CHOCOLAT – Herr Pfarrer und die süße Versuchung – eine Komödie mit Tiefgang ruft zur Toleranz auf

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Das Kleine Theater Bargteheide präsentiert am Sonnabend, 5. März (20 Uhr) ein literarisch-musikalisches Vergnügen mit zwei erstklassigen Darstellern und einer wunderbaren Band: Die Theaterproduktion „Chocolat“ mit den aus Film und Fernsehen bekannten Schauspielern Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer. Als Vorlage des Stücks diente der gleichnamige Roman von Joanne Harris, dessen Verfilmung mit Juliette Binoche, Johnny Depp und Alfred Molina in den Hauptrollen zum Kinohit avancierte.

Chocolat . Foto Stefan Nimmesgern

Zum Inhalt: Ein Neuzugang in dem idyllisch gelegenen französischen Städtchen ruft den ortsansässigen Pfarrer auf den Plan: Ausgerechnet zu Beginn der Fastenzeit eröffnet die alleinerziehende Mutter Vianne Rocher direkt vor seinen Augen am Kirchplatz einen Laden für feinste Schokoladen- und Pralinenkreationen. Aus Sicht des Kirchenmannes Francis Reynaud ein Affront auf gleich mehreren Ebenen, den er nicht hinzunehmen bereit ist. Während Vivianne Rochers Chocolaterie zum Geheimtipp avanciert und immer mehr Kunden anzieht, lässt er nichts unversucht, um ihr das Leben schwer zu machen. Zwei Welten prallen aufeinander: Auf der einen Seite die der lebenslustigen, aufgeschlossenen und neugierigen Frau, für die nicht der soziale Status, sondern der Charakter eines Menschen zählen. Auf der anderen die des erzkonservativen Pfarrers, dessen Alltag von festgelegten Ritualen und gesellschaftlichen Konventionen bestimmt und dem alles Fremde und Neue zuwider ist.

Die Rolle des Pfarrers spielt der österreichische Schauspieler Harald Krassnitzer. Den meisten Fernsehzuschauern dürfte der Grimme-Preisträger allerdings als Wiener „Tatort“-Ermittler Moritz Eisner bekannt sein. 54-mal stand er dafür bereits vor der Kamera. Oder in der Hauptrolle des Justus Hallstein in der TV-Serie „Der Bergdoktor“. Doch sein Oeuvre ist nicht allein auf Serien beschränkt, er wirkte auch in vielen Fernsehfilmen und Theaterstücken mit, betätigt sich als Autor und Sprecher. Seinen Widerpart spielt Ann-Kathrin Kramer, die sich als Darstellerin in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen sowie als Kinderbuch- und Drehbuchautorin einen Namen gemacht hat. 1998 haben sich die beiden am Set zum TV-Thriller „Hurenmord – Ein Priester schweigt“ kennengelernt, seit 2009 ist das Paar verheiratet.

Auf die Frage, welchem Genre sie „Chocolat“ am ehesten zuordnen würde, antwortet Ann-Kathrin Kramer: „Das Stück ist eine musikalisch-szenische Lesung mit Rezitativ, eine ganz eigene Form.“ Bei ihrer ersten Begegnung zeigten sich Vianne und der Pfarrer noch von ihrer besten Seite. „Er kommt in die Chocolaterie, die wir gerade herrichten.“ Der Pfarrer wolle sehen, was da los sei und die Neubürger als neue Mitglieder der Gemeinde begrüßen. Dessen Darsteller Harald Krassnitzer beschreibt die Figur als klassischen konservativen Kirchenmensch mit leichten misanthropischen Zügen, der starrsinnig an bestimmten Ritualen festhalte und Vergangenes bewahren wolle. „Da ist wenig Sinnliches vorhanden“, sagt er. Denn alles Sinnliche ist dem Pfarrer suspekt und Teufelswerk, das bekämpft werden muss. Und dafür stehen der Genuss von Schokolade in der Fastenzeit ebenso wie Menschen, die einen alternativen Lebensentwurf haben und sich nicht viel um gesellschaftliche Normen scheren. Eine Mutter mit unehelichem Kind und neumodischen Ideen beispielsweise oder die am Fluss lebenden Sinti, die Manouches, die ihm ebenso ein Dorn im Auge sind.

Doch das Stück ist weniger ein Spiel mit Stereotypen à la „Der Grantler und die charmante Verführerin“, das wäre viel zu kurz gedacht, wie Kramer erläutert: „Es geht bei Vianne nicht um weibliche Verführung, sondern um das Anderssein, sich anders auf Menschen und das Leben einzulassen, neugierig zu sein und sich nicht sofort in eine Position der Bewertung zu begeben.“ Von Verführung könne man in dem Sinne sprechen, „dass sie dazu einlädt, die Schönheit dieser Welt zu genießen und sie auch in der Andersartigkeit und dem Makel zu entdecken“.

Zum Stichwort Stereotypen bemerkt Krassnitzer, dass in unserer Gesellschaft nach wie vor eher ein konservatives, paternalistisches Weltbild vorherrsche. „Selbst in liberalen Kreisen“, sagt er und nennt als Beispiel Annalena Baerbock als eine der wenigen Frauen, „die auf der Weltbühne herumturnt und etwas zu sagen hat“. Als Schauspieler begegne ihm diese Szene überall und biete einen Nährboden, um hinzugucken und Geschichten zu erzählen. „Das finde ich sehr faszinierend.“ Er selbst komme zwar aus einem eher sozialdemokratischen geprägten Elternhaus, so Krassnitzer, trotzdem sei er nicht davor gefeit gewesen, „von tradierten Weltsichten geimpft zu werden“. Der Vorteil seines Backgrounds sei jedoch, dass er „a priori mit Respekt gegenüber jedem Menschen auftrete, egal welcher Herkunft“. Eine Aussage, die den  Menschen hinter dem Schauspieler sichtbar macht, dem Charakter seiner Figur jedoch so ganz und gar nicht entspricht.

CHOCOLAT
mit Ann-Kathrin Kramer, Harald Krassnitzer & Les Manouches Du Tannes

Samstag, 05. März 2022 um 20 Uhr

Eintritt
VVK 36 Euro, VVK ermäßigt 34 Euro
AK 38 Euro, ermäßigt 36 Euro

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