Grüne fordern bessere Verkehrsanbindungen im Hamburger-Umland

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Die Grünen aus den Hamburger Umlandkreisen Herzogtum Lauenburg, Stormarn, Segeberg und Pinneberg haben sich mit Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Anjes Tjarks, auf dem Rathausmarkt der Hansestadt getroffen, um ihrem Wunsch nach besseren Verkehrsverbindungen vom Umland in die Hansestadt Nachdruck zu verleihen. Das Treffen fand am Samstag, (21.08.) bei gutem Wetter statt. Aus Ammersbek und Norderstedt waren etliche Teilnehmer:innen sogar mit dem Fahrrad angereist.

Nadine Mai, Kreistagsabgeordnete aus Pinneberg, machte in ihrem Redebeitrag auf die sozialen Aspekte der Mobilitätswende aufmerksam. „Viele Eltern trauen sich nicht, ihr Kind abends in den Bus zu setzten. Auch die Preise müssen gerade für junge Menschen gesenkt werden. Für Familien mit zwei oder mehr Kindern ist eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kaum finanzierbar.“

Das bestätigte der Direktkandidat für den Wahlkreis 8 (Segeberg Stormarn-Mitte). Nils Bollenbach hatte sich im Kreis Stormarn maßgeblich für die Einführung des 365 Euro Azubi-Tickets eingesetzt, bei dem jeder Tag nur einen Euro kostet. Die Grünen wollen dieses Angebot langfristig für weitere Personengruppen ausbauen.

Mobilitätswende-Senator Anjes Tjarks nahm das Thema mit und unterstrich, dass für die Mobilitätswende der Ausbau des Systems Schiene von großer Bedeutung sei. Mit den Linien S4 und der S21 könne die Bahn eine attraktive Alternative zum Auto werden. Im Fernverkehr sei das Ziel der Deutschlandtakt. Tjarks wies darauf hin, dass die Mobilitätswende in Hamburg nur gelingen könne, wenn die vielen Pendlerinnen und Pendler verstärkt mit Bus und Bahn in die Stadt kämen. Dabei sei die Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg von großer Bedeutung, denn die Mobilitätswende macht nicht an Stadtgrenzen halt und könne nur gelingen, wenn die Umlandkreise sie unterstützen und mit eingebunden werden.

Das sahen auch die Anwesenden aus dem Umland so und bekräftigten die Pläne des Senators, „schließlich sei Klimaschutz jetzt die übergeordnete Aufgabe“, so Bollenbach. Dafür, so Tjarks, sei es wichtig, dass die Grünen bei der Bundestagswahl stark abschneiden, um gerade im Verkehrsbereich andere Akzente zu setzen. Tjarks begründete dies damit, dass für eine erfolgreiche Mobilitätswende die Weichen gestellt und die Straßenverkehrsordnung geändert werden müsse. Dazu brauche es einen engagierten Bundesverkehrsminister und eine Mehrheit in Bundestag und Bundesrat.

Einen weiteren Beitrag zur Stärkung und zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, zur Verbesserung der Taktung und Vereinheitlichung des Tarifsystems trug Malte Harlapp, Stadtverordneter Reinbeks, vor. Im Frühjahr 2021 plädierte er mit der Grünen Jugend Stormarn für ein Express-Bus-Linien-Konzept, welches von den Stormarner Grünen einstimmig verabschiedet wurde. Harlapp machte klar, dass „mit einem guten S-Bahn-Takt ins Umland die Kreise und Kommunen um Hamburg erst in die Lage versetzt werden, eine höhere Bustaktung einzuführen.“ So kann Verkehrswende im Umland Hamburgs gelingen.

Bei dem Treffen spielte aber nicht nur der ÖPNV eine Rolle, sondern auch der Radverkehr. Susan de Vree, Kommunalpolitikerin aus dem Kreis Segeberg, erklärte, dass der Radverkehr bei der Mobilitätswende eine entscheidende Rolle spiele. „Nur wenn die Menschen sich auf guten Radwegen sicher fühlen, sind sie bereit, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Dazu werden hoffentlich auch die geplanten Radschnellwege aus Hamburg in die umliegenden Kreise ihren Beitrag leisten.“ Bislang sei auf schleswig-holsteinischer Seite noch viel zu wenig passiert. Ein Teilnehmer der vorausgegangenen Fahrradtour aus Norderstedt berichtete: „Wenn man nach Hamburg reinkommt, wird plötzlich alles schön, die die Wege breiter, die Ampeln weniger.“

2 Kommentare

  1. Wurde bei diesem Treffen auch über die dringende Notwendigkeit der Barrierefreiheit der Bahnen, Busse und sonstigen Verkehrsmittel gesprochen? Darüber liest man in diesem Artikel leider nichts. Zur Erinnerung: Rund 20% der Einwohner*innen Schleswig-Holsteins – mehr als 500.000 Menschen – haben eine anerkannte Behinderung. Allein in Bargteheide sind es mehr als 2.500 Menschen, das sind 16,6% der Bevölkerung Bargteheides. 9,9% der Bürger*innen Bargteheides sind sogar Schwerbehinderte. Wenn die Verkehrswende gelingen soll, müssen diese Menschen mitgenommen werden. Laut Personenbeförderungsgesetz müssen (!) alle (!) Verkehrsmittel in Deutschland ab 1.1.2022 barrierefrei sein!

    • Das Thema haben wir auch auf dem Radar und mit Anjes Tjarks zumindest kurz besprochen. Da die Barrierefreiheit des ÖPNV aber ein generelles Thema ist (an dem wir dran sind) und nicht nur im Bezug auf die Verkehrsanbindung nach Hamburg, haben wir es in dem Gespräch nicht explizit hervorgehoben. Menschen mit Behinderung haben auch Schwierigkeiten nach Bad Oldesloe oder Lübeck zu kommen. Das Problem liegt also vor allem bei den Ländern (Schleswig-Holstein). Bei dem Treffen haben wir uns auf Probleme konzentriert, welche wir als Schleswig-Holstein nur zusammen mit Hamburg gelöst bekommen. Zum Beispiel den Ausbau von Fahrradwegen, da diese über die Landesgrenzen gehen und die Finanzierung und Zuständigkeit häufig unklar ist.

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