Neues aus Żmigród (3)

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Ein Gastbeitrag von Christof Leidner

Seit 2001 ist Bargteheide mit dem polnischen Żmigród verschwistert. Die niederschlesische Stadt, die 40 km nördlich von Breslau liegt, bildet zusammen mit seinen Umlanddörfern eine Gemeinde. In dieser Kolumne berichte ich üblicherweise auf Basis von Internet- und Pressemeldungen über einige Schlaglichter aus dem Leben unserer polnischen Partnerkommune. Dieses Mal dreht sich selbstverständlich alles um Corona, denn genau wie bei uns wird auch der Alltag in Żmigród gegenwärtig von den Auswirkungen der Pandemie bestimmt.

Auf der Internetseite der Gemeinde Żmigród werden täglich die aktuellen Corona-Fallzahlen aus dem Kreis Trzebnica veröffentlicht. Diese sind sogar nach Kommunen spezifiziert. Nach den Angaben vom 2. Mai stehen in Żmigród zzt. 18 Personen unter medizinischer und 31 Auslandsrückkehrer unter prophylaktischer Quarantäne. Bislang gibt es 9 bestätigte Corona-Fälle in der Bargteheider Partnerkommune. Laut amtlicher Statistik ist eine Person genesen. Und weil hinter diesen Zahlen konkrete Schicksale stehen, wünschen wir von hier aus den Betroffenen eine schnelle und gesunde Rückkehr in den Alltag – wie immer der in diesen Zeiten aussehen mag.

Die Stadt versorgt Bürger mit Masken

In Polen wurde eine Maskenpflicht bereits zum 16. April eingeführt. Seitdem sind in der Öffentlichkeit Mund und Nase zu bedecken. Die Stadt Żmigród hatte rechtzeitig und auf eigene Kosten für alle ihre Bürger Mehrweg-Masken beschafft. Diese wurden von der Freiwilligen Feuerwehr, den ehrenamtlichen Ortsvorstehern und freiwilligen Helfern verteilt. Dabei erhielt jeder Haushalt genau so viele Masken, wie er Bewohner zur Berechnung der Müllgebühren gemeldet hat. Alle Ehrlichen sind jetzt also ausreichend versorgt …

Rettungsschirm der polnischen Regierung

In Polen ist nicht nur das Gesundheitswesen, sondern auch die Wirtschaft – trotz dynamischer Entwicklung der letzten Jahre – nicht so widerstandsfähig wie bei uns. Also hat die polnische Regierung einen Corona-Rettungsschirm aufgespannt. Und weil das Gute bekanntlich der Feind des Besseren ist, hat man in Żmigród diese Maßnahmen noch um ein eigenes Antikrisen-Paket ergänzt. Von der Krise betroffene Unternehmer, die städtische Liegenschaften nutzen, können eine dreimonatige Senkung der Miete bzw. Pacht um bis zu 70% beantragen. Wer sein Gewerbe ganz ruhen lassen muss, zahlt einen symbolischen Betrag von 1 Złoty. In einem weiteren Schritt hat der Stadtrat Grundsteuer-Erleichterungen für Gewerbetreibende mit Liquiditätsproblemen ermöglicht.

In Polen werden die Schulen noch mindestens bis zum 24. Mai geschlossen bleiben und weiter Homescooling praktiziert (alle Prüfungen sind auf Juni verschoben, auf ein mündliches Abitur wird verzichtet). Um Schüler auszustatten, die nicht über die nötige Hardware verfügen, hat die Gemeinde nun für 5 ihrer Grundschulen insgesamt 33 Notebooks angeschafft. Diese werden den Familien per Nutzungsvereinbarung zur Verfügung gestellt und bleiben später in den Schulen. Ermöglicht wurde dies durch ein landesweites Programm zur Digitalisierung für die Jahre 2014 bis 2020. Die Gemeinde tritt dafür kurzfristig in Vorleistung. Umgerechnet 16.000 Euro können aus EU-Mitteln refinanziert werden.

 

Trotz Corona – Der Europaverein hält Kontakt zu Bargteheides Partnerstädten

In Zeiten des Kontaktverbots ist es schwierig eine Städtepartnerschaft zu pflegen. Um dennoch ein Zeichen zu setzen, hat der Europaverein Bargteheide, der als Träger der Städtepartnerschaften fungiert, eine Solidaritätsadresse auf Polnisch nach Żmigród (und auf Französisch nach Déville) geschickt. In Żmigród wurde die Geste ausgesprochen positiv aufgenommen und mit einem entsprechenden Brief auf Deutsch beantwortet. Die Korrespondenz (übrigens auch mit Déville) ist auf der Homepage des Europavereins nachzulesen.

https://www.europaverein-bargteheide.de/

Dieser Tage ist oft zu hören, dass Corona die Digitalisierung beschleunigen könnte. Wie wäre es denn, wenn Bürgerinnen und Bürger während einer Pandemie dringende kommunalpolitische Gremiensitzungen über das Internet anschauen könnten? Und zu Normalzeiten wäre es dann möglich, dass bei saalfüllenden Themen alle Interessierten eine Sitzungsdebatte barrierefrei verfolgen können. Ach, das gibt es schon? In Żmigród sind Bildaufzeichnungen der Ratssitzungen auf der städtischen Homepage abrufbar. Es gibt zwar keine Nahaufnahmen, sondern nur die Totalperspektive. Aber der Ton ist gut verständlich, die Beschlüsse werden eingeblendet und dank eines elektronischen Abstimmungssystems können die Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen leicht nachvollzogen werden. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, kann sich das selbst anschauen. Bis wir die erste Sitzung einer Bargteheider Stadtvertretung im Internet finden, wird es – aus verschiedenen Gründen – wohl noch eine ganze Weile dauern.

https://www.youtube.com/watch?v=D_lYIix8BI0

 

Text: Christof Leidner

Bildmaterial: Redaktion Wiadomości Żmigródzkie, Internetseite der Gemeinde Żmigród

 

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