Neue Fahrradschutzstreifen in Bargteheide

8
 Mehr Sicherheit mit dem Rad im Straßenverkehr

Erstmalig werden in Bargteheide Fahrradschutzstreifen eingerichtet. In der Alten Landstraße, der Jersbeker Straße, der Getriebebau-Nord-Straße und der Rudolf-Diesel-Straße werden die Schutzstreifen in Kürze auf die Fahrbahn aufgebracht.

Aufgrund der geringen Fahrbahnbreiten erhalten die Straßen auf jeweils einer Straßenseite und somit nur für eine Fahrtrichtung die Abgrenzungen für den Radverkehr.

Nach Fertigstellung der Markierungsarbeiten werden die Schutzstreifen ab dem 26.Juli 2019 benutzbar sein. Nach den Sommerferien ist dazu auch eine gemeinsame Informationsveranstaltung mit dem ADFC auf dem Wochenmarkt in Bargteheide vorgesehen.

Hintergrund ist, dass aufgrund eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig die Möglichkeit Radwege einzurichten, deutlich eingeschränkt wurde. In Bargteheide mussten deshalb viele ausgeschilderte Radwege wegfallen. Dies bedeutet für das Radfahren in Bargteheide, dass im überwiegenden Teil der Straßen die Fahrbahn benutzt werden muss.

Um dies für die Radfahrende sicherer zu gestalten, werden die Schutzstreifen in den genannten verkehrsreicheren Straßen aufgebracht.

Die Stadtverwaltung ruft in diesem Zusammenhang dazu auf, folgende Regeln zu beachten:

Die Schutzstreifen dürfen nur in die jeweilige Fahrtrichtung benutzt werden. Es ist verboten, den Schutzstreifen in Gegenrichtung zu benutzen.

Besondere Vorsicht ist immer beim Wechsel von einem Radweg auf die Straße geboten. Sicher gelingt dies mit Schulterblick, dem Einhalten von Sicherheitsabständen und Anzeige des Fahrbahnwechsels durch Handzeichen. Im Zweifelsfall sind Radfahrende aufgerufen zu warten und Autos zunächst passieren zu lassen.

Für Autofahrer gilt insbesondere zu beachten, die durch Leitlinien markierten Schutzstreifen nur bei Bedarf zu überfahren. Der Radverkehr darf dabei nicht gefährdet werden. Parken auf den markierten Streifen ist nicht zulässig.

Gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr ist das oberste Gebot für mehr Verkehrssicherheit.

8 Kommentare

  1. Nach vielen Jahren kann hier eine Maßnahme erfolgreich abgeschlossen werden, die Radfahrern in Bargteheide endlich mehr eigenen Raum im fließenden Verkehr zubilligt. Es ist ein Anfang und ein kleiner, aber sehr wichtiger Beitrag, um die Glaubwürdigkeit kommunalpolitischer Klimaschutzbemühungen zu erhöhen. Herzlichen Glückwunsch an die politisch Verantwortlichen. Hoffentlich bleibt noch etwas von der Farbe übrig, damit die kaum noch zu erkennenden Markierungen des nicht benutzungpflichtigen Radweges an der Rathausstraße endlich erneuert werden …

  2. Absoluter Unsinn!!! Das Fahren auf der Fahrbahn ist i.d.R. bedeutend sicherer als Radwege, genau deswegen ist ein Einrichten von Radwegen auch schwieriger gemacht worden!!!
    Schutzstreifen bewirken nur ein dichteres Überholen durch Kfz und drängen Radfahrer in die Dooring-Zone und bewirken genau das Gegenteil – sie machen das Fahren auf der Fahrbahn gefährlicher als es sein müsste!
    Hier arbeitet man offenbar mit „gefühlter Sicherheit“ und ignoriert bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse.
    https://udv.de/de/strasse/stadtstrasse/radverkehr/radfahrstreifen-und-schutzstreifen

    • Wer wissenschaftliche Erkenntnisse auf seiner Seite wähnt, sollte es nicht nötig haben, auf die Stellungnahme anderer Leser mit Worten wie „Absoluter Unsinn!“ zu reagieren. Als Argument überzeugt mich das jedenfalls nicht.

      In dem Link werden einige Aspekte aufgeführt, die beim Einrichten von Radfahrstreifen zu beachten sind. Eine generelle Ablehnung ersehe ich daraus nicht. Was wissenschaftliche Untersuchungen angeht, so sollte man ohnehin stets fragen, in wie weit diese auf die Verhältnisse vor Ort übertragbar sind. Berlin und Hamburg sind nicht mit Bargteheide vergleichbar. An den Bargteheider Straßen, an denen diese Streifen nun kommen sollen, gibt es jedenfalls keine Seitenparkstreifen zwischen Gehweg und Straße, sodass die Gefahr des Doorings nicht gegeben ist. Und in der Rathausstraße ist es mir als Radfahrer eigentlich egal, ob ich von einer Fahrer- oder von einer Beifahrertür erschlagen werde … :))

      Gegen die These, dass Radfahrer generell auf der Straße sicherer sind als auf baulich getrennten Radwegen gibt es einige handfeste Argumente, u.a.:

      1. Die Zahl der tödlichen Opfer unter den Radfahrern ist seit 2010 (im Gegensatz zur Gesamtzahl der Verkehrstoten) nicht gefallen, sondern eher gestiegen, obwohl in diesem Zeitraum der gerichtlich vorgegebene Straßenbenutzungszwang schon galt. Diese Entwicklung hat m.E. übrigens nicht nur mit teilweiser völlig maroder Infrastruktur zu tun, sondern mit dem Anstieg der Zahl der Pedelecs, der damit verbundenen Zunahme unerfahrener Radler und dem Fehlen von Abbiegeassistenten für Lkw. Aber die Entwicklung spricht eben nicht gerade für den Straßenbenutzungszwang.

      2. Kopenhagen, das ja als Radfahrer-Paradies gilt und wo es deutlich weniger tödlich verunglückte Radfahrer gibt als in deutschen Großstädten, setzt auf eine klare Trennung von Rad- und Autoverkehr. https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Was-macht-Kopenhagen-fuer-Radler-so-attraktiv,fahrrad928.html

      3. Wenn Radfahrer auf der Straße angeblich sicherer sind, warum lässt der Gesetzgeber dann ausgerechnet die schwächsten Verkehrsteilnehmer (Kinder bis zu 8 Jahren) zwangsweise auf dem Gehweg fahren?

      Es ließe sich hier sicherlich noch mehr anführen. Aber die wenigen Punkte zeigen wohl, dass man dem Thema nicht mit Schlagworten wie „Unsinn“ gerecht wird.

      • Ok, anderer Link.
        https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Im-Alltag/Fahrradklimatest/Download/2018/Fachveranstaltung_Vortrag_A.K.Huemer_TU_Braunschweig.pdf

        In der Jersbeker Straße und vor Getriebebau Nord gibt es sehr wohl Parkstreifen.
        Ich hoffe die Anwohner wissen, dass das bald ein absolutes Halteverbot auf der Fahrbahn bedeutet.

        Bargteheide ist auch nicht Kopenhagen. Dort gibt es eine andere Einstellung und anders gesicherte Kreuzungen.

        In der Rathausstraße fährt man ja auch mittig in der Fahrspur, dort gibts dann keine Dooring-Zone und weniger Engüberholer bei Gegenverkehr.

        Tödliche Abbiegeunfälle gibt es nur wenn Radfahrer NEBEN Lkw fahren, nicht davor oder dahinter.
        Die Unfallforschung ist inzwischen sehr sicher dass es auf der Fahrbahn meist sicherer ist.

        So. Hier geht es nun aber um Schutzstreifen oder nicht. Vor was können „Schutzstreifen“ denn genau schützen?

  3. An dieser Stelle bitte ich um Ergänzung, dass der verbindliche Überholabstand Überholabstand mindestens 1,5 m (für Lkw gilt: mind. 2 m) beträgt und dieser Abstand auch dann einzuhalten ist, wenn die Kfz-Führer einen Radfahrer/in überholen, die auf einem Schutzstreifen oder Radfahrstreifen fahren. Maßgebend ist also nicht die Markierung auf der Straße, sondern der tatsächliche Abstand zum Fahrradfahrer.

  4. Aus den Ergebnissen der Untersuchungen am Fahrsimulator könnte man in der Tat herauslesen, dass Schutzstreifen oder Radfahrstreifen enges Überholen begünstigen. Nur wird hier ausschließlich auf das Unterschreiten des gesetzlichen Mindestabstands abgestellt. In der Praxis spielt es für mich aber keine Rolle, ob ich auf dem Rad mit 1,50 m oder 1,49 m Abstand überholt werde. Die bisherigen Radmesser-Untersuchungen aus Berlin zeigen dagegen etwas anderes (Aufzeichnung von Überholabständen unter Live-Bedingungen anhand von 100 Test-Radfahrern, die in ihrem Alltag mit Messgeräten ausgestattet waren). Die Ergebnisse werden in der Präsentation aus Ihrem Link auf Seite 29 dargestellt, wenngleich leider ohne Legende. Danach reduzieren Schutz- bzw. Radfahrstreifen illegale Überholmanöver nur geringfügig, wirken sich aber keineswegs nachteilig aus. Insbesondere nimmt der Anteil der extrem gefährlichen Überholvorgänge mit Abstand unter einem Meter erkennbar ab.

    Genauso wie Radfahrer verstehen müssen, dass sie gem. StVO auf der Straße fahren müssen, wenn kein Radweg vorhanden ist, werden Autofahrer lernen, dass ein Schutzstreifen kein Platz zum Halten oder Parken ist. Der Gesetzgeber hat hierauf erst kürzlich reagiert. Nach meinen Erfahrungen tut sich die Polizei zudem wesentlich leichter damit, Autofahrer für falsches Halten bzw. Parken zu belangen als Radfahrer vor gefährlichen Überholmanövern durch Autos zu schützen.

    Die Einrichtung der Schutzstreifen in Bargteheide sehe ich ohnehin nur als einen ersten Schritt an, um Radfahrern überhaupt mehr Verkehrsraum zu verschaffen. Wenn man im Sinne des Klimaschutzes mehr Radverkehr möchte, wird man um eine bauliche Trennung von Auto- und Radverkehr nicht herumkommen. Meines Wissens landen beim Fahrrad-Klima-Test des ADFC zumeist die Städte mit einer entwickelten Fahrradinfrastruktur vorne. Wer behauptet, dass man mit dem Rad am besten auf der Straße fährt, suggeriert damit, dass die Verhältnisse für Radfahrer in Bargteheide schon optimal sind und man außer ein wenig Verkehrserziehung nichts mehr ändern muss. Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn die Menschen entweder erst gar nicht aufs Rad steigen oder aber weiterhin aus Unsicherheit zum Radfahren die Gehwege missbrauchen.

    • Hallo,
      ja das ist halt das Thema. Die meisten Radfahrer fühlen sich auf einer „eigenen“ Infrastruktur sicherer. Nun zeigt meine persönliche Erfahrung, dass es da große Unterschiede zwischen „guten“ und „schlecht“ gemachten Radwegen gibt.
      Ich denke eher dass Radfahrer ungern auf der Fahrbahn fahren, weil sie das Gefühl haben, Autofahrern im Weg zu sein und es einfach „ungemütlich“ ist oft überholt zu werden. Ich sehe da breite und gut geführte Radfahrstreifen häufig als Ideallösung, allerdings nur so lange, wie sie nicht zugeparkt werden, denn Spurwechsel sind halt auch immer mit einem Risiko behaftet. Die meisten Radwege haben halt unendlich viele Konflike mit Fußgängern, abbiegenden Kraftfahrern und Grundstücksausfahrten. Im Kreuzungsbereich stehen sich die Radfahrer dann selber im Weg. Hier einer von vielen Vergleichen auf Youtube Radweg vs. Fahrbahn: https://www.youtube.com/watch?v=uFLC4tAsitc
      Die Verhältnisse für Radfahrer in Bargteheide sind alles andere als optimal, da die verbliebenen benutzungspflichtigen kombinierten Geh- und Radwege schlecht/falsch ausgeschildert und dann auch noch gefährlich sind (z.B. Hamburger Straße nordwärts linksseitig… (aber natürlich nicht durchgehend als solches beschildert…))
      Ich werde mich dann einfach mal von der Umsetzung der „Schutzstreifen“ überraschen lassen.

      Achso: Wenn nicht ausreichend Platz für Radinfrastruktur vorhanden ist, diese aber gewollt ist, muss man die Infrastruktur den Kfz wegnehmen. Tempo 30. Durchgangstraßen zu Einbahnstraßen machen und beidseitig breite Radfahrstreifen anlegen wäre z.B. eine vernünftige Lösung.
      Die Rathausstraße sollte auch zu einer Fußgängerzone umgewandelt werden. Derzeit lädt diese so ja nicht zum Flanieren ein.

      • Hallo,

        nun sind die Streifen also schon zumindest an der Alten Landstraße und der Jersbeker Straße zu sehen. Und es gibt sie (sinnvollerweise) auch nur dort, wo keine Parkstreifen sind. Am meisten erstaunt mich, wie viel Breite schon diese eher schmale Variante der Streifen von der Fahrbahn einnimmt. Bei entgegenkommendem Verkehr kann ein Autofahrer den Radfahrer jetzt nicht mehr überholen ohne den Streifen zu überfahren.

        Eine gute Fahrad-Infrastruktur sollte alle Radfahrer im Blick haben, vom Schulkind bis zum „Kampfradler“. Und wer auf dem Rad ungeübt ist, fühlt sich auf der Straße von Autos oft bedrängt. Und zwar umso mehr, je schmaler die Straße ist. Da hilft dann auch kein Verweis auf Statistiken oder die StVO. Daher bin ich – solange es keine breit ausgebauten Radwege gibt – ein Freund von Angebotsradwegen. Jeder kann dann selbst für sich entscheiden, wo er lieber fahren möchte.

        Der Youtube-Film macht an einem konkreten (Großstadt-)Beispiel deutlich, wann es besser ist, auf der Straße zu fahren. Der Zustand des (oft zugeparkten) Radwegs ist schlecht, die Straße dagegen breit und zum Zeitpunkt der Filmaufnahme wenig befahren. In Bargteheide haben wir andere Verhältnisse und ich behaupte, dass das Experiment anders ausginge, wenn man es in der Rathausstraße am Freitagnachmittag durchführt.

        Meine Schlussfolgerung ist, dass die Kommunalverwaltungen mal als erstes die bestehende Fahrrad-Infrastruktur in Ordnung halten müssten. Mit einer kontinuierlichen Null-Toleranz-Strategie würden die Radwege in der Rathausstraße und von Bargteheide nach Ahrensburg nicht so aussehen, wie sie zzt. aussehen. Und die Verkehrsschilder würden auch so stehen, dass Radfahrer stets wissen können, wie sie sich richtig verhalten.

        Perspektivisch benötigen wir breite Radwege, so wie es sie in den anerkannt fahrradfreundlichen Metropolen Europas gibt. Aber machen wir uns nichts vor: auf absehbare Zeit sieht Bargteheide die Infrastruktur von Kopenhagen nicht mal mit dem Fernglas. Nur wenn gar nicht angefangen wird, endlich mehr sichtbaren Platz für Radfahrer zu schaffen, verkommen Fahrradparkhaus und Stadtradeln zu leerer Symbolik und die Bemühungen um Klimaschutz bleiben nur hohles Gerede.

        Bei Tempo 30 bin ich sofort dabei. Das braucht man von mir aus nur dort einzuführen, wo Rad- und Autofahrer für den Mischverkehr nicht ausreichend breite Straßen gemeinsam benutzen müssen (will sagen: wo es Angebotsradwege gibt, kann Tempo 50 sein). Dann wäre Druck da, etwas für den Radverkehr zu tun, wenn man den Autoverkehr wieder schneller haben möchte. Ich warte darauf, dass von den Stormarner Bundestagsabgeordneten mal so eine Initiative gestartet wird. Einer sitzt ja sogar im Verkehrsausschuss, scheint sich aber lieber mit anderen Themen zu befassen.

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*