Der Hamburger Grafikdesigner Gert Hille übersetzt Musik in farbige Bilder. Zu sehen in der Bargteheider Buchhandlung
Alles ist Musik
oder
Gemälde nach Noten
Oder
Die Harfe spielt in Sonnengelb
Kann man Musik sehen? Den Herzschlag eines Stücks wie bei einem EKG sichtbar machen? Die Antwort lautet: Ja, man kann. Besser gesagt: Gert Hille kann das. Der Hamburger Grafikdesigner entwickelte eine Technik, um Klänge unterschiedlicher Instrumente in Farben zu übersetzen. Seine neuen Bilder sind jetzt in einer Ausstellung in der Bargteheider Buchhandlung zu bewundern. Ein QR-Code auf den Bildern ermöglicht es dem Betrachter eine Verbindung zu YouTube herzustellen, so dass er die Musik direkt hören kann.
Hille nahm die Tonspuren von drei Interpretationen desselben Stücks („Metamorphosis II“ des bekannten Komponisten Philip Glass) und verglich sie. „Ich wollte mit gestalterischen Mitteln herausfinden, ob es Unterschiede im Klangbild gibt, wenn das Werk mit unterschiedlichen Instrumenten gespielt wird.“
Das Ergebnis: Bei ihm sucht sich die Harfe ein sanftes Sonnengelb und Kirschrot für ihre flächigen und lieblichen Klangfolgen, eilt die Geige in feinnervigem Zickzack von Grün zu Gelb und Blau und Rot, während das Klavier, für das Philip Glass seine „Metamorphosis“ komponierte, mit seinen kraftvollen Ocker-, Grün- und Rottönen eine fast beruhigende Wirkung entfaltet.
Gert Hille benutzt für seine Bilder weder Pinsel noch Stifte, sondern Malspachtel, womit ihm fast transparente Farbebenen gelingen. Er studierte an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg, arbeitet erfolgreich als Grafikdesigner u.a. in Werbeagenturen und Buchverlagen und ist seit 2011 Mitglied im Kunstkreis Bargteheide.
Da Hille Musik und Literatur über alles liebt, erzählen seine Bilder immer eine Geschichte. Zum Beispiel über die Farbsysteme RGB und CMYK, die er als zwei gegensätzliche Männergruppen darstellt. Um die Unterschiede zwischen den beiden Farbsystemen erkennbar zu machen, hat er sie RGB Bros. („We are the Light“) und CMYK Corp. („Darkness forever“) genannt und ihnen bestimmte Charaktereigenschaften zugeordnet.
In der Buchhandlung liegt auch sein neues Buch über Edgar Allen Poes Kurzgeschichte „Der Fall des Hauses Ascher“ aus. Die Visionen zu den Bildern und Typografien schenkte ihm auf einer Fahrt durch Stormarn ausgerechnet das Schloss Grabau. „Mit dieser Arbeit wollte ich von dem gängigen Klischee vieler Illustrationen zu Poes Arbeiten abweichen, in denen der Schrecken im Vordergrund steht. Ich fand es immer unangemessen, dass Poe auf Spuk- und Horrorgeschichten reduziert wurde und wird.“
Abgesehen von der im November geplanten Ausstellung „Bildkunst“ des Bargteheider Kunstkreises, bewegt den Künstler derzeit ein neues Projekt – wie all seine Werke „ein Lieblingsprojekt“: Puccinis Oper „Turandot“. Welche Szene, welche Figur, welche Arie es sein wird, von der Hille in seinem neuen Bild erzählen wird, weiß er noch nicht. „Nessun dorma“ – irgendwie zu erwartbar, findet er. Andererseits – was müsste das für ein Farbrausch sein!