Bei der „Leipziger Pfeffermühle“ am Freitag, 4.9. im Kleinen Theater Bargteheide, fliegen die Satz-Fetzen: Eines der ältesten und bekanntesten deutschen Kabaretts blättert die Lage der Nation auf.
So ein Lokalblättchen hat’s nicht leicht. Wie kommen Texte heute unfallfrei durch die unwegsamen Gender-, Sexismus und Polit-Themenfelder? Wie pimpt man eine Story über das Anpflanzen von Bäumen auf, wenn die Aufmerksamkeits-Magneten „Helene Fischer“ oder „Mord“ partout nicht in die Story passen wollen? Und wieso hat wieder niemand eine zündende Idee für den langweiligen Landespresseball? „Provinzredaktion“ haben die Kabarettisten der Leipziger Pfeffermühle ihr ironisch-witziges Bühnen-Programm genannt, das am Freitag, dem 4. September, im Kleinen Theater Bargteheide zu sehen ist.
Beim „Döbeln-Boten“ könnte die Stimmung weiß Gott besser sein. Die verzweifelte Chefredakteurin stemmt sich entschlossen gegen Anzeigen- und Leserschwund. Zwei mehr oder weniger engagierte Redakteure und ein Außenreporter arbeiten sich mit schrägen Schlagzeilen, Lei(d)artikeln, Polizeiberichten und Todesanzeigen für ein Ho(h)norar an der Welt- und Auflage ab und sind so gar nicht motiviert, sich gemeinsam mit dem größten Anzeigenkunden des Blatts, der „Lunkenbein Treppenlifte“, ein Potpourri für den Presseball auszudenken. Und der weltverbessernde Azubi darf nicht über Klimaschutz und gesunde Ernährung schreiben, sondern muss sich um das Layout des Kreuzworträtsels und die Wahl der Zwiebelkönigin kümmern. Dass die Satzfetzen bei diesem Lokalblättchen nur so fliegen, lässt sich denken. Ist doch so: Früher heulte die Presse mit den Wölfen, heute blökt sie mit den Schafen.
Die Pfeffermühlen-Texter um Regisseur Marcus Ludwig haben die Lage der Nation und des deutschen Journalismus aufs Schönste aufgeblättert und für ihr Bühnenprogramm bestens recherchiert. Das gebietet die Tradition dieses Kabaretthauses, das auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken kann.
Die Pfeffermühle wurde 1954 in der ehemaligen DDR gegründet. Den ersten Ärger mit der SED bekam sie bereits zwei Jahre später mit ihrem Programm „Rührt Euch“. Die Bühne avancierte schnell zum Aushängeschild Leipzigs und konnte sich hier und da auch zweideutige politische Anspielungen erlauben. Dennoch musste jedes Programm vorher genehmigt werden, das galt sogar für Improvisationen. Zum ersten Auftritt in der BRD kam es 1983. Einer der Höhepunkte war ein gemeinsamer Auftritt mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft im ZDF. Nach der Wende lief dann erst mal nichts mehr rund. Doch das Ensemble hatte soviel Biss, dass es sich wieder berappelte. Die vielen Auftritte in- und außerhalb Leipzigs sind dafür der beste Beweis. Nach 60 Jahren ist die Pfeffermühle nicht fader, sondern schärfer geworden. Wer will, kann am 4. September ja mal eine Kostprobe im Kleinen Theater Bargteheide nehmen.
Eintritt
VVK 27 Euro, VVK ermäßigt 25 Euro
AK 29 Euro, VVK ermäßigt 27 Euro
Tickets können online gebucht und ausgedruckt werden unter
www.kleines-theater-bargteheide.de
Vorverkaufsstellen
in Bargteheide:
– Arkaden-Buchhandlung, Bahnhofstraße 5
– Bargteheider Buchhandlung, Rathausstraße 25
in Ahrensburg:
Stojan Buchhandlung, Ahrensburg, Hagener Allee 3a
in Bad Oldesloe:
KuB Kultur- und Bildungszentrum
in Hamburg:
AEZ Alstertal Einkaufszentrum Ticketcounter
sowie im
KulturServiceBüro im Kleinen Theater
Hamburger Straße 3, Bargteheide
Foto:© Stephan Richter