Wer hat’s erfunden? – Die Römer!

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Alle Wege führen nach Rom – die meterlange Militärkarte, die der römische Soldat vor den Schülerinnen und Schülern des Kopernikus Gymnasiums ausrollt, zeigt das ausgefeilte römische Straßennetz, das durch nahezu ganz Europa bis in die heutige Türkei reichte. Der Römer ist standesgemäß gekleidet: eine rötlich-braune Tunica wird von einem metallbeschlagenen Gürtel gehalten, die knielangen Hosen trägt er über hoch geschnürten Lederschuhen – für die Nachwuchslateiner eine beeindruckende Gestalt. Begleitet wird er von einem Gehilfen in beiger Tunica, der ihm ab und an Wasser in einer Kupferschale reicht, wenn der Mund vom Erzählen schon ganz trocken wird.

Primus-Fabius-Lucianus_Schüler-der-7.-Lateinklassen

Es sind spannende Geschichten, mit denen Primus Fabius Lucianus zusammen mit Gnaeus Tullies Cato der LEGIO RAPAX XXI am Donnerstag, den 13. März des Jahres 2020, die Siebtklässler aus der Kuhle der Schule heraus Jahrhunderte zurück in das römische Reich entführt. Der Primus berichtet vom Wahlrecht der Römer, dem Steuerwesen und den Privilegien des römischen Bürgerrechts. Doch wie wird man überhaupt römischer Bürger? Zwei Schüler, Elena und Emil, werden spontan zu Germanen, als Nicht-Römer so genannten „Barbaren“, erklärt – einem Ehepaar mit acht Kindern, die in einem germanischen Dorf leben. Durch dieses Dorf möchten die Römer eine Straße gen Norden bauen, einen Teil der so genannten „Bernsteinstraße“, um die „Tränen der Götter“ von der Ostsee in den Süden zu befördern. Der römische Soldat, der eines Tages vor der Hütte der germanischen Familie steht, entwirft ein anschauliches Szenario, in dem Elena und Emil „romanisiert“ werden. Doch die Einbürgerung in die zivilisierte Welt birgt auch den ein oder anderen Haken. Emil und seine drei Söhne werden zum Militärdienst eingezogen, Elena und die übrigen Kinder leben vom Sold des Familienvaters, müssen aber Steuern zahlen. Erst nach 25 Jahren werden Emil und Elena als römische Bürger anerkannt und ihre Ehe legalisiert. Da das Staatsoberhaupt des Imperium Romanum gleichzeitig das Kirchenoberhaupt ist, ist man als Anwärter der römischen Staatsbürgerschaft auch dazu aufgefordert, den drei Hauptgöttern Jupiter, Minerva und Juno – die die Schüler ohne zu zögern aufzählen können – im Tempel spenden können. Als Gegenleistung sollen die Götter dafür sorgen, dass man gesund bleibt. Bei anhaltenden Beschwerden kommt man ins Krankenhaus – das haben die Römer schließlich erfunden, so Primus Fabius Lucianus. Und im Übrigen noch vieles mehr: die römische Staatsreligion sei ein Vorläufer des Christentums, die heutige Formel Eins mit ihren Rennställen gehe auf die römischen Wagenrennen zurück und die Thermen seien das, was wir heute Spaßbäder nennen. Auch für ausreichend Unterhaltung wussten die Römer zu sorgen: Gladiatorenkämpfe, Theaterinszenierungen, Hinrichtungen, um nur einige Höhepunkte des römischen Alltags zu nennen.

Die Schülerinnen und Schüler, die im zweiten Lernjahr Latein pauken, sind beeindruckt. Ausgeschmückt wird die Darstellung der beiden römischen Soldaten mit Hilfe einer Reihe von Anschauungsobjekten, die nach und nach Teil des Szenarios werden: römische Miniaturhäuser, wie sie von Plebejern, dem einfachen Volk, bewohnt wurden, Büsten römischer Gottheiten, ein glänzender goldener Gladiatorenhelm, dazu Schmuck, Schwerter und Tonnachbildungen von Organen, die im Tempel gegen Spenden zugunsten einer baldigen Genesung erstanden wurden, sind auf dem Bühnenrand der Kuhle ausgestellt. Das römische Reich zum Anfassen – die Mitglieder der LEGIO XXI RAPAX zeigen, dass Latein alles andere als eine „tote Sprache“ ist. Die internationale Vereinigung Gleichgesinnter mit dem Interesse an der römischen Antike, die 2003 in der Nähe von Hamburg gegründet wurde, „lebt“ Geschichte vor: „Ziel war und ist, das Aussehen und die Ausrüstung, die militärischen Fertigkeiten, das Selbstverständnis und die Traditionen des römischen Militärs der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus so authentisch wie möglich zu rekonstruieren, zu erproben und nachzuempfinden.“ Und dieses Verständnis und Wissen tragen sie erfolgreich und möglichst authentisch in die Schulen. Elena und Emil jedenfalls haben sich bereit erklärt, die römische Staatsbürgerschaft mit all ihren Bedingungen anzunehmen.

(Kathrin Anders)

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