Bargteheide – Etwa 130 Teilnehmer folgten der Einladung der Bargteheider Grünen zu einem Neujahrsspaziergang durch das Bargteheider Moor. Ein stattlicher Zug erkundete das Biotop im Südosten der Stadt. Der Rundgang wurde fachkundig begleitet durch Ingo Hartung und Philipp Meinecke von der Stiftung Naturschutz. Hartung hat ein Buch über das Areal im Südosten der Stadt und seine ökologische Bedeutung verfasst. Es ist inzwischen vergriffen.
Neben den vielen seltenen Pflanzen und Tieren gewinnt das Moor auch wegen des Klimaschutzes an Bedeutung. Denn Moore binden große Mengen an klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid und Methan. Fast habe es einen Todesfall durch austretende Gase gegeben. „Jugendliche zelteten hier in der Nähe und wurden durch die Gase ohnmächtig“, sagt Hartung.
„Bis heute hat das Niedermoor noch keinen Schutzstatus“, sagt er. Hier nisten Kraniche, die Rohrweihe und und der Purpurreiher. Andere Arten wie der Laubfrosch oder das Große Knabenkraut seien inzwischen verschwunden. Erstaunlicherweise lebten aber Fische und seltene Muscheln in den Entwässerungsgräben.
Die Bedeutung der Fläche ist auch der Bargteheider Politik bewusst. Im städtischen Haushalt stehen 500 000 Euro für den Ankauf von Moorflächen zur Verfügung, bisher mit einem Sperrvermerk. Die Stadt besitzt bereits die Hälfte des Geländes, etwa 30 Hektar fehlen noch. Die liegen teilweise auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Delingsdorf. Das Moor sollte wieder vernässt werden und die bisher schnurgeraden Entwässerungsgräben sollten wieder natürlich verlaufen, wünscht sich Hartung. Außerdem müssten die aufwachsenden Büsche entfernt werden.
Es müsse zunächst ein Gutachten zum Moor erstellt werden, so Dr. Ruth Kastner (Grüne). Damit könnte beurteilt werden, welche Eingriffe sinnvoll seien. Außerdem müssten die grundbesitzenden Landwirte mit ins Boot geholt werden. In Schleswig-Holstein stünden dafür erhebliche Fördermittel bereit.
Das Moor sei vor etwa 1000 Jahren im eiszeitlichen Urstromtal entstanden, das bis ins Todendorfer Hochmoor jenseits der Autobahn 1 reicht, so Hartung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts sei Torf abgebaut wurden, allerdings von minderer Qualität. Dann wurde das sumpfige Gelände zur Mülldeponie, dem so genannten „Rackerberg“. Hartung: „Vor allem Abfälle aus der Fleischproduktion in Hamburg und Industriemüll wurden hier abgekippt.“ Etwa 125 000 Tonnen Müll seien hier entsorgt worden, schätzt Hartung. 1975 wurde die Deponie geschlossen und mit einer Erdschicht abgedeckt.
„Sie können etwas zum Schutz der Moore tun, wenn sie Blumenerde ohne Torf kaufen“, rät Philipp Meinecke von der Stiftung Naturschutz im Land. Das Problem in Bargteheide sei das Eigentumsmosaik. Die privaten Eigentümer besitzen viele kleine Parzellen im Moor. Auch er hebt die Rolle als Klimagasspeicher hervor: „Auf Maisfeldern, die über Hochmooren angelegt wurden, entweichen etwa 40 Tonnen Klimagase pro Jahr und Hektar.“