Aufforstung am Bornberg beginnt

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Bargteheide – Der Kahlschlag zwischen der Lohe und dem Südring wird jetzt wieder aufgeforstet. Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht stellte das Projekt heute vor. Vor einem Jahr hatte die Fällung für beträchtlichen Wirbel gesorgt. Für Fragen hatte auch die Neueinstufung des Areals als Wald gesorgt. Zunächst hieß es, dort befinde sich gar kein Wald, dann schwenkte die zuständige Behörde aber um.

Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht und Steffen Burkhardt, der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn beim Ortstermin zwischen Südring und Am Bornberg.

Auslöser für den ungewollten Kahlschlag war eine Fehleinschätzung in der Bewertung der Fläche. Ursprünglich waren lediglich Pflegemaßnahmen geplant, die zum einen die Verkehrssicherung berücksichtigen als auch die in 1986 zu dicht gepflanzten Bäume lichtet. Zuvor war die Fläche, die als Grünfläche kartiert ist, über viele Jahre nicht gepflegt worde. Dadurch ist dann rechtlich ein Wald entstanden.

Jetzt werden 1300 Bäume und Waldsträucher auf der Fläche angepflanzt. „Es sind Vogelkirsche, Bergahorn, Stieleichen und Hainbuchen“, erklärt Steffen Burkhardt, der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn. Die jungen Bäume sind zwischen 80 und 120 Zentimeter groß und müssen in den kommenden Jahren noch vom übrigen Bewuchs freigeschnitten werden. Falls einige nicht anwachsen sollten, werden sie im kommenden Frühjahr ersetzt. Einige noch vorhandene Haselsträucher wurden auch auf den Stock gesetzt, damit sie im Frühjahr wieder austreiben können. „Es gibt hier einen Bestand der seltenen Haselmaus“, erklärt Burkhardt. Die Kosten betragen rund 10 000 Euro.

So sah die Fläche heute aus

Nach der Fällung vor einem Jahr habe das Gelände ziemlich wüst ausgesehen, so Burkhardt. „Wir haben mit Sachverständigen einen Maßnahmenkatalog dafür entwickelt, um die Aufforstung klimaverträglich zu gestalten.“ Die geschredderten Baumreste aus dem Vorjahr bleiben als Wall am Rand der Fläche liegen. „Sie verrotten und bilden Hohlräume, die neuen Lebensraum für Insekten und andere Tiere bilden“, sagt Burkhardt. Die übrigen Stämme werden zu Holzhackschnitzeln verarbeitet, denn anderweitig dürfen sie nicht verwendet werden.

„Die Fällung war eine folgenreiche Fehlentscheidung, die in bester Absicht gefällt wurde um die Fläche zu erhalten“, sagt die Bürgermeisterin. Denn viele Jahre lang sei sie nicht gepflegt worden und die Bäume hätten viel zu dicht gestanden. Jetzt entstehe hier aber eine ökologische Vorzeigefläche. Das Geschehen sei transparent auf der Homepage der Stadt dokumentiert worden, auch die Anlieger seien in die Maßnahmen einbezogen worden.

4 Kommentare

  1. Es ist schon erschreckend, wie die Bürgermeisterin ihre Verantwortung für den Kahlschlag als Leiterin der Verwaltung auf andere abwälzt. Der Kommentar von Lutz Kastendieck im Hamburger Abendblatt vom heutigen Tag spricht Bände:“ Der Wunsch ist groß, dass möglichst bald Gras, Pardon, Bäume über den fatalen Kahlschlag am Südring wachsen möge(n). Darin sind sich zumindest Bargteheides Bürgermeisterin und die Grünen der Stadt einig. Dass das viele Bürger, Vertreter anderer Parteien, vor allem aber Klima- und Umweltschützer anders sehen, ist nachvollziehbar. Bis heute ist die Verwaltungschefin nicht bereit, die Vorgänge rund um die rechtswidrige Fällorgie wirklich lückenlos und transparent aufzuklären.
    Dass sie die Bewerbung für den Bundeswettbewerb bereits im Mai selbst unterschrieben hat, also sechs Monate vor dem Kahlschlag, beweist, dass die Stadtverwaltung ganz bewusst Freiraum für das Projekt Stadtgärtnern schaffen wollte. Denn das Szenario am Südring war dort bereits detailliert beschrieben worden.
    Unerklärlich bleibt indes, warum vermeintlich fachkundige Mitarbeiter des Bargteheider Bauhofs offenbar nicht in der Lage waren, einen Wald von einer Grünfläche zu unterscheiden. Vielleicht, weil das Vorzeigeprojekt unter allen Umständen durchgepeitscht werden sollte? Dass zwei der besonders eng eingebundenen Mitarbeiterinnen das Rathaus inzwischen verlassen haben, wirft neue Fragen auf. Sind sie zu Bauernopfern gemacht geworden?“.(
    Und wer sich das Gelände in den letzten Monaten näher angeschaut hat wird festgestellt haben, dass bereits Pfade usw. angelegt wurden, obwohl doch eigentlich nur Baumpflegemaßnahmen durchgeführt werden sollten. Wahrheits – und Naturliebe werden von der Bürgermeisterin klein geschrieben. Es ist zu erwarten, dass neben den € 10.000 für die Wiederaufforstung weitere Kosten auf die Stadt zukommen werden, denn das Bußgeld für die illegale Baumfällaktion wurde vom Kreis noch nicht festgelegt, aber man spricht von €50.000 in diesem Zusammenhang.

    • Sehr geehrter Herr Bueschler,

      der Kommentar von Herrn Kastendieck enthält auch nicht weitere Wahrheiten, wenn er hier wiederholt wird.

      Die Unterstützung der Grünen zur Wiederwahl der amtierenden Bürgermeisterin heißt nicht, das die Grünen die Fällaktion und deren Aufklärung gutheißen würden. Der Kahlschlag wurde von den Grünen seinerzeit massiv kritisiert. Für ein Stadtgärtnern war und ist die Fläche nicht geeignet. Da wäre Brachland oder eine andere minderwertige Fläche eindeutig besser geeignet. Eine Abstimmung mit der Politik hätte im Hinblick auf die geplante Nutzungsänderung in jedem Fall stattfinden müssen. Die Grünen sehen das also nicht anders als viele Bürger*innen, Vertreter anderer Parteien und Klima- und Umweltschützer. Herr Kastendieck behauptet in diesem Punkt falsch!

      Wenn sich jemand die Mühe macht und im Ratsportal die jeweiligen Protokolle und Berichte der Verwaltung liest, wird der Vorgang nämlich durchaus deutlich. Auch wurden in Sitzungen und Videokonferenzen ausführlich und detailliert berichtet und auch klärende Dokumente offengelegt. Wer jetzt von offenen Fragen spricht, versucht wohl nur mit allen Mittel einen Vorsatz herbeizureden. Unbestritten ist das von Mitarbeitenden im Vorweg, vor Ort und auch bei der Aufklärung Fehler gemacht wurden. Das Summieren von Fehlern ist aber nicht automatisch als vorsätzliches Handeln zu bewerten.

      Nebenbei bemerkt, hätte auch die beauftragte Fachfirma erkennen können und müssen, das es sich um einen unerlaubten Kahlschlag handelt.

      Im Hinblick auf eine offene, kluge und innovative Fehlerkultur ist es wichtig dafür zu sorgen, das es nicht wieder zu solchen Fehlern kommt. Die Politik hat im Ausschuss Umwelt, Klima und Energie den sachlichen Teil-Landschaftsplan als Vorstufe für einen neuen Flächennutzungsplan einstimmig auf den Weg gebracht. Mehrheitlich und ohne Gegenstimmen wurde die Verwaltung beauftragt ein Ökokonto- und Kompensationsverzeichnis zu erstellen, in welchem auch Zustand und Pflegemaßnahmen dokumentiert werden. Somit ist sichergestellt, das notwendige Pflegemassnahmen nicht jahrzehntelang versäumt werden. Ein konstruktiver und sachlicher Umgang mit den gemachten und unbestrittenen Fehlern hilft, wertvolles Wissen und Zeit nicht unnötig zu vergeuden.

      Der Kommentar von Herrn Kastendieck verliert sich da leider mehrheitlich in Vermutungen.

  2. Es ist schade, dass die Bürgermeisterin diese Gelegenheit nicht genutzt hat, endlich die Wahrheit zu veröffentlichen und Verantwortung zu übernehmen. Zwei der involvierten Rathaus-Mitarbeiterinnen haben inzwischen gekündigt. Hätte die Verwaltungsleiterin die Verantwortung gleich zu Anfang übernommen, wäre das vermeidbar gewesen und das Thema wäre auch längst erledigt. Fehler passieren nun mal. Und wer Verantwortung trägt, stellt sich gefälligst vor seine Leute und sucht die Schuld nicht bei anderen.

    Tatsache ist, dass die „zuständige Behörde“ zu keiner Zeit gesagt hat, dort befände sich kein Wald. Tatsächlich war das Forstamt Mölln überhaupt nicht informiert und ist deshalb auch nicht „umgeschwenkt“. Die untere Naturschutzbehörde war lediglich über angebliche „Pflegemaßnahmen“ und eine „Läuterung“ (Auslichtung im Jungwald) unterrichtet worden. Das war kein Grund, tätig zu werden. Und die Behauptung während der Pressekonferenz vor Ort, der Kahlschlag sei 2020 nicht zum Zweck des Stadtgärtnerns erfolgt, ist ebenfalls falsch. Die Kahlschlagflächen wurden schon im Mai 2020 als „Streuobstwiese“ und „Gemüsebeet“, „Lehrpfad“ usw. im Antrag für das Urban Gardening dargestellt, unterschrieben von der Bürgermeisterin. Im November 2020 erfolgte dann die eigenmächtige Fällung im Auftrag der Verwaltung.

    Die Bäume standen nach Aussage des Forstamtes auch weder zu dicht noch gefährdeten sie die Verkehrssicherheit. Der Wald war gesund. Ein Biotop hat dann den höchsten Wert, wenn es naturbelassen bleibt, nicht wenn es „gepflegt“ wird – was immer das auch sein mag. Jetzt werden auf der Fläche wieder die gleichen Baumarten gepflanzt, die schon vorher dort standen. Von den 1.300 Setzlingen werden nach 35 Jahren wiederum nur einige hundert übriggeblieben sein.

    Dass hier von einer „ökologischen Vorzeigefläche“ geredet wird zeigt, wie anthroprozentrisch immer noch gedacht wird. Die Natur ist nichts, was vorgezeigt werden sollte. Man muss sie einfach mal in Ruhe lassen, großflächig und im Verbund vieler Biotope in ganz Bargteheide.

    Norbert Muras

  3. Sehr geehrter Herr Leidner,
    die Wiederholung von Unwahrheiten, nur um die Bürgermeisterkandidatin der Grünen zu schützen, macht die Sache nicht besser.
    Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum wir Bargteheider weiterhin so offensichtlich belogen werden.
    Ich möchte nur auf das Konzept der Stadt für den Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ verweisen (http://www.bargteheide.ratsportal.net/pi/___tmp/tmp/45081036/huLNuKFRce5fxq4FrRdfVDaM11LrUzZx4u2EXpat/ZgDSbeIm/77-Anlagen/01/WettbewerbsbeitragBargteheide_Stadtgaertnern_N.pdf)
    Der von der Bürgermeisterin gebilligte Kahlschlag bezieht sich genau auf das Gebiet, dass in dem o.g. Konzept benannt wird, Zufall?
    Ich hätte erwartet, dass zumindest ein ausgewiesener Kommunalpolitiker die Konzepte der Stadt Bargteheide rund um das Thema „Klimaschutz“ kennt Da diese nicht der Fall zu sein scheint, hier ein Auszug aus dem Konzept:
    Wettbewerb „Naturstadt- Kommunen schaffen Vielfalt“
    Wettbewerbsbeitrag der Stadt Bargteheide Kurzbeschreibung „Gemeinsam Zukunft säen für Bargteheide – eine Einladung zum Stadtgärtnern“
    Bargteheide erschafft mit dem Projekt „urban-gardening“ neue Stadtnatur: Die Idee: Ein großer Schrebergarten ohne Zäune. Gemeinschaftsbeete, die allen offenstehen, die Lust haben mitzuarbeiten und zu ernten — das ist gemeinschaftliches, ökologisches, weltoffenes Gärtnern in der Stadt, also „urban gardening“. Auf einem Gelände von 2100m² entstehen in Bargteheide Gemeinschaftsgärten, eine Streuobstwiese, eine Imkerei, Lebensräume für Insekten uvm. Dieser Ort biologischer Vielfalt bietet Erholungsräume und Ansatzpunkte für Umweltbildungsprojekte. Die Fläche ist zentral in Bargteheide gelegen, durch Wohnbebauung und die Südumgehung begrenzt. Letztere war der Grund, dass das Gelände 1985 in den Besitz der Stadt kam. Gedacht für die Trassenführung „verschwand“ eine nicht benötigte Restfläche von den Bebauungsplänen. Sie wird bis heute als „weißer Fleck“ geführt. 1986 wurden Jungbäume, wie Birken, Buchen, Weiden und Kirschen gepflanzt. Eine Bestandsregulierung der Anpflanzung erfolgte nie. Das Grundstück ist verwildert. Es werden Fremdmüll, Gartenabfälle, Rasen- und Gehölzschnitt abgelegt. Wind- und Totholzausbrüche von Bäumen verblieben auf dem Grundstück.
    Tja, jetzt verschwand nicht eine Restfläche, sondern gleich ein ganzer Wald mit seiner ganzen Artenvielfalt.

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