– „Ziemlich außergewöhnlich, eher schon sensationell.“ –
Die „Leibniz-Sozietät der Wissenschaften“ hat den Stormarner Chemiker und Naturforscher Dr. Bernhard Weßling an ihrem jährlichen „Leibniz-Tag“ (26. 6.) offiziell als neues Mitglied aufgenommen. Die Sozietät ist eine sog. „Gelehrtengesellschaft“, vergleichbar mit einer Akademie der Wissenschaften).
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin steht in der Tradition der von Gottfried Wilhelm Leibniz 1700 gegründeten Churfürstlichen Brandenburgischen Societät der Wissenschaften. Im Verlauf der Zeiten wurde sie eine „Akademie der Wissenschaften“ mit unterschiedlichen Namen, z. B. „Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin“. Alexander und Wilhelm von Humboldt sowie auch Albert Einstein waren einige ihrer Mitglieder. Mit den Akademien der Wissenschaften ist die Sozietät historisch durch die über Jahrhunderte ununterbrochene geheime Wahl ihrer Mitglieder und deren wissenschaftlichem Wirken verbunden. Damit ist sie eine der ältesten noch bestehenden Gelehrtengesellschaften der Welt.
Sie arbeitet heute als interdisziplinär zusammengesetzte Vereinigung von exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt für die Förderung der Wissenschaften und ihren humanen Einsatz. Besonderer Wert wird auf das Zusammenwirken von Natur-, Technik-, Sozial- und Geisteswissenschaften sowie auf die Verbindung zwischen Theorie und Praxis gelegt. und vereinigt herausragende Wissenschaftler jeder Fachrichtung aus dem In- und Ausland.
Man kann nur dann als Mitglied in Betracht kommen, wenn mindestens 2 Mitglieder der Sozietät einen Antrag dazu stellen (man kann sich nicht selbst bewerben). Die Wahl erfolgt in 3 Stufen: Zuerst entscheidet das Präsidium, ob der Antrag weiter verfolgt wird; bei positiver Vorentscheidung wird der Kandidat aufgefordert, seinen wissenschaftlichen Werdegang darzustellen und eine Auswahl von maximal 25 seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen einzureichen. Danach gibt es einen ersten Wahlgang in einer Versammlung der naturwissenschaftlichen Sektion der Sozietät. Wenn dieser Wahlgang positiv verläuft, wird die gesamte Mitgliederschaft (derzeit über 300 Wissenschaftler) aufgefordert, per Briefwahl abzustimmen. Insgesamt zieht sich dieses mehrstufige Verfahren etwa ein Jahr hin.
Im Antrag hatten Prof. em. Rainer Schimming (Potsdam) und Dr. Wolfgang Quapp (Univ. Leipzig) hervorgehoben, dass Weßling ein vielseitiger und kreativer Wissenschaftler sei mit wichtigen Veröffentlichungen, „die vom mainstream abweichen“. Er kann verweisen auf Pionierleistungen in der Polymerchemie, der Physik der Dispersionen und der Thermodynamik, die zu einer vollkommen neuartigen chemischen Technologie führten; darauf basiert ein einzigartiges (und zugleich sehr viel nachhaltigeres) Verfahren, das er mit seiner Firma weltweit in der Elektronikindustrie einführte; als sich in China und im übrigen Asien der Markt dafür dynamisch entwickelte, siedelte er für 13 Jahre nach China um und erreichte nach einiger Zeit die weltweite Marktführerschaft in dieser speziellen Nische. In seiner Freizeit betrieb er Verhaltensforschung an wild lebenden Kranichen mit ebenfalls neuen, sehr überraschenden Erkenntnissen, die er praktisch in einem großen Artenrettungsprogramm in Nordamerika mit durchschlagendem Erfolg umsetzte.
Seit einiger Zeit befasst sich der frühere Bargteheider und jetzt in Klein Hansdorf (Gemeinde Jersbek) lebende Chemiker und Unternehmer mit der Untersuchung der Nachhaltigkeit technologischer Verfahren der CO2-Entnahme aus der Luft (DAC, CCS). Er fand heraus, dass diese Verfahren alles andere als nachhaltig sind. Nachhaltig hingegen sei die Klimawirkung natürlicher Ökosysteme inkl. der Biolandwirtschaft. Seine Thesen werden inzwischen immer breiter diskutiert.[1] Diese hat er in mehreren Veröffentlichungen und zuletzt in seinem neuen populärwissenschaftlichen Buch detailliert und sehr leicht verständlich dargelegt.
Weßling sagte, nachdem er vom positiven Ausgang des entscheidenden Wahlgangs erfuhr: „Das ist ein mich sehr bewegendes Ereignis, noch vor 1 Jahr vollkommen unerwartet und undenkbar. Denn dass diese schon so lange bestehende, international renommierte wissenschaftliche Gesellschaft einen Industrieforscher und Unternehmer wie mich als Mitglied aufnimmt, ist aus meiner Sicht eine Sensation. Denn wie alle Akademien der Wissenschaft besteht auch diese zu 100% aus aktiven bzw. pensionierten Universitätsangehörigen und Wissenschaftlern verschiedenster öffentlicher Forschungsinstitute (weit überwiegend Professoren), Ich empfinde dies als eine hohe Anerkennung meiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit. Das ist sehr ungewöhnlich, eher schon sensationell.“
In seinem Grußwort an die Versammlung berichtete er, wie er über Jahrzehnte hinweg immer mal mit einzelnen Wissenschaftlern im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Fragen in Kontakt kam und diskutierte, ohne zu wissen, dass diese Mitglied der Leibniz-Sozietät waren. Es sei schon kurios und eine große Ehre, dass sich auf diese Weise ein Kreis schließe, sagte er.
Über die Leibniz-Sozietät (aus ihrer Webseite https://leibnizsozietaet.de/):
„Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. ist eine nach dem klassischen Prinzip der europäischen Akademien wirkende Vereinigung von hervorragenden Natur-, Geistes-, Sozial- und Technikwissenschaftlern. In ihren Traditionen und ihrer personellen Kontinuität geht sie auf die Sozietätsgründung von Gottfried Wilhelm Leibniz aus dem Jahre 1700 zurück, eine der ältesten Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland. Sie baut auf eigenständigen Forschungen ihrer Mitglieder auf und bietet ihnen ein Forum des wissenschaftlichen Meinungsaustausches und der Publizität. Zu ihren Grundsätzen gehören politische Unabhängigkeit, weltanschauliche Pluralität, Interdisziplinarität und Internationalität. … Sie führt die seit 300 Jahren bestehende Gelehrtensozietät der Akademie der Wissenschaften in Berlin fort. Die Leibniz-Sozietät ist die Gelehrtensozietät des Einigungsvertrages von 1990.“
Über Dr. Bernhard Weßling:
Weßling ist Chemiker und Unternehmer und hat hauptberuflich überwiegend chemische Produkt- und Verfahrensentwicklung betrieben und dabei auch Basisinnovationen realisiert. Dazu stieg er tief in die Grundlagenforschung der Kolloidchemie und -physik sowie der Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik ein und veröffentlichte wegweisende Arbeiten. Nebenberuflich war er bis Ende Mai einer von drei Geschäftsführern eines großen Biobauernhofs, des Kattendorfer Hofs, ist aber nach wie vor einer der großen Gesellschafter des Hofs. Ehrenamtlich engagiert er sich seit Jahrzehnten aktiv im Umwelt-, Natur- und Artenschutz, betrieb jahrelang national und international Verhaltensforschung an wild lebenden Kranichen und trug entscheidend zum Erfolg eines sehr komplexen Artenrettungsprojektes (Schreikraniche) in Nordamerika bei. Sein neuestes Buch beschäftigt sich mit dem „Ursprung von Zufall, Komplexität, Krisen und Zeit“, erschien im März im Wissenschaftsverlag SpringerNature (https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-46427-1), weitere Informationen hier auf der Webseite des Autors: https://www.bernhard-wessling.com/zufall-2.
[1] https://www.bernhard-wessling.com/nachhaltigkeit_und_entropie