Energiewendeminister Albrecht: „Schleswig-Holstein ist prädestiniert als Hotspot und Drehscheibe für grünen Wasserstoff“
KIEL. Schleswig-Holstein kann bundes- und europaweit eine Vorreiterrolle bei der Erzeugung, Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstoff einnehmen. Das geht aus einem Gutachten hervor, das im Auftrag des Energiewendeministeriums von einem Konsortium aus Wissenschaft und Wirtschaft erstellt worden ist. Das Gutachten führt aus, dass im Jahr 2030 ca. 1,8 Terawattstunden CO2-neutraler Wasserstoff allein in Schleswig-Holstein nachgefragt sein werden. Hinzu kommen die enormen überregionalen Bedarfe, für die das Land durch seine besonders guten Bedingungen für Erzeugung, Lagerung und Import eine zentrale Rolle übernehmen wird.
„Schleswig-Holstein ist prädestiniert als Hotspot und Drehscheibe für grünen Wasserstoff. Das Gutachten zeigt riesige Potenziale, um mit Wasserstoff den Strom aus Erneuerbaren Energien zu nutzen und somit den Klimaschutz in allen Bereich und über die Grenzen Schleswig-Holsteins voranzubringen. Diese Chance wollen und werden wir nun mit vollem Einsatz ergreifen“, sagte Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht heute in Kiel. Ende Oktober hatte die Landesregierung die Wasserstoffstrategie.SH beschlossen und damit erstmals einen Handlungsrahmen für die künftige Erzeugung, den Transport, die Nutzung und die Weiterverwendung von grünem Wasserstoff im Land vorgelegt. Um diesen auszubauen und stärker zu nutzen, stellt das Land bis 2023 Fördermittel in Höhe von 30 Mio. Euro zur Verfügung.
Die Gutachter bestätigen, dass Schleswig-Holstein sehr gute Voraussetzungen für die Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff bietet. Insbesondere die strategische Lage als Drehscheibe für die Anlandung und Verteilung elektrischer Energie in Nordeuropa, die Speichermöglichkeiten in Salzkavernen und die geplante Gas-Importinfrastruktur prädestinierten das Land als Wasserstoff-Hub für Deutschland. Die Entwicklung wird vor allem von der Industrie getrieben, die in ihren Produktionsprozessen Wasserstoff aus fossilen Quellen durch grünen Wasserstoff ersetzen wird. Im Verkehrsbereich wird Wasserstoff vor allem im Schwerlastverkehr als Treibstoff genutzt werden.
Durch die zusätzliche Anbindung an das European Hydrogen Backbone und den Ausbau von Kavernenspeichern habe die Region die Chance, zum Drehkreuz für Importe von grünem Wasserstoff zu werden. Zur Deckung des Wasserstoffbedarfs in Schleswig-Holstein müssen dabei schon im Jahr 2025 etwa 200 und bis 2030 etwa 1.000 Megawatt an Elektrolyseleistung nebst der erforderlichen Infrastruktur zur Verteilung aufgebaut sein.
In den nächsten 5 bis 10 Jahren werden Elektrolyseure bevorzugt an zentralen Knotenpunkten in der Nähe von großen industriellen Verbrauchern errichtet. Dezentrale Wasserstoffnachfrage wird sich darüber hinaus an den Verkehrsachsen entwickeln.
Die größeren industriellen Verbraucher werden über Pipelines zunächst an regionale Infrastrukturen angeschlossen. Diese lokalen Netze werden dann an das europäische Wasserstoffnetz angebunden; Tankstellen sollen über LKW-Trailer mit Wasserstoff beliefert werden.
Aufgrund des erwarteten großen Wachstums des Bedarfs um den Faktor 3-4 ab 2030 ist es wahrscheinlich, dass auch Schleswig-Holstein langfristig alternative Quellen für die wirtschaftliche Deckung der Wasserstoffnachfrage benötigt.
Die Wirtschaftlichkeit der grünen Wasserstoffproduktion hängt stark von den politischen Entscheidungen bezüglich der Entlastung der Produktionskosten und den Maßnahmen zur Unterstützung des Hochlaufs ab. Gleichwohl stellt das Gutachten fest, dass bei Wegfall der EEG-Umlage die Wasserstoffproduktion am Standort Schleswig-Holstein auch im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sein kann.
Chancen der lokalen Wertschöpfung ergeben sich zunächst aus der lokalen Wasserstoffproduktion und langfristig durch den Import, den Transport und die Speicherung von Wasserstoff, hier insbesondere durch kostengünstige Speicherpotenziale im Untergrund.
Viele der entscheidenden Maßnahmen und Instrumente zur Ermöglichung und Beschleunigung des Hochlaufs von Wasserstoffanwendungen und der Wasserstoffproduktion liegen auf der Entscheidungsebene des Bundes. Dementsprechend wird sich die Landesregierung für eine ambitionierte nationale Klimapolitik und deren Umsetzung durch eine zweckmäßige Ausrichtung von Regularien und Förderinstrumenten einsetzen.
Das Gutachten wurde im Auftrag des Energiewendeministeriums von einem Konsortium bestehend aus der umlaut energy GmbH, der EMCEL GmbH, der Becker Büttner Held Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater PartGmbB und dem Forschungszentrum Jülich erstellt.