Problem Plastikmüll

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Bargteheide – Riesige Teppiche aus treibendem Kunststoffmüll auf den Weltmeeren, inzwischen überall nachweisbares Mikroplastik und die Verpackungsflut beschäftigen viele Bürger. 450 Jahre dauert es etwa, bis sich eine Getränkeflasche in Mikroplastik zersetzt. So fand das Thema Plastik auch reges Interesse in Bargteheide. Auf Einladung der Grünen kamen fast 80 Besucher in eine Veranstaltung dazu im Stadthaus. „Plastic is not fantastic“ war das treffende Motto.

Dennis Kissel von der Abfallwirtschaft Südholstein informierte über die Probleme bei der Müllentsorgung: Plastik in der Biotonne muss aufwändig entfernt werden. Seine Tipps für die Verbraucher sind Möglichst keine Verbundverpackungen aus mehreren Materialien kaufen, weil man sie kaum recyceln kann. Probleme machen auch so genannte Post it Haftzettel, weil sie die Verwertung des Altpapiers stören. „Dadurch können die recycelten Papierbahnen beim Druck reißen“, so Kissel.

Und Kissel wies auf eine weitere Tatsache hin, die ebenfalls kaum bekannt ist: „Die Entsorgung von Verpackungen aus dem Gelben Sack ist eine Aufgabe der Dualen Systeme, nicht von uns.“ Die zehn noch verbliebenen Lizenznehmer im System seien privatwirtschaftlich organisiert und deshalb auf Gewinne erpicht. Deshalb hätten sie natürlich kein Interesse an Müllvermeidung, die Steuerung mit finanziellen Anreizen habe hier komplett versagt. Und auch Blumentöpfe landen im Gelben Sack, obwohl sich die Hersteller nicht am Dualen System beteiligen. „Intelligente Fehlwürfe“ nennt Kissel das.

Und noch immer werde Kunststoffmüll exportiert, aber nicht von der AWSH, sondern vom Dualen System: „Ein großer Teil wird jetzt in Malaysia vorsortiert, die wertvolleren Bestandteile gehen dann nach China.“ Die Exporte nach Malaysia hätten im vergangenen Jahr immerhin 800 000 Tonnen betragen. Nur ein Viertel des deutschen Plastikmülls könne wirklich verwertet werden.

Katja Seevers und Linda Grage vomStartup Superseven stellten kompostierbare Verpackungen und sogar eine so verrottende Zahnbürste vor

Alternativen zur Kunststoffverpackung entwickelt das Startup „Superseven“ aus Wentorf. Folien aus Zellulose wie früher das gut alte Zellophan werden heute aus zertifizierten Holzresten hergestellt. Die sind kompostierbar, sie brauchen dafür nur etwas Zeit. „In 42 Tagen sind sie zersetzt“, sagte Katja Seevers, „für eine schnelle industrielle Kompostierung sind sie deshalb noch nicht geeignet.“ Und die Herstellung sei im Vergleich zu Erdöl-basiertem Polyethylen noch um ein Drittel teurer.

Für die Verpackung von Lebensmitteln eignet sich das Material namens „Repaq“ bestens. Es besteht zu 90 Prozent aus Holzresten, fünf Prozent Glycerin, vier Prozent Wasser und einem Bindemittel. Und das Produkt ist inzwischen auf dem Markt angekommen. Salate und Biogemüse werden so bereits im Handel angeboten, es gibt sogar schon eine kompostierbare Zahnbürste. Anbieter wie Budnikowski und der Demeterverband nutzen es schon. Damit die Produkte nicht im Gelben Sack landen, wird eine Kennzeichnung geplant.

1 Kommentar

  1. Die Behauptung von Herrn Kissel, Blumentöpfe wären nicht lizensiert, stimmt nicht. Jeder Inverkehrbringer ist verpflichtet, sich am Dualen System zu beteiligen und wird das aufgrund der neuen Gesetzgebung auch tun. Genau wie jeder Supermarkt seine Verpackungen lizensieren muß. Das jedoch gerade bei Blumentöpfen die geltende Rechtslage dafür sorgt, das Blumentöpfe die das gesamte Leben der Pflanze bei dieser verbleiben (Zimmerpflanzen), als Bestandteil des Produktes angesehen werden und nicht als Verpackung zeigt einen grundsätzlichen Konstruktionsfehler des „Grünen Punktes“.Es geht nicht um die sinnvolle Entsorgung bzw. Zuführung geeigneter Stoffe zum Recycling sondern um Gewinnmaximierung mit Müll. Keiner versteht, warum stoffgleicher Müll unterschiedlich entsorgt werden soll. Die privatwirtschaftliche Organisation des Grünen Punktes und die damit verbundene unterschiedliche Verantwortung für die Behandlung desselben (Wert-) Abfallstoffes ist eine komplette Fehlkonstruktion. Danke Herr Trittin!

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