Naturschutz und Forstwirtschaft im Spannungsfeld

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Waldexkursion in das Naturschutzgebiet Hahnheide

Allgemeines zum NSG Hahnheide

Über das NSG Hahnheide Wald- NS in SH seit 1938, freie forstliche Bewirtschaftung und Nutzung, Größe 1450 ha, davon 323 ha forstliche Nullnutzung. Laubholz: 59% (Eiche 9%, Rotbuche 45%, Andere Lh 5%, Nadelholz, 41%, (davon 23% Fichte, 8% Kiefer, 7% beide Lärchenarten, 3% Douglasie)

(Holz)vorratsreichstes Waldrevier in SH: 403 Fm/ha in Hahnheide, 326 Fm/ha in SH Landesforsten, 272 Fm/ha Bundesdurchschnitt lt Bundeswaldinventur.

Bodenvegetation: Keulenbärlapp ist ausgedunkelt d.h. durch Verschattung verschwunden, Alpenhexenkraut, Bergfarn, Rippenfarn im Gegensatz zu den vorgenannten seltenen Pflanzen ist der eingeschleppte japanische Knöterich ein Problem, weil er sich übermäßig auszubreiten drohte und immer noch manuell kurzgehalten werden muss.

Gefährdung, Beunruhigung: Naherholungsraum für Hamburg, Jogger, Hunde, Pilzsammler, (früher bei kalten Wintern auch: Skilanglauf), Florenverfälschung durch Gartenabfall vom Rande her.

Die Jagd macht keine Probleme. Sie dient der Regulation des Wildbestandes, der durch Äsen insbesondere der Baumknospen junger Bäume schädlich ist. Der hohe Wildschweinbestand nach der Öffnung des eisernen Vorhangs ist nach wie vor ein Problem, auch deshalb, weil die schneearmen Winter den Jägern wenig Sicht auf die dunkelpelzigen Tiere erlauben.

Habitatbäume

Habitatbäume: bewusste Herausnahme alter Bäume aus der forstlichen Nutzung, um­­­ Organismen, die auf dimensionsstarkes Totholz angewiesen sind, einen Lebensraum zu schaffen. So brauchen die Larven des Trauerbock verrottendes, starkes Eichen- und Buchenholz.

Auswahlkriterien sind: a. ausreichender Abstand von Wegen, um jede Unfallgefahr, die von dem alternden und zerfallenden Baum ausgeht, auszuschließen. b. Durch Blitz, Sturm, Höhlen geschädigte Bäume werden als Habitatbäume bevorzugt ausgewählt. Je ha wünscht man 5 Habitatbäume, möglichst in Gruppen angeordnet zu erhalten. Ausgewiesene Habitatbäume werden gekennzeichnet und in forstlichen Dokumentationen verzeichnet, damit eine Erfolgskontrolle erfolgen kann.

Typische Zielkonflikte: 1. Holznutzung vs. Nichtnutzung; 2. Verkehrssicherung, der Baum zersetzt sich ohne „Rücksicht auf Verluste“. Das ist ein Problem, weil in Schleswig-Holstein fast jeder Wald, auch die Hahnheide trotz des Naturschutzcharakters, außerhalb der Wege betreten werden darf. 3. Die Waldarbeiter sind durch die Habitatbäume einem erhöhten Risiko ausgesetzt.

 

Produktion hochwertigen Eichenholzes

Erziehung zu hochwertigem Eichenholz gelingt in Deutschland nur durch folgende forstliche Maßnahmen: Die Eiche wächst bei uns nicht im Optimum, wohl aber ihre Konkurrentin, die Rotbuche. Also mischt man stets beide Baumarten. Der Stamm der nicht so wüchsigen Eichen wird durch die dichtbeblätterten Rotbuchen beschattet und entwickelt deshalb keine störenden Seitenäste. Das erzeugt hochwertiges (astreines) Eichenstammholz. Der Forstmann muss darauf achten, dass die wüchsigeren Rotbuchen den Eichenkronen nicht zuviel Licht wegnehmen und damit deren Wachstum hemmen.

Douglasie als Fremdling

Douglasien: Herkunft aus N-Amerika, Apalachen (David Douglas, schottischer Naturforscher) hat diese Bäume zunächst 1828­­ nach Schottland eingeführt. Später wurden sie in ganz Europa angebaut.

Die höchste Douglasie in Freiburg ist 63 m hoch, in der Hahnheide sind Einzelne immerhin 45 – 50 m hoch.

Die Douglasie gilt bei uns als Fremdling, weil sie nach der letzten (Weichsel) Eiszeit nicht wieder zurückgekehrt ist. Während bei uns die hohen Gebirge (Pyrenäen, Alpen, Karpaten) im Wesentlichen in West-Ost-Ausdehnung verlaufen, sind die hohen Gebirge in Nordamerika im Wesentlichen in Nord-Süd-Ausdehnung angeordnet. Die Rückeroberung der dann wärmer werdenden Vegetationsflächen gelang in Nordamerika deshalb sehr viel leichter und vollständiger als in Europa. Beispiel: in Deutschland gibt es 4 Eichenarten, in den USA aber 37 Eichenarten. Vor der letzten Eiszeit ist die Douglasie in Deutschland über Pollenanalyse nachgewiesen. Durch die Alpenbarriere konnte sie nach der letzten Eiszeit ihren früheren Platz nicht wieder einnehmen. Die Einstufung der Douglasie als invasiver Fremdling durch die Bundesbehörden wird von nahezu allen Forstleuten und -wissenschaftlern nicht geteilt. Unter „invasiv“ versteht der Naturschutz die aggressive Ausbreitungstendenz von Neophyten, die an das Ökosystem angepasste Arten verdrängen. Dem ist aber nicht so, weil die Douglasie bei der natürlichen Verjüngung keine reinen (einartigen) Bestände bildet. Douglasienbestände gehören vielmehr zu den artenreichsten Vegetationssystemen in unserer Natur. Der weit überdurchschnittlich warme und niederschlagsarme Monat Mai in diesem Jahr zeigt auch dem letzten Zweifler, dass der Klimawandel längst Realität ist. Im Gegensatz zur bei uns noch häufig anzutreffenden Fichte ist die Douglasie an Trockenheit und höhere Temperaturen besser angepasst und widersteht damit den Herausforderungen des Klimawandels vermutlich besser. Zudem ist ihr Holz technisch wertvoller als Fichtenholz. Demnach könnte die Douglasie eine der Zukunftsbaumarten sein. Ist die Douglasie auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse oder aufgrund eines tiefen Glaubens an die „Reinheit der Natur“ zu invasiven Baumart erklärt worden?

Friedrich Westerworth, Bargteheide, 1. Vorsitzender des KV Stormarn, 11.09.2018

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