Auch wenn sich unser Denken und Handeln gerade hauptsächlich mit Corona befasst, dürfen wir den Klimawandel nicht aus den Augen verlieren. Er kann mit Überschwemmungen, Hitzewellen, mit Trinkwasserknappheit, mit der Einwanderung schädlicher Tier- und Pflanzenarten eine ganz andere Bedeutung bekommen als die Coronakrise.
Wie geht es weiter mit dem Klimaschutz in Bargteheide? Mit dieser Frage haben sich die Grünen auf ihrer Strategieklausur beschäftigt, die coronabedingt per Videokonferenz abgehalten wurde.
Die Bestandsaufnahme alleine ist schon ernüchternd. Zwar bestehen im Bund und in Schleswig-Holstein gesetzlich festgelegte Klimaziele, wie etwa eine Reduktion von CO2 um 55 Prozent bis zum Jahr 2030. Es gibt aber in den Bargteheider Parteien keine übereinstimmenden Vorstellungen, wie diese Vorgaben vor Ort umgesetzt werden sollen.
Immerhin will Bargteheide im Jahr 2050 klimaneutral sein, das wurde mit dem Klima Aktionsplan einstimmig im Dezember 2019 beschlossen. Aber eine Überprüfung des Bargteheider Klimaschutzkonzeptes von 2012 brachte vor kurzem zutage, dass die vor acht Jahren vereinbarten Ziele nur zu etwa zehn Prozent erreicht wurden. Da klafft eine riesige Umsetzungslücke. Auch hinsichtlich der notwendigen Maßnahmen gibt es keine Klarheit. Da formiert sich schon Widerstand, wenn es allein darum geht, kostenloses Expertenwissen einzuholen, um effektive Maßnahmen benennen zu können. Die könnten dann Geld kosten, das nicht vorhanden sei, heißt es dann.
Viele Rahmenbedingungen für den Klimaschutz werden auf Europa- und Bundesebene gesetzt. Aber zumindest in zwei Sektoren muss eine Kommune wie Bargteheide tätig werden. Das ist der Bereich Verkehr, mit einem Anteil von rund 20 Prozent aller CO2-Emissionen, und der Bereich Bauen und Wohnen, der mit 40 Prozent überhaupt der größte Verursacher von CO2 ist. Für Maßnahmen in diesen Sektoren gibt es eine Fülle großzügiger Förderprogrammen, die nach Meinung der Grünen unbedingt genutzt werden müssen.
Dazu haben die Grünen jetzt mehrere Arbeitsgruppen eingerichtet, unter anderen für „Mobilität“ und „Bauen“. Mit Experten wollen sie konkrete Vorschläge und womöglich auch Pilotprojekte erarbeiten. „Wir sind ganz an der Seite der SPD, wenn es um die Förderung des sozialen Wohnungsbaus geht“, so Ruth Kastner, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Darüber hinaus muss Bauen in Zukunft klimaverträglich sein, ob beim Flächenverbrauch, bei Baustoffen, Energiebilanz oder dem Umgang mit unserem Trinkwasser.“
In puncto Mobilität wollen sich die Grünen zunächst für eine parteiübergreifende Fahrrad-Koalition in der Stadt einsetzen und bündeln, was sie schon an Anträgen mit anderen Parteien eingebracht haben. Gerne nehmen die Grünen Anregungen und Ideen der Bürgerinnen und Bürger auf. „Wir wollen darüber hinaus ausloten, wie in Bargteheide ein geloster ,Bürgerrat für Klimaschutz‘ aktiv werden könnte“, so Kastner. „Denn wenn wir auch künftig ein angenehmes Leben führen wollen, dann müssen wir die Erderwärmung stoppen.“ Die Austrocknung von Teichen, die Hitzesommer und der Eichenprozessionsspinner, der unsere Region erreicht hat, seien alarmierende Zeichen.