Kinderarmut im Kreis Stormarn weiterhin auf hohem Niveau

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Kreis Stormarn / Ahrensburg: 7.108 Fähnchen vor dem Ahrensburger Schloss

Immer noch lebt eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen im Kreis Stormarn in Armut und hat daher mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen, ihren Alltag zu meistern. Aus diesem Grund setzt der Kinderschutzbund am heutigen Weltkindertag mit über 7.000 Fähnchen wieder ein deutliches Zeichen gegen Kinderarmut.

1. Birgitt Zabel, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Kreisverband Stormarn, Ingo Loeding, Geschäftsführer Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn, Christian Schubbert-von Hobe, Stv. Bürgermeister der Stadt Ahrensburg

Mit der tatkräftigen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern der Stormarnschule und der Beruflichen Schulen Ahrensburg werden 7.108 blaue Fähnchen in die Wiese vor das Ahrensburger Schloss gesteckt – stellvertretend für jedes arme Kind im Landkreis ein Fähnchen.

Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Anzahl der Kinder, die Hartz IV oder andere Sozialleistungen beziehen wieder nicht zurückgegangen. Stattdessen ist deren Anteil weiter um fast 1 Prozent gestiegen, legt man den gleitenden Jahresdurchschnittswert zugrunde. Eine Trendwende ist immer noch nicht erkennbar.

Es ist allerdings festzustellen, dass das Thema der armen Kinder langsam zu Veränderungen und Verbesserungen führt. Hier ist das neue Starke-Familien-Gesetz der Bundesregierung zu nennen, dass leichte Verbesserungen für Kinder armer Familien auf den Weg gebracht hat. Von den wichtigsten Änderungen zum Kinderzuschlag profitieren Familien mit kleinem Einkommen, für Haushalte im Hartz IV-Bezug gibt es weniger positive Effekte.

Veränderungen gibt es beim sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket (BuT), das allen Familien mit wenig Geld nützt: Schulkinder erhalten zukünftig 150 Euro anstatt 100 Euro jährlich für Schulmaterial, Ranzen, Taschenrechner, Sportzeug etc. Nach eigenen Erhebungen geben Eltern allerdings in der Regel mindestens 400 Euro im Jahr für Schulsachen aus, in Einzelfällen sogar noch deutlich mehr. Ein warmes Mittagessen gibt es ab sofort ohne Zuzahlung und auch die Beförderung zur Schule ist ab sofort für Kinder mit Anspruch kostenfrei. Für die außerschulische Bildung stehen jetzt 15 Euro pro Monat statt bislang 10 Euro zur Verfügung.

„Wir freuen uns, dass sich in der Bundesregierung etwas bewegt und einzelne Maßnahmen, die armen Kindern zugutekommen, bereits umgesetzt wurden,“ so Birgitt Zabel, Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Stormarn, „doch wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, das die Leistungen für Schulsachen und die Unterstützung für den Besuch von Musikkursen und Sportvereinen seit 10 Jahren nicht erhöht wurden. Gleichzeitig haben nur 17 % der berechtigten Kinder im Kreis Stormarn z.B. diese Kurse oder Sportvereine genutzt oder nutzen können. Vielerorts stehen die gar nicht zur Verfügung. Das ist viel zu wenig! Hier müssen Lösungen gefunden werden, um möglichst vielen Kindern die Unterstützung zu gewähren, die ihnen zusteht.“

Unter dem Strich können aber auch die aktuellen Erhöhungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ohnehin breite Schere zwischen den Haushaltseinkommen der ärmsten und reichsten Familien weiter auseinander gehen. Laut einer Studie der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbandes haben arme Familien real heute weniger Geld zur Verfügung als noch vor 10 Jahren, um ihren Kindern mehr als das physisch Notwendige zu finanzieren.

Dazu Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes: „Kinder aus einkommensschwachen Familien sind von echter sozialer und kultureller Teilhabe weit entfernt. Durch die jahrelange Deckelung und sogar Verringerung ihrer Leistungen sind sie wirtschaftlich noch schlechter gestellt als zuvor. Eine wirkliche Verbesserung ist nur von einer Kindergrundsicherung zu erwarten, welche die Kinder endlich aus dem Hartz-IV-System herausholen würde. Die wenigen Verbesserungen der Bundesregierung sind nur erster Schritt, die Kluft wieder etwas mehr zu schließen.“

„Wir fordern“, so Ingo Loeding, dass „Kindern aus ärmeren Familien die gleichen Chancen auf Teilhabe erhalten wie Kinder aus Familien mit einem höheren Einkommen“.

Auch die Städte und Gemeinden im Kreis Stormarn können etwas gegen Kinderarmut tun und die Teilhabe fördern, z.B. dadurch, dass sie Freizeit-, Sport- oder Musikangebote wirklich kostenfrei zur Verfügung stellen. Auch der Eintritt in ein Schwimmbad und das Ferienprogramm für Kinder, die nicht in den Urlaub fahren, sollte grundsätzlich kostenfrei sein. Der Kinderschutzbund beteiligt sich gern an ernstgemeinten Diskussionsrunden und Sitzungen, um Impulse und Beispiele zu geben, wie Kommunen vor Ort kinderfreundlicher werden können und insbesondere die Bedürfnisse von armen Kindern in ihre Überlegungen einbeziehen können.

„Um Kinder und Jugendliche aus armen Familien wieder stärken ins Zentrum unserer Gesellschaft zu rücken, braucht es die Anstrengung von vielen Stellen und Menschen“, so Birgitt Zabel, „öffentliche Institutionen, Schulen und Kindergärten, Vereine und Privatpersonen. Wir vom Kinderschutzbund werden auch weiterhin mit unserem spendenfinanzierten Familienhilfe-Notfonds bereitstehen, um Kinder und Jugendliche in einer finanziellen Notsituation zu unterstützen. Das waren im letzten Jahr über 56.000 Euro für Einzelhilfen und Patenschaften für Kinder und Familien. Wir haben dadurch mehr als 1.400 Kinder erreichen können.“

Für den Kreis Stormarn fordert der Kinderschutzbund u.a.:

  • Regelmäßige Armutsberichterstattung in den Städten und Kommunen
  • Kommunale Hilfsfonds, die arme Kinder und ihre Familien fördern
  • Keine zusätzlichen Zuzahlungen für Eltern in Kindertageseinrichtungen neben den Beiträgen
  • Kostenfreier Zugang für arme Kinder im Rahmen der offenen Ganztagsschule
  • Kostenfreie Nutzung von kulturellen Veranstaltungen für arme Kinder und deren Familien
  • Ausreichend kostenfreie Freizeit- und Ferienangebote in allen Städten und Gemeinden

 

Fähnchen auf Tour

Auch in diesem Jahr gehen die Fähnchen wieder „auf Tour“ durch den Kreis Stormarn und zeigen in Bargteheide, Bad Oldesloe, Reinfeld und Trittau, wie viele Kinder dort jeweils in Armut leben.

Koordiniert wird das Fähnchenstecken vom Deutschen Kinderschutzbund Stormarn. Bei der Umsetzung sind verschiedene

Partnerorganisationen oder Vertreter der Städte beteiligt. An folgenden Standorten und Terminen werden die Fähnchen zu sehen sein:

  • In Bargteheide am Montag, 23.09.2019, ab 9:30 Uhr, Ort: Südring/Ecke Hamburger Straße.
  • In Trittau am Dienstag, 24.09.2019, ab 10:00 Uhr, Ort: Kleiner Park am Markt.
  • In Bad Oldesloe am Mittwoch, 25.09.2019, ab 10:00 Uhr, Ort: Landratspark an der Kreisverwaltung (Mommsenstraße)
  • In Reinfeld am Donnerstag, 26.09.2019, ab 9:00 Uhr, Ort: Park Neuhofer Teich an der Paul-von-Schönaich-Straße.

 

Die Fähnchen-Aktion findet im Rahmen der Stormarner Kindertage statt. Diese sind eine Initiative Stormarner Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Koordination liegt beim Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn e.V.

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