Die Jusos Stormarn beschäftigen sich seit Monaten mit dem Projekt Müll- und Klärschlammverbrennungsanlagen Stapelfeld. Je tiefer sie eintauchten, desto größer wurde die Enttäuschung über den Ablauf des Verfahrens. Bei ihnen entstand immer wieder der Eindruck, der Kreis wäre erheblich unter Druck gesetzt worden.
Für die Jusos wirkt der Kreis letztendlich machtlos gegenüber den Betreibern der MVA. Hätte man die fragwürdige Klärschlammverbrennungsanlage nicht genehmigt, wäre als
Konsequenz vermutlich beim Neubau der MVA auf die billigste Technik gesetzt worden.
Juso- Kreischef Jonathan Braun (20) hat den Verdacht, dass „der Kreis die Klärschlammverbrennungsanlage letztlich genehmigen musste, um die Betreiber dazu zu bringen, ihre Müllverbrennungsanlage wenigstens mit einigermaßen modernen Filtern auszustatten. Das Ganze hat in meinen Augen Skandalcharakter!“
Nun wollen die Jusos Stormarn alles daransetzen, die Anlagen so umweltschonend wie möglich zu machen. Die Gesundheitsgefährdung für Anwohner soll minimiert werden.
Braun dazu: „Wir werden alles tun, was möglich ist, um dieses Projekt noch so weit es geht zu entschärfen. Dabei sind wir sehr dankbar für die Arbeit von Bürgerinitiativen wie BIG Stapelfeld oder DBMK (Das Bessere Müllkonzept).“
Die Jusos meinen, man muss der Wirtschaft besser auf die Finger schauen. Dass man die MVA Stapelfeld nicht zurück in öffentliche Hand geholt hat, sei daher besonders ärgerlich.
Stattdessen gehöre diese wichtige Infrastruktur jetzt der chinesischen Beijing Enterprices Holding Ldt. „Der Müll und der Klärschlamm aus vielen Regionen Norddeutschlands wird bei
uns verbrannt, der Gewinn fließt nach China ab: bei diesem Projekt läuft wirklich alles falsch, was falsch laufen kann!“ Sagt Braun.
In einem Zeitalter, in dem fast jeder verstanden hat, dass es Umweltschutz braucht, ist dies für die Jusos nicht hinnehmbar. Anstelle von ständigen Einschränkungen für die Bürgerinnen
und Bürger, wollen sie die Wirtschaft stärker in die Verantwortung nehmen.
Zur Person:
Jonathan Braun (20) studiert Rechtswissenschaft und ist seit Mitte 2020 Kreisvorsitzender
der Jusos Stormarn.
Wie schade, dass sich die Jusos nicht schon früher darum gesorgt haben. Rechtzeitig nämlich, als in dem zweijährigen Genehmigungsverfahren nach BImschG noch Einflussmöglichkeiten bestanden. Aber auf dem Erörterungstermin Ende 2019 in Großhansdorf habe ich sie nicht gesichtet. Und von einer Juso-Stellungnahme war auch nichts zu lesen. Die Naturschutzverbände BUND und NABU, Schulter an Schulter mit lokalen Initiativen und der BIG haben leider 2 Jahre ohne Juso-Unterstützung gekämpft.
Die Naturschutzverbände und BIs haben es zumindest geschafft, mit ihren Stellungnahmen auf Basis von 6500 Seiten Genehmigungsunterlagen und mit ihren Beiträgen auf dem dreitägigen Erörterungstermin, dass die Genehmigungsanträge nachgebessert werden mussten, um nach neuesten BVT-Regelungen der EU bessere Grenzwerte einzuhalten. Dafür musste man seinen Wecker aber auf 2019 stellen.