Steht Bargteheides Europaverein vor dem Aus?

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Vorstand fühlt sich nicht wertgeschätzt und tritt zurück

In Bargteheides Europaverein knirscht es im Gebälk. Nach dreijähriger Tätigkeit ist der fünfköpfige Vorstand geschlossen zurückgetreten. In einer Stellungnahme erklärte die ehemalige Vorsitzende des Vereins, Martina Vollrath: “Damals sind wir hochmotiviert und mit konstruktiven Ideen angetreten Eine erfolgreiche Umsetzung erwies sich in der Realität jedoch als äußerst schwierig.“ Man fühle sich zu wenig wertgeschätzt. Weder Verwaltung noch Politik haben Interesse an der Arbeit des Vereins. Auch seien kaum Mitglieder zu motivieren, aktiv zu werden. Neumitglieder seien kaum in Sicht und die angebotenen Veranstaltungen schlecht besucht.

Am 8. September würdigte Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht die 20jährge Verschwisterung mit Zmigród

Desinteresse auch bei den Partnerstädten

Dieser Mangel sei im Übrigen auch bei den beiden Partnerstädten zu beklagen. Der Kontakt mit der französischen Stadt Déville-lè-Rouen sei aufgrund von mangelndem Interesse der dortigen Mitglieder nahezu zum Erliegen gekommen. Mit dem polnischen Zmigród bestehe ein regelmäßiger Kontakt, der sich aber nur auf Mitglieder der Verwaltung beschränke.

Über unsere polnische Partnerstadt schreibt Christof Leidner, der den Kontakt mit viel Engagement aufrecht erhält, für bargteheideAktuell regelmäßig die Kolumne „Neues aus Zmigród“.

Trotz der Erfolglosigkeit der vergangenen Jahre war ein neuer Vorsitzender gefunden: der parteilose Stadtvertreter Klaus Mairhöfer wollte den Versuch wagen, gemeinsam mit weiteren Mitstreitern frischen Wind den Europaverein zu bringen, und wurde auf einer Mitgliederversammlung Ende Oktober gewählt. Auf einer weiteren von ihm einberufenen Mitgliederversammlung am 1. Dezember stellten sich dann auch zwei zusätzliche Kandidaten vor.

Gründungsmitglied und Bargteheides ehemaliger Bürgermeister Werner Mitsch, zweifelte gleich zu Beginn die Rechtmäßigkeit der Sitzung an, da seiner Meinung nach die Einladungsfrist nicht eingehalten wurde. Auch die Legitimation von Herrn Mairhöfer als neuer Vorsitzender wurde von einigen hinterfragt.

Fast wäre es dennoch zur Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder gekommen, wenn nicht eine akustische Mehrheit diesen Tagesordnungspunkt verhindert hätte.

Bleibt die Frage: was macht man mit einem Verein, dessen Fortbestehen sich nach eigenen Aussagen zumindest alle Anwesenden wünschten, sich jedoch keiner imstande sah, einen neuen Vorstand zu wählen?

 

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für die freundliche Erwähnung meines Engagements und die Veröffentlichung meiner Beiträge hier in bargteheide-aktuell. Übrigens schreibe ich für das Żmigróder Stadtmagazin eine Kolumne mit entsprechenden Nachrichten aus Bargteheide (Dank an dieser Stelle an alle, die mich bislang dafür mit Bildmaterial versorgen).

    Die eigentliche Frage ist doch, was Bargteheide von seinen beiden Städtepartnerschaften erwartet? Sind sie mittlerweile nur noch Ballast oder möchte man sie bewusst als Chance begreifen? Einen Europaverein benötigt man dabei nur dann, wenn bei der Ausgestaltung dieser Verschwisterung auch die Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle spielen soll und man Akzente setzen möchte, die über das übliche Format von Städtepartnerschaften hinausgehen. Dazu hat es sehr innovative Ansätze gegeben, über die auch schon an dieser Stelle berichtet wurde. Nur gab es leider kein ausreichend breites Interesse.

    Genügen uns also Schulkontakte, Verwaltungsaustausche und Musikdarbietungen bei Stadtfesten? Muss man „nur“ die Jugend einbinden, wie es oft als Mantra gefordert wird (als wenn wir Erwachsene es nicht nötig hätten)? Dafür bräuchte es keinen Verein, das könnte eine kommunale Verwaltung alleine übernehmen.

    Mit einem reinen Personalwechsel ist es daher nicht getan. Die Rolle des Europavereins muss (neu) definiert werden. Mit der Aufrechterhaltung eines Vereins als juristischer Hülle, nur um einen Reputationsschaden von der Stadt abzuwenden, würde man es sich jedenfalls zu einfach machen. Erst wenn wir unsere Erwartungen an die Städtepartnerschaften geklärt haben, werden wir wissen, ob ein Europaverein überhaupt noch eine Zukunft haben kann.

    Auch deshalb gab es gute Gründe, der (nicht nur) lauten Mehrheit bei der Versammlung zu folgen und einen Runden Tisch zu dem Thema einzuberufen. Denn wer Völkerverständigung betreiben will, sollte in der Lage sein, sich zunächst einmal selbst untereinander zu verständigen.

  2. Interessant finde ich, dass mit der Bildunterschrift oben einer unserer Kritikpunkte offensichtlich wird: So war die „Fahnenaktion“ ( nach der Absage der vom Europaverein vorbereiteten „Polnischen Woche“ incl. des Delegationsbesuches aus Polen ohne Rücksprache durch die Stadt)
    auf Initiative des Europavereins angeregt worden. Die Bildunterschrift oben stellt einmal mehr eine Idee des Europavereins (Idee von Christof Leidner) als Aktion der Bürgermeisterin dar. SCHADE!!!

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