Ein Stein für Frieden und Verständigung

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Bargteheide – Ein Friedensstein vor dem Altbau des Bargteheider Rathauses erinnert jetzt an die Befreiung Deutschlands vor 75 Jahren. Er soll zum Frieden mahnen. Heute wurde der Stein gesetzt, in seinem Inneren finden sich die Wünsche und Hoffnungen vieler Bürger, die sie zum Volkstrauertag im vergangenen Jahr formuliert hatten.

Sie nahmen am Gedenktag teil: Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth, Pastor Tim Ströver, Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, Ilse Siebel und Axel Richter von der Künstlergruppe und Landrat Dr. Henning Görtz (v. l.).

Die Zeremonie fand wegen der Corona-Krise im kleinem Rahmen statt. Auch die Feiern anlässlich der Verleihung der Stadtrechte vor 50 Jahren sind aus dem gleichen Grund verschoben worden. Der Friedensstein ist der achte von insgesamt 55, die der Künstler Axel Richter entworfen hat. Sie sollen in allen Stormarner Gemeinden und Städten ein friedensbezogenes Netzwerk schaffen. Die Initiative wird von der Künstlergruppe „9. November“ mitgetragen.

„Wir gedenken damit der Opfer des Zweiten Weltkriegs und der Shoa und mahnen damit, denn das darf nie wieder geschehen“, sagte Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Diese historische Zäsur markiere in Europa den Beginn einer Ära von Eintracht und Wohlstand. Deshalb sei der 8. Mai ein Friedenstag. Der Friede müsse auch als Symbol einer Haltung und des Grundwerts einer wehrhaften Gesellschaft verstanden werden.  Ihre Botschaft laute: „Sei du selbst die Veränderung , die du dir wünscht für diese Welt.“

Erst mit der Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker sei von einem Tag der Befreiung gesprochen worden, sagte Ilse Siebel. Zuvor sei es ein Tag der Niederlage gewesen, so das Mitglied der Künstlergruppe: „Bleiben sie wachsam. Arbeiten sie für den Frieden in unserem Land nach innen und nach außen, fördern sie Gerechtigkeit und treten sie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entgegen.“

„Der 8. Mai 1945 bedeutete die Befreiung von den Nazi-Qualen und war Startpunkt des bis heute währenden Friedens in Europa. Diesem Friedenstag würdigen wir daher mit einem Friedensstein. Und dieses Symbol des Friedens verbinden wir fest mit den Stufen des Rathauses, so zu sagen also mit dem Fundament unserer Demokratie“, so Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht.

Ilse Siebel, Mitglied der Künstlergruppe 9. November, wies darauf hin, dass erst 1985, mit der Rede von Bundespräsident Richard von Weizäcker aus dem 8. Mai ein Tag der Befreiung wurde. „40 Jahre war es der Tag der Niederlage gewesen“, so Siebel. Sie mahnte auch heute, sich für den Frieden in der Welt einzusetzen und den Export von deutschen Waffen zu unterlassen.

Auch Landrat Dr. Henning Görtz zeigte sich erfreut, dass trotz der besonderen Umstände für die Friedenssteinsetzung an diesem historischen Datum festgehalten wurde „Wer sich auf seine Werte besinnt, sich kennt einander wertschätzt und voreinander Respekt hat führt keine Kriege gegeneinander, sondern trägt zu einem friedlichen Miteinander bei“, appellierte der Landrat.

Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth verlas einige der über 100 gesammelten Friedensbotschaften, die mit dem Stein verankert wurden. Neben Botschaften von Bürgern und Politikern fanden auch Kinderbotschaften ihren Weg in den Friedensstein. Die Kinder äußerten unteranderem den Wunsch nach einem Aufwachsen ohne Gewalt und dem Recht zur Schule zu gehen. Auch Botschaften aus den Partnerstädten in Frankreich und Polen wurden in den Stein eingelassen.

Pastor Tim Ströver der evangelischen Kirchengemeinde Bargteheide forderte dazu auf, sich auf Frieden und Mitmenschlichkeit zu besinnen und den gesetzten Friedensstein als ‚Stein des Anstoßes‘ zu verstehen: „Man tritt mit dem Stein in den Dialog, wird angehalten, innezuhalten, sich selbst in Beziehung zu setzen. Diese Form der Kunst ist wichtig, denn sie eckt an und fordert zur Reaktion auf“.

Heute vor 75 Jahren endete das zwölfjährige nationalsozialistische Unrechtsregime in Deutschland. Politische Gegner wurden von Anfang an gefoltert und ermordet. Jüdische Deutsche wurden drangsaliert und verfolgt, diese Verbrechen gipfelten im industriell organisierten Massenmord an Millionen Menschen. Etwa sechs Millionen Deutsche starben im Zweiten Weltkrieg, die Sowjetunion erlitt einen Verlust von etwa 26 Millionen Menschen.

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