Mit viel Engagement und unter dem Eindruck der Fridays for Future-Bewegung ist vor einem Jahr ein Bargteheider Klima Aktionsplan von Grünen, SPD, CDU und WfB gemeinsam formuliert und dann in der Stadtvertretung am 6. Dezember 2019 sogar einstimmig beschlossen worden.
Gibt es jetzt Grund zu feiern? „Leider nein“, sagt Ruth Kastner, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Für kaum eine der vereinbarten Maßnahmen gibt es derzeit in der Kommunalpolitik Mehrheiten.“ Die Stimmen von Grünen und SPD reichen nicht. Im Gegenteil gebe es Rückwärts-Bestrebungen, den einmal geschnürten Kompromiss wieder aufzumachen. „Die Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts von 2012 etwa, eine der ersten Maßnahmen im Klima Aktionsplan, würden manche in der Politik am liebsten schon wieder für nichtig erklären“, so Kastner.
Dagegen machten die Verwaltung und die Klimamanagerin geräuschlos und gut ihre Klima-Arbeit: energetische Sanierung städtischer Gebäude, Wärmenetz im Schulzentrum, Energieberatung durch die Verbraucherzentrale, Carsharing und immer wieder Vorschläge an die Kommunalpolitik, die von einer Mehrheit dann allerdings rundweg abgelehnt werden. Ablehnung auch, wenn etwa eine Bäckerei ihren Strom mit einer Kleinwindanlage produzieren will, wenn eine Erdgastankstelle für den Übergang in Bargteheide erhalten bleiben soll.
„All dies wäre ziemlich entmutigend, wären da nicht die vielen engagierten Bargteheider Bürger und Unternehmen, die den Klimaschutz wirklich ernst nehmen“, freut sich Matthias Leidner, Vorsitzender des Ausschusses Umwelt, Klima, Energie. Menschen, die eine Solaranlage auf dem Dach installieren, die Ölheizung entsorgen und eine Wärmepumpe einbauen. Das Haus wird isoliert, die Ernährung umgestellt, das Auto bleibt öfter stehen, stattdessen wird das Fahrrad benutzt, ein Ladepunkt für’s E-Mobil ist eingerichtet.
„Es sind so viele Verantwortungsbewusste, aber sie sind immer noch viel zu wenige, um auch in Bargteheide bis 2050 klimaneutral zu werden“, so Leidner. Die Erderhitzung und ihre katastrophalen Folgen für die Menschen – Hitze, Dürre, Stürme, Starkregen – können allenfalls noch abgemildert werden, wenn wir das 1,5 Grad Ziel, das im Pariser Klimavertrages verbindlich festgeschrieben ist, anpeilen.
Wie sieht denn unser Pfad in Bargteheide aus, bei der Mobilität, beim Strom, bei der Wärmeversorgung? „Höchste Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen und effektive Maßnahmen anzugehen“, sagt Leidner auch mit Blick auf die vielen Fördermöglichkeiten.
Da braucht es Signale des Aufbruchs und keine Einstellung wie diese, dass wir uns angesichts der angespannten Haushaltslage Klimaschutz nicht leisten könnten. Kein Wunder, dass der Klima Aktionsplan im Städtischen Haushalt 2021 keinen Niederschlag findet.
Wir müssen auch in Bargteheide Rahmenbedingungen schaffen, die klimaschonendes Verhalten belohnen. Da reicht es nicht, wenn bundesweit der Ausstoß von CO2 bepreist wird. Niemand steigt freudig aufs Fahrrad, wenn das Radeln gefährlich ist auf Bargteheides Straßen, wenn viele Radwege einfach nur Schrott sind oder gar nicht vorhanden. Niemand lässt sein Auto stehen, wenn es keine Alternative gibt, etwa innerstädtische Busse, Shuttle, Mobilitätsstationen.
„Es braucht noch tüchtig Wumms, um auf einen Pfad zur Klimaneutralität zu gelangen“, so Kastner. Mit der Moor-Vernässung, einem Teil-Landschaftsplan, Flächen für Baumpflanzungen seien immerhin kleine Anfänge gemacht. „Darauf und auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger im kommenden Jahr werden wir aufbauen.“