Leserbrief zum Radverkehr in Bargteheide

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Moin liebe Leserinnen und Leser von Bargteheide Aktuell,

mein Name ist Tim, ich bin 33 Jahre alt, Flugzeugbauingenieur und Fitnesstrainer und wohne seit 2022 in Bargteheide. Ich möchte Sie mit diesem Leserbrief zum Mitmachen animieren! Sollte ich Sie motivieren können, winkt ihnen eine blühende Zukunft mit verbesserter Gesundheit, mehr Geld und weniger Stress. Der größte Gewinn ist jedoch die Änderung Ihrer Einstellung gegenüber der Gemeinschaft und der Umwelt. Das klingt doch vielversprechend, oder? Doch wie jede neue Entscheidung bringt auch diese Kompromisse mit sich, die sie abwägen und eingehen müssen.

Das Thema ist die alltägliche Mobilität von uns allen. Ob Kinder, Eltern, Berufstätige oder Rentner, wir alle wollen jeden Tag irgendwo hin. Die aktuelle Situation sieht leider so aus, dass wir alle schnell ans Ziel kommen wollen und dies häufig mit dem einfachsten Mittel, das uns zu Verfügung steht, tun, dem Auto. Wir leben nicht in einer Großstadt, einige Wege sind weit und lassen sich Aufgrund der Infrastruktur selten anders zurücklegen. In der schönen Stadt Bargteheide haben wir aber fast alles, was das Herz begehrt und braucht. Warum also nicht mal umdenken?

Ich komme aus Hamburg, habe lange in Eimsbüttel gelebt und kenne die Infrastruktur und ihre Vorteile einer Großstadt mit einem „grünen“ Verkehrssenator. Ich lege je her meine Wege zur Arbeit, zum Einkaufen für 4 Personen, zur Kita inkl. Transport der Kinder oder zum Sport mit dem Fahrrad zurück, ob Sommer oder Winter, ob Sonne oder Regen. Dies ist schon eine extreme Einstellung, die nicht viele teilen, da sie einfach unbequem ist. Sie bringt aber auch viele Vorteile mit sich: tägliche Bewegung, keine Kosten für Benzin, frische Luft und einen freien Kopf. Studien belegen dies, der beste Test ist jedoch das selbstständige Ausprobieren. Das Gefühl unabhängig vom Verkehr, immer planbar und auf eigenen Wegen sein Ziel zu erreichen ist unbeschreiblich. Schon nach wenigen Fahrten auf dem Lieblingsweg zum Ziel verspürt man eine Verbesserung der Laune und der Fitness.

Nun kommen wir zu den Kompromissen: Nach meinem Umzug nach Bargteheide war ich von der Infrastruktur der Stadt und Umgebung eher enttäuscht. Es gibt immer Wege zum Ziel, jedoch halten einige Dinge die Bürger davon ab, auf das Rad umzusteigen. Hier ein paar Beispiele: Es fehlen gut ausgebaute, dem Gesetzt entsprechende Radwege (VwV StVO, Zeichen 240, Randnummer 20). Der hoch frequentierte, einseitig genutzte Rad und Fußweg der Hamburger Straße ist nun mal der schnellste Weg von Norden oder Süden in das Stadtzentrum. Die vorgeschriebene Breite von 2,5 Metern wird häufig nicht eingehalten. Des Weiteren stehen Mülltonnen auf dem Weg, die Ausfahrt der HEM Tankstelle ist eine Gefahrenstelle und einige Handwerksbetriebe parken Ihre Firmenfahrzeuge auf dem Gehweg oder dem „Schutzstreifen“. Um diesen Problemen zu entgehen, bleiben einem als Radfahrer nur Umwege zu fahren.

Es gibt einen großartigen Radnetzplan der Stadt Bargteheide aus 2019. Zu finden unter
„Radverkehrsführung Bargteheide“. Bekannt scheint der leider nur sehr wenigen
Verkehrsteilnehmer/innen zu sein. Dies wird auch begünstigt durch das Fehlen von Beschilderungen. Die Bahnhofstraße ist ein Beispiel. Hier müssen Radfahrer auf der Straße fahren. Gerade die Busse, die zum Bahnhof fahren überholen teilweise sehr eng sogar in der 30er Zone, was die Radfahrer natürlich verängstigt. Diese fahren dann auf dem Gehweg und werden zum Ärgernis der Fußgänger.

Die Rathausstraße ist ein großes Gesprächsthema unter den Bürgern, dies wurde in den Bürgerforen der Stadt zur Verkehrswende deutlich. Als Durchfahrtsweg sollte man diese Straße als Radfahrer sowie Autofahrer meiden. Leider nutzen viele Autofahrer genau diesen, Radfahrer mit z.B. Anhänger stören die Fußgänger auf dem sehr schmalen Radweg. Warum hier keine 30er Zone von der Stadt eingerichtet wird, ist mir ein Rätsel.
Für all diese Hindernisse gibt es neben Investitionen der Stadt in neue Radwege und
Schilder aber eine Lösung: die Einstellung der Bürger. Dies ist mein Ziel mit diesem Leserbrief. Halten Sie für einen Moment inne und überlegen Sie, welchen Weg Sie mit dem Rad anstatt dem Auto zurücklegen können. Suchen Sie sich zuvor einen schönen Weg heraus und probieren Sie neue Wege zu gehen. Denken Sie an eine Situation, in der Sie sich über Radfahrer geärgert haben und lassen Sie diesen Ärger in Respekt aufblühen, weil diese Person sich, der Gesellschaft und der Umwelt etwas Gutes tut. Hat man es geschafft diese Einstellung für sich persönlich zu verändern, ist der Schritt vom Autositz zum Sattel gar nicht mehr so weit. Denn dann wird der Weg zum Ziel ein Erlebnis und der Stress vergeht, zumindest für diese Zeit.

Ich freue mich darauf Sie auf der Straße zu treffen, auf dem Rad oder im Auto, mit einem Lächeln.

 

Tim, 33 Jahre (der vollständige Name ist der Redaktion bekannt)

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