nicht anders“, so Brücken. Jede Droge sei hier verfügbar. Das Umfeld der Großstadt und gute Verkehrsanbindungen spielten dabei mit. Brücken sprach und diskutierte mit weiteren Fachleuten auf einer Veranstaltung der Grünen. Pharmaziewissenschaftler Adrian Sievers, der Landtagsabgeordnete Burkhard Peters (Grüne) und Andreas Gerhold vom Cannabis Social Club diskutierten mit, der Moderator war Nils Bollenbach.

Sie beleuchteten viel Aspekte der Droge Cannabis: Andreas Gerhold, Burkhard Peters, Nils Bollen-berg, Claudia Klusmann, Jörn Brücken und Adrian Sievers (v. l.).

Unter dem Motto „Cannabis pro und contra“ stand dieser Abend, fundierte Informationen wurden geboten. Etwa 100 Besucher waren dazu ins Ganztagszentrum gekommen und viele diskutierten lebhaft mit. Bollenbach führte zunächst den wirtschaftlichen Nutzen von Hanf hervor. Textilien, Öle, Papier oder Kraftstoff, medizinische Arzneien und vieles mehr können aus dieser Pflanze gewonnen werden.

„Es ist eine vielseitige Arzneipflanze, die eng mit der Brennnessel verwandt ist“, so Sievers. Die Inhaltsstoffe wirkten ähnlich wie körpereigene Substanzen, obwohl sie chemisch anders aufgebaut sind. Besonders für junge Menschen seien sie gefährlich. Zugang zur Droge sollte erst ab dem Alter von 25 Jahren möglich sein: „erst dann ist das Gehirn komplett entwickelt.“ Vieles müsse aber noch erforscht werden.

Die Prohibition von Alkohol habe die Mafia gestärkt und die Gesellschaft der USA zersetzt, sagte Peters, das habe brutalste Verbrechen begünstigt. Und er argumentierte auch mit dem Verbraucherschutz: „Mit dem Verbot gibt der Staat zugleich seine Kontrolle über den Markt und die Reinheit des Angebots auf.“ Und die Verfolgung der Konsumenten produziere jährlich allein mehr als 100 000 Verfahren, die später eingestellt würden. „Das kostet uns jährlich weit über als eine Milliarde Euro.“

„Wir machen hier vor allem Prävention“, sagte Brücken, „und wir sorgen dafür, dass der Konsum wenigstens gesundheitsverträglich gestaltet wird.“ Ein großes Problem sei die Kriminalisierung der Konsumenten, viele würden wegen Cannabisdelikten verfolgt. Das habe die Polizei bestätigt. Bei Problemen würden die Konsumenten von ihm und seinen Kollegen unterstützt. Und das lasse sich die Stadt auch etwas kosten: „Bargteheide ist der einzige Ort im Kreis mit einer Straßensozialarbeit.“

Eine Lanze für die Freigabe von Cannabis brach Gerhold: „Wir treten für eine Regulierung des Markts und das Recht auf Eigenanbau ein.“ Cannabis sollte als Rauchware wie Tabak eingeordnet und besteuert werden. Lizensierte Fachverkaufsstellen sollten den Jugendschutz gewährleisten. Durch Repression könnten illegale Märkte nicht verhindert werden. Der Staat habe die Aufgabe, Risiken zu minimieren. „Selbstgefährdendes Verhalten darf er nicht verbieten.“ Selbst der Bund deutscher Kriminalbeamter trete inzwischen für eine Legalisierung ein.

Im Publikum meldeten sich auch einige zu Wort, die aus medizinischen Gründen Cannabis benötigen. Zwar dürften die Ärzte es seit dem vergangenen Jahr verordnen, doch sie hätten Angst um ihr Budget, sagte ein Teilnehmer: „Sie reden sich deshalb heraus.“

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*